Freitag, 21. Oktober 2011

Auszüge aus Kinderaufsätzen als Inspiration für ein Drehbuch

Vor wenigen Jahren geisterte mal eine lustige Präsentation durchs Netz, in der niedliche Stil-Blüten aus Kinderaufsätzen zitiert wurden, wie z. B.

  • An Allerheiligen ging es sehr feierlich auf dem Friedhof zu, denn der Pfarrer besprang mit seinem Wedel die Friedhofsbesucher. (Die Sau!)
  • Als die Menschen anfingen, aufrecht zu gehen, wurden Sie Ägypter. (Das war mir neu!)
  • Auf der Hochzeit meiner Schwester ging es sehr feierlich zu. Während im Hintergrund ein älterer Herr leise orgelte, vollzog der Standesbeamte an meiner Schwester die Ehe. (Noch ne Sau!)
Entscheidend für das nachfolgende Drehbuch war jedoch das lustige Zitat eines Kindes zu einer Schlägerei in der Kneipe seiner Tante:

"Vor zwei Wochen gab es in der Kneipe meiner Tante eine Schlägerei, die sich auf der Straße fortpflanzte!" (Kommentar hierzu: Das tut man ja auch nicht!). Hihihi!!!!

Drehbuch "Die kleine wilde Kneipe"

Starring:
  • Der achtjährige Nils, Sohn von Mildred - ein achtjähriger Junge, rekrutiert an einer Essener Grundschule
  • Die meckernde Mildred, Mutter von Nils, Kneipenbesitzerin, Wirtin - Steffi
  • Die pipinierende Pia, schwangere Spülhilfe mit dauerndem Harndrang  - Marina
  • Der krasse Klaus-Pascal, angetrunkener Koch mit Kölschem Dialekt- Timo
  • Die krekele Karin, Küchenhilfe und fröhliche Schnapsdrossel - Renate
  • Die hungrige Humbuga, Kellnerin, hundeliebe Freundin von Kelly - Uli
  • Die kesse Kelly, Kellnerin - Alex
  • Der toughe Thorsten, gelenkiger Gast mit Humor - Thorsten
  • Der blasenschwache Bertram, Gast mit Sextaner-Blase - Thomas
  • Der schüchterne Sascha-René, arbeitsloser Gast mit Freude an Sandburgen - Olli
  • Herkules, Hund von Humbuga - Herkules
  • Wilfried, der wiehernde Wellensittich - ein hellblauer Wellensittich aus dem Essener Tierheim-
Als Drehort ist die Kneipe Alt-Katernberg am Katernberger Markt im Nordosten der Stadt Essen ausgewählt worden.

Setting:
12 Uhr mittags! In der Kneipe Alt-Katernberg ist alles wie immer: Die hungrige Humbuga hat mal wieder Hunger und nötigt Klaus-Pascal, sich mal mit dem Leberkäs und den Spiegeleiern zu beeilen. Klaus-Pascal, der in der früh eine Rose hinterm Scheibenwischer seines Wagens vorgefunden hat, süppelt Kölsch und hält Humbuga für nen Otto (= Idiot). Er weist die bereits mit Wacholder-Schnaps getränkte, fröhlich kichernde Karin an, endlich mal mit den Eiern zu Potte zu kommen, doch Karin verhätschelt erst mal ihren wiehernden Wellensittich Wilfried, bevor sie sich um die Spiegeleier kümmert.

Die pippinierende Pia sortiert frisch gespülte Gläser ein, wenn sie nicht mal wieder gerade auf's Klo muss. Mildred meckert, weil wieder nur männliche Gäste in der Kneipe sind, die ihrer Kellnerin, der kessen Kelly, den Hof machen - und dann kommt auch noch ihr Sohn aus der Schule, der sich über die Mathe-Aufgaben beschwert, weil man da überlegen muss. Der toughe Thorsten, der schüchterne Sascha-René und der blasenschwache Bertram sitzen an unterschiedlichen Tischen und schäkern wechselweise mit der kessen Kelly rum, wobei sie sich auch schon mal gegenseitig eifersüchtig anknurren. Alle drei Herren hatten auch ne Rose hinterm Scheibenwischer ihres Wagens und jeder denkt natürlich, dass die Rose von Kelly war in Unkenntnis darüber, dass andere Herren die auch an der gleichen Stelle ihres Wagens hatten. Bertram muss alle zehn Minuten pullern. Mildred macht hinterm Tresen das betretene Gesicht und schüttelt den Kopf - entweder rennt der Typ auf's Klo oder Humbuga. Einer muss wohl immer pullern...hoffentlich sind die auch alle treffsicher, denn sonst regt sich ihre Reinigungsfrau, die hysterische Hatice, wieder auf, wenn sie morgen kommt und das Herrenklo ist versifft. Allerdings kann Mildred Hatices Unmut in der Beziehung auch verstehen, denn sie hasst es auch, wenn die Kerle im Stehen pinkeln - leider wäre es zu teuer, die Pissoirs umrüsten zu lassen, damit die Männer auch nur noch im Sitzen urinieren können.

Humbuga ist froh, als sich die Küchentür öffnet und die krekele Karin mit Leberkäs und Spiegelei kichernd angewankt kommt, um ihr endlich ihr Essen zu servieren. Im Hintergrund chilpt und wiehert Wilfried fröhlich vor sich hin - er mag den Essensgeruch, seine Besitzerin und auch die anderen Menschen hier in der Kneipe. Klaus-Pascal rülpst wie ne Böllerkanone, während er Bratwürste in die Pfanne legt. Die pipinierende Pia lässt neues Spülwasser ins Becken, flitzt dann aber schon wieder los, weil sie pullern muss...sie ist schon total frustig, weil bei ihr dauernd "Wasser marsch" angesagt ist, dabei ist sie doch gar keine Feuerwehrfrau und auch nicht mit nem Feuerwehrmann verheiratet.

