...bzw. seinem Spruch "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten!" :o).
Konkret nervte mich mal wieder ein Beitrag des WDR, in dem die Wirtschaft jubelte, weil jetzt wegen den Flüchtlingen mindestens 50.000 neue Wohnungen gebaut werden können und dass der Zuzug ausländischer Fachkräfte gut sei, um dem Fachkräftemangel und dem demographischen Wandel zu begegnen. Ich habe lediglich mal freundlich darauf hingewiesen, dass es nicht nur ausländische Arbeitslose gibt, sondern auch viele, gut qualifizierte Deutsche jenseits der 35 (teilweise auch jünger), die keiner (mehr) haben will. Zudem ist es ja auch nicht fair gegenüber den Flüchtlingen, die kategorisch im Niedriglohnsektor beschäftigen zu wollen.
Abgesehen von einem Plus für meinen Kommentar kam ein Gegenkommentar, was grundsätzlich auch in Ordnung ist, aber der Grundtenor lautete, dass Arbeitslose alle faul seien und gar nicht arbeiten wollten, deshalb freute sich der Kommentator so über arbeitswillige Flüchtlinge. Na, vielen Dank auch für den Schlag ins Gesicht jedes arbeitswilligen und qualifizierten Arbeitslosen, dass er mit dem Bodensatz, der echt keinen Bock auf Arbeit hat, in einen Topf geworfen wird. Soviel also zu dem Zitat von Dieter Nuhr.
Dieses medien- und politikgesteuerte Gewäsch sollte der Kommentator mal allen Arbeitslosen erzählen mit vielen Jahren Berufserfahrung und guter Qualifikation, die von einem auf den anderen Tag auf der Straße stehen, weil ihr Betrieb geschlossen oder zumindest verkleinert bzw. schöner ausgedrückt restrukturiert wird. Auch wenn manche Schmalspurdenker es nicht glauben mögen: Nicht nur faule Säue, denen man ein Arbeitsverhältnis nicht zumuten kann, weil sie dann früh aufstehen müssen, stehen auf der Straße, sondern auch Menschen, die viele Jahre in Brot und Arbeit waren. Da nützt es auch nix, wenn diese gut qualifizierten, motivierten Arbeitslosen mehrere hundert Bewerbungen raus hauen, wie z. B. mein geschätzter Freund +Sven Krämer, der in einem halben Jahr weit mehr als 100 Bewerbungen verschickt hat und leider immer noch auf die Arbeitslosigkeit zusteuert.
Ich denke da auch an meine früheren Kunden, die vielfach 20, 25 Jahre in ein und demselben Unternehmen waren und gedacht hätten, sie könnten bis zur Rente dort bleiben - bis die Bankenkrise kam und die Menschen praktisch von heute auf morgen gezwungen waren, sich etwas Neues zu suchen, weil der Betrieb dicht gemacht wurde. Nun spricht ja eine lange Betriebszugehörigkeit eigentlich für die dauerhafte Zufriedenheit des Arbeitgebers mit der Leistung seines Mitarbeiters - manche Arbeitgeber deuten sich das dann aber ganz gerne so um, dass Menschen, die länger als zehn Jahre in ein und demselben Betrieb tätig waren, geistig unflexibel seien und sich auf nichts Neues mehr einstellen können. Umgekehrt werden Menschen mit mehrere kürzeren Arbeitsverhältnissen, auch wenn das Verschulden dafür gar nicht bei ihnen liegt, als Jobhopper abgestempelt. Ja, wat denn nu? Jobhopping ist nicht okay - eine lange Betriebszugehörigkeit aber auch nicht?! Offenbar kann der Bewerber es nur verkehrt machen.
Ach ja, ich vergaß angesichts des Kommentars: Dass meine Kunden damals von Arbeitslosigkeit bedroht waren und zu einem kleinen Teil auch arbeitslos geworden sind, lag ja nicht an der Wirtschaft, sondern daran, dass die trotz etlicher Jahre Berufstätigkeit keine Lust hatten zu arbeiten und nur darauf gewartet haben, endlich ALG I vom Staat kassieren können. Achtung, das war jetzt ironisch und keinesfalls ernst gemeint! :o)
Von der Behandlung gut qualifizierter, motivierter Bewerber durch manche Arbeitgeber will ich erstmal gar nicht sprechen. Manche Menschen, auch die mit Führungserfahrung und umfassenden Qualifikationen, waren vielen Unternehmen ja noch nicht mal eine Antwort wert - und wenn der Bewerber es dann noch gewagt hat, sich mit 50 plus woanders zu bewerben, ist es leider mehr als einmal passiert, dass die Bewerbungsmappe einfach nur umgetütet wurde, ohne Anschreiben, ohne irgendwas. Warum sollte ich auch als Firma höflich sein, dies aber umgekehrt von meinen zukünftigen Mitarbeitern erwarten?
In Unternehmen wird ja auch immer die sog. Diversity, also Vielfältigkeit, beschworen - in der Praxis ist davon leider nicht viel zu merken. Sobald jemand auch nur einen Zentimeter nach rechts oder links vom Mainstream abweicht in irgendeiner Hinsicht, ist er für viele Firmen schon uninteressant, weil die Diversity zwar ein schönes Schlagwort ist, aber in den Köpfen mancher Personaler nicht so ganz angekommen ist. In Deutschland muss es für alles eine Schublade und ein starres Schema geben - und wer aus etwaigen Gründen nicht in eine passt, hat halt Pech gehabt. Dieses vernagelte Denken erklärt auch die Beliebtheit mancher monostrukturierter Karrierewebsite wie Stepstone oder Karrierebibel, denn da wird auch ganz gerne mit Schema F argumentiert und dem Bewerber an Absagen grundsätzlich die Schuld gegeben - kein Wunder, dass gerade solche Plattformen bei den Medien sehr beliebt sind, weil die es ihnen so schön einfach machen und das eigene Denken bzw. Recherchieren abnehmen.
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