In den 70ern, als ich auch noch ziemlich klein war, gab es speziell für Kinder kleine Oldtimer, die auf Schienen fuhren, z. B. an Häusern aus Pappe vorbei, an einem Springbrunnen etc. Das kann man ja auch in der etwas härteren, intergalaktischen Riesen-Fassung wieder auferstehen lassen, hehe.
Das Fahrgeschäft wird auf einem großen, brach liegenden Feld in Bottrop-Kirchhellen aufgebaut. Statt Oldtimern gibt es jetzt viersitzige Fahrzeuge, die Original-Modellen nachempfunden wurden - 3er BMW Cabrio, Mégane Coupé Cabrio, ein Twingo mit Faltdach, ein Modus mit Glasschiebedach, einen Fiat Barcetta, einen Maserati...bis auf den Maserati sind alle Autos, die auch auf Schienen fahren, für vier Menschlein ausgelegt. Im Gegensatz zu dem o. a. Fahrgeschäft aus den 70ern müssen sich alle Insassen aber anschnallen, wobei das Fahrgeschäft ohnehin erst für Kinder ab acht und/oder einer Körpergröße von 130 cm geeignet ist.
Ich teile mir mein 3er BMW Cabrio mit Olli, Thomas und Thorsten. In dem Twingo hinter mir sitzen Timo, Marina, Uli und Renate. Es ist bereits dunkel, aber das Fahrgeschäft hat täglich von 7 bis 22.30 Uhr geöffnet. Der Vollmond strahlt auf Kirchhellen hernieder, während die Venus ihm immer näher kommt, um ihn effektiv zu beflirten. Marina hat noch versucht, für ihre alten Kollegen (zwischen 37 und 51 Jahre alt) den Rentner-Tarif an der Kasse auszuhandeln, doch das wurde abgeschmettert, sodass sie leicht frustig ist und darauf überhaupt nicht klar kommt - der Rentner-Tarif wäre zwei Euro billiger gewesen, gilt allerdings erst für Personen ab 65.
Erst ist alles ganz harmlos - die Autos rollen an Büschen, dumpf unkenden Fröschen und klappernden Klapperschlangen vorbei. Thomas gruselt sich bereits zum ersten Mal, denn er mag die Geräusche der Frösche nicht, weil sich das Froschkonzert ziemlich morbide anhört. Ein Krokodil lünkert aus einem sumpfigen Teich hervor und gähnt, sodass alle sein massives Gebiss sehen können. Die Menschen gruseln sich, aber das Krokodil bleibt im Tümpel und macht keine Anstalten anzugreifen. Auf der anderen Seite der Bahn hopsen Monchhichis in der Wiese herum und suchen ihren Ball; Monchichi-Junge Jim macht mal wieder das Daumen runter-Zeichen, weil er die Bahn und das Kroko auf der anderen Seite des Parcours "so" findet. Saturn im All macht amüsiert Hoola-Hoop mit seinen Ringen, während Uranus vorsichtshalber mal wieder inkotinent ist. Marina findet die unmotivierten Tröpfchen aus dem All dusselig und motzt im Twingo rum. Neptun macht die erste Flasche Jim Beam auf. Pluto winkt mit seinem Knochen aus dem Universum. Die Venus klimpert verführerisch mit den Augen, um den Mann im Mond zu betören.
Die Frösche unken weiter, als die Autos auf der Schienenspur langsam weiter nach oben fahren. In den Baumwipfeln sitzen Alex' Stofftiere Sammy, Ecki, Anna und Erna - also zwei Mini-Berggorillas, ein Riesen-Monchhichi und ein weißes Huhn mit Ringelsocken. Sammy und Ecki bewerfen die Autos mit Bananenschalen, während Ecki mal wieder "Smoke on the Water" grölt. Erna kreist wie ein Adler durch die Luft und wirft Körnerfutter in den Twingo, was Marina ziemlich dusselig findet - sie hätte lieber Obst. Anna lutscht am Daumen und quiekt schaurig-schönes Zeug in den Abendhimmel. Der Abendstern grölt mal wieder "Evening Star" in die Gegend rein. Sammy überreicht den Leuten im Vorbeifahren schnell noch rote Haarschleifen, weil sie findet, dass das ein Must-have ist - auch für die Herren in den Autos. Thorsten lacht sich tot, genau wie Olli, während Thomas über seine weiblichen Anteile nachgrübelt - er kommt zu dem Ergebnis, dass er gar keine hat und lässt die Schleife in seiner Hosentasche verschwinden. Timo fragt sich, ob Sammy jeck ist. Uli dekoriert sich aus Spaß damit, genau wie Renate. Marina sinniert noch, was sie mit der Schleife machen kann. Neptun macht die nächste Flasche Jim Beam auf, während die Venus sich gewinnbringend an den Mann im Mond kuschelt...jetzt steht auch noch die Pfeife im Mond :o). Thomas sinniert übers Pimpern, während es immer weiter aufwärts geht. Die Sterne funkeln dazu, auch das Sternbild Geile Gewürzgurke, doch Thomas hat keine Zeit, das jetzt zu genießen, weil er nicht weiß, was ihnen bei dieser Dunkelheits-Fahrt bevor steht. Die Gedanken ans Pimpern sind erst mal verflogen.
Kurzfristig geht es schnell abwärts, sodass die Leute unfreiwillig zu kreischen anfangen. Die Schienen führen schließlich durch einen alten Friedhof. Verwitterte Grabsteine ragen aus dem wabernden Bodennebel hervor, Krallenhände ragen aus der Erde und tun unterschiedliche Dinge - Stinkefinger oder Teufelsforke zeigen, winken, sich zur Faust ballen...tote Omas singen schaurig, sodass Thomas' ohnehin ergrautes Haar weiß wird. Endlich geht es wieder aufwärts, weit weg von diesem morbiden Szenario. Die Leute werden in ihre Sitze gepresst. Die Venus winkt verführerisch, genau wie Pluto mit seinem Knochen. Saturn jongliert derweil mit seinen Ringen, während der blaue Neptun rülpst - kein Wunder nach soviel Whiskey. Der Mond guckt geil aus der Wäsche, während die Venus ihn weiter betört. Olli fliegt ne mondsüchtige Taube in den Mund - aber leider keine gebackene...
In absoluter Dunkelheit geht es äußerst steil abwärts, sodass die Leute das Gefühl haben, gleich gegen ihre Windschutzscheiben bzw. die Lehnen der Vordersitze zu knallen, aber das verhindern ja zum Glück die Sicherheitsgurte. Nach dem Gefühl des freien Falls unter dem Sternenhimmel, der vom Mond erleuchtet wird, bremst das Fahrgeschäft endlich. Thomas muss erst mal Pipi, genau wie Marina. Olli versucht, die Taube wieder auf Kurs zu bringen. Thorsten braucht ne Portion Gras, ebenso wie Alex, dann gibt er Thomas noch Tipps, wie man seinen Pipimann am besten ausschlackert, was bei Alex wiederum einen ziemlichen Lachflash auslöst. Timo beschimpft alle als "Ottos". Uli faselt was von Aneurysmen, während die Rüstige erst mal ein Abend-Kaugummi zur Stärkung braucht.
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