Während die krekele Karin die Würstchen in der Küche beaufsichtigt, wankt Klaus-Pascal breit grinsend - breit im wahrsten Sinne des Wortes - zur kessen Kelly und bedankt sich bei ihr für die nette rote Rose hinter seinem Scheibenwischer. Sie schaut ihn irritiert an und da erhebt sich auch schon der toughe Thorsten, um Klaus-Pascal anzumeckern, denn was fällt dem Vollhorst denn ein, sich da an "seine" Kelly ranzumachen? Auch Bertram - der gerade mal nicht pinkeln muss - und selbst der schüchterne Sascha-René mischen sich ein, denn natürlich glaubt jeder, dass die Rose bei den anderen per Zufall hinter den Scheibenwischer gekommen ist und nur derjenige selbst ne Rose von der kessen Kelly bekommen hat. Humbuga, ihr kleiner Hund Herkules und Kelly versuchen zu schlichten - insbesondere Kelly, die die Männer aufzuklären versucht, dass sie niemandem ne Rose hinter den Scheibenwischer gepappt hat. Der Streit eskaliert, sodass die Vier überhaupt nicht hören, was ihre Angebetete ihnen zu sagen hat. Herkules bellt los, sodass es Kelly noch weniger gelingt, sich Gehör zu verschaffen. Mildred macht erst das betretene Gesicht und blickt strafend zu Kelly rüber - die macht aber auch immer alle Kerle verrückt...! Als die ersten Schubsereien unter den Kontrahenten los gehen, reicht's ihr, denn sie schmeißt mit nem nassen Spülllappen nach den Männern. Die gehen darauf jedoch kaum ein, sondern verlagern ihre Rauferei nach draußen auf die Katernberger Straße, an der die Kneipe liegt. Mehr oder weniger freiwillig werden auch andere Passanten mit in die Schlägerei hinein gezogen, die sich mittlerweile zwischen Kellys vier Verehrern entwickelt hat. Bertram bemerkt noch nicht mal mehr seine Sextaner-Blase, so sehr ist er damit beschäftigt, Sascha-René zu vermöbeln, der ihm jedoch immer in den Bauch boxt. Der ehemalige Kunstturner Thorsten zeigt seine Bodenturnkünste und setzt neben seinen Fäusten auch seine Füße ein, während er so mit Salti und Radschlag über den Bürgersteig tobt. Zunächst geht Klaus-Pascal zu Boden, doch er berappelt sich recht schnell wieder und vermöbelt einen alten Opa, der die Kampfhähne mit seinem Stock zu trennen versucht hat. Seine kleinwüchsige Ehefrau findet das alles andere als witzig und beißt Klaus-Pascal ins Bein, damit er von ihrem Mann ablässt. Thorsten hat derweil Zoff mit zwei Lilliputanern, die versehentlich seine Füße ins Gesicht bekommen haben. Schließlich setzt er sie genervt in die Blumenkästen vor Mildreds Kneipenfenster. Eine vorbeifahrende 107 klingelt gereizt, da der Fahrer befürchtet, dass ihm die prügelnde Horde noch vor die Bahn fällt und er jemanden unfreiwillig überfährt.

Die pipinierende Pia kriegt auf'm Damenklo neben ihrem eigenen Gluckern auch die Geräusche der Massenschlägerei mit und bezeichnet die Typen als dusselig. Kelly ist aber auch immer eine - in ihren Dunstkreis taumeln die Kerle nun mal wie die Motten das Licht, keine Ahnung, wie sie das immer machte. Momentan kam sie darauf auch nicht klar, genausow wenig wie auf ihr ständiges "Müssen müssen".

Mildred reicht es mittlerweile mit dem Theater vor ihrer Kneipe: Erst meckert sie Kelly an, die ihr nen Vogel zeigt, dann alarmiert sie die Polizei, die schnell mit drei Mannschaftswagen vor Ort ist, zumal sich schon andere Anwohner über dieses Theater auf der Straße beschwert haben. Humbuga rettet die Bratwürste in der Küche vor dem Verkohlen, indem sie sie schnell vorher aufisst. Karin trinkt noch ein Wacholder-Schnäpschen zur Beruhigung, hickst und kichert. Ihr Wellensittich chilpt und wiehert mal wieder. Alle an der Schlägerei beteiligten werden vorläufig festgenommen - da kann auch Thorsten mit seinen Turnkünsten nix mehr ausrichten, auch wenn er direkt von zwei Polizisten weggetragen werden muss, damit er sich nicht doch noch befreien kann.

Während dieses ganzen Theaters in und vor der Kneipe sitzt der kleine Nils seelenruhig an einem Tisch in der hintersten Ecke des Schankraums und macht seine Schularbeiten. In Deutsch haben sie als Hausaufgabe bekommen, einen Aufsatz darüber zu schreiben, was sie an dem Nachmittag erlebt haben. Einer seiner Sätze lautet: "Heute gab es in der Kneipe meiner Mutter eine Schlägerei wegen der Kellnerin Kelly, die sich auf der Straße fortpflanzte..." :o)

Open End!

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