Samstag, 17. Oktober 2015

Ich "liebe" Vorurteile...

Dass Altendorf nicht gerade zu den beliebtesten Stadtteilen Essens zählt, ist bekannt - hoher Ausländeranteil, Kriminalität...allerdings nervte mich doch die Berichterstattung zu dem Fall, dass ein 43-jähriger frühmorgens auf dem Weg zur Arbeit auf der Altendorfer Straße von zwei Jugendlichen zusammengeschlagen wurde und vor wenigen Tagen seinen schweren Kopfverletzungen erlegen ist.

Der Ausgang des Überfalls ist tragisch, insbesondere für die Familie und Freunde des Getöteten, aber gerade der WDR tat sowohl in der Aktuellen Stunde als auch in der Lokalzeit Ruhr so, als wenn solche Zwischenfälle nur in Altendorf passieren könnten und nirgendwo sonst in Essen. Als Trailer wurde zunächst die Altendorfer Straße in Höhe der Helenenstraße gezeigt, verbunden mit dem Hinweis "Die Altendorfer Straße in Essen ist schon für Kriminalität bekannt..." Hallo???? Populistischer und sensationsheischender ging's echt kaum, sorry. Ich denke ohnehin, dass die Altendorfer Straße selbst gar nicht so der Schauplatz von Kriminalität ist, sondern meist eher die Nebenstraßen, wie z. B. Ehrenzeller Straße, Röntgenplatz, Dorstener Straße, Amixstraße usw.

Und in der Lokalzeit Ruhr mimte Moderatorin Desirée Rösch die Pseudobetroffene im Gespräch mit einer Psychologin - deren Ausführungen mir sogar gefallen haben, weil sie nicht alles nur auf einen Blickwinkel reduziert hat - und laberte  "Ja, ausgerechnet in Altendorf..." Ist jetzt jeder, der in Altendorf wohnt, ein potentieller Verbrecher? Ich glaube kaum...

Ja, und ausgerechnet beim WDR hört man immer so einen Kappes. Vermutlich war Frau Rösch noch nie selbst in Altendorf und hat mal blindlings das übernommen, was sonst so durch die lokalen Medien geistert. Das machen auch manche "Besser-Rüttenscheider" ganz gerne und erzählen in der WAZ, dass sie so gerne in Rüttenscheid bei den Reichen, Schönen und Bekloppten wohnen, aber dass sie ja nie nach Altenessen wollten. Klar, vermutlich waren diese Schmalspur-Klischee-Widerkäuer nicht ein einziges Mal in Altenessen und kennen die Vorurteile alle nur vom Hörensagen, aber als Besser-Rüttenscheider hat man ja schließlich einen Ruf zu verlieren, indem man Blödsinn erzählt bzw. alles, was Mami und Papi mal über die Altenessener gesagt haben :o)). "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder, geh doch in die Oberstadt, mach's wie deine Brüder..."

Opfer einer Straftat kann man überall in Essen und in jedem Viertel jeder anderen Großstadt werden, das passiert nicht nur in Altendorf, Altenessen oder Borbeck. Allerdings hängen die Medien das immer ganz gerne an die große Glocke, wenn es in den "schlechten Teilen" Essens zu Kriminalität gekommen ist. Überfallen werden kann man auch in Bredeney, Rüttenscheid oder im Stadtwald, aber wenn da wirklich mal was passiert, wird das kaum erwähnt bzw. relativiert, aber wenn etwas nördlich vom A40-Äquator passiert, dann war das ja schon vorauszusehen, haha. Manchmal könnte ich die Redakteure bei solch einem populistischen Schwachsinn ohrfeigen, denn mit dem Klammerbeutel gepudert wurden ohnehin leider schon viele von denen :o).

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