Freitag, 28. Februar 2014

Telefonzellen - bundesweit nur noch 48.000

In der WAZ wurde vor drei Tagen über den 17-jährigen Schüler Stefan Zaum berichtet, der für den Erhalt der Telefonzelle kämpft, da er ein Fan der Telefonzellen ist. Diese wurden ja leider zunehmend durch Handy, Smartphone usw. abgelöst. Immerhin beschäftigt sich der junge Mann mit etwas Sinnvollem anstatt mit hanebüchenem Schwachsinn wie etwa Promi-Magazinen oder Magerwahn :o).

Ich kann mich auch noch sehr gut an die Telefonzellen erinnern - früher standen bei uns im Essener Nordwesten eine Reihe von den Dingern, z. B. auf der Ecke Herbrüggenstraße/Herbrüggenbusch (Schönebeck), auf der Ecke Levinstraße/Gerscheder Weiden (Dellwig), auf der Ecke Reuenberg/Dachsfeld (Dellwig), auf der Ecke Borbecker Straße/Deinghaushöhe (Borbeck), am Neuen Markt Borbeck an der Marktstraße...in den 70ern waren es noch gelbe Häuschen mit Stahlrahmen und Glas, die ihren ganz eigenen Geruch hatten, der sich manchmal auch mit dem Geruch von Zigarettenrauch mischte, denn damals herrschte kein militantes Rauchverbot in Kneipen, Restaurants und Telefonzellen (die Zeiten ändern sich...). In den 80ern wurden die Häuschen mit Stahlrahmen durch gelbe Häuschen aus Kunststoff ersetzt. Die einzigen Zellen, die es jetzt noch gibt, sind offen, aus Metall und haben die Farben von T-Mobile, also pink. Ein Exemplar kann auf dem Höltingplatz in Borbeck zwischen Kaufland und Edeka bewundert werden. Diese Telefonzellen haben allerdings nicht mehr den Charme der gelben Fernsprechzellen aus früheren Jahrzehnten.

In den 90ern wurden die Münzfernsprecher ohnehin zunehmend von Kartentelefonen abgelöst. Früher brauchte man immer 20, später 30 Pfennig, um einen kurzen Anruf aus einer Telefonzelle tätigen zu können. Auch die Telefonzelle an der Pforte bei uns in der BMV war häufiger stark frequentiert, vor allem, wenn mal eine Stunde ausfiel und man zuhause Bescheid sagte, dass man eher heim kam. Da kann ich mich noch an eine lustige Situation erinnern, als ich in der 6. Klasse war. Ich wartete vor eben jener Telefonzelle, weil bei uns auch die 6. Stunde ausfiel, denn ich wollte meiner Mom kurz sagen, dass ich schon eher aus der Schule heim käme. Vor mir waren aber noch andere Schülerinnen, die mal eben wie E. T. nach Hause telefonieren wollten :o))). In unmittelbarer Nähe standen zwei Fünftklässlerinnen - auch Sextanerinnen - genannt, wobei eines der Mädchen wirklich jeden ihr bekannten Lehrer anschleimte, der dort vorbei lief. Schließlich kam auch Herr Korte, ein netter älterer Herr, seines Zeichens Musiklehrer. Schleimerin quatschte ihn an mit den Worten: "Herr Korte, was hätten Sie denn gemacht, wenn wir heute in der 6. Musik gehabt hätten?!" *schleim* Herr Korte blieb stehen, schaute sie bedeutungsvoll an und antwortete dann süffisant grinsend: "Dann hätte ich dich dran genommen!" Darüber mussten die vor der Telefonzelle wartenden Schülerinnen ziemlich lachen, während Schleimbeutelinchen darauf nicht mehr zu wechseln wusste - es ist ja zu schön, wenn auch mal Schleimer mit ihrer blöden Art gegen die Pumpe flitzen, hehe.

Auch sonst waren Telefonzellen nette Alternativen zum heimischen Telefon. Insbesondere in den Jahren zwischen 1987 und 1991 bekamen unsere Mütter sicherlich immer einen Anfall, weil wir als fröhliche Töchter immer stundenlang das heimische Telefon blockiert haben - auch wenn wir uns erst kurz zuvor in der Schule oder in der Stadt gesehen hatten, hihi. Manch einer Mutter wurde es dann zu bunt und quartierte ihre Dauerquasselstrippe von Tochter dann in die nächstgelegene Telefonzelle aus, manchmal auch noch unter Zugabe von Kleingeld. Selbst meine Mom hat mehrfach gedroht, mich in die Telezelle auf der Ecke Herbrüggenstraße/Herbrüggenbusch auszuquartieren, denn die war nur gut 60 m von unserem Haus entfernt - ich sollte ja schließlich lernen, dass viel Telefonieren auch viel Geld kostet :o)). Auch für ganz vertrauliche Gespräche und Anrufe beim Bravo-Startelefon (gibt's das heute auch noch? Ich bin da nicht mehr im Thema...) waren Telefonzellen eine wunderbare Alternative. Meine Schulfreundin Cola ist übrigens im November 1991 mit ihrem ersten Freund Collin in einer Telefonzelle zusammen gekommen, und zwar am Kupferdreher Markt :o)).

Heute ist ja die Telefonzelle leider von Handys abgelöst worden und auch da erweisen sich manche als echte Quasselstrippen in der Öffentlichkeit, damit auch wenigstens jeder weiß, dass Investment-Banker Stefan K. mal wieder ein Aktienpaket an Omma Brömmelkamp (95) vertickt hat oder Schackeline posaunt stolz durch die U-Bahn, dass ihr neuer Freund 28 cm in der Hose hat (meint sie vielleicht eher seinen IQ?) *grinsbreit*. So ein Schwachsinn ist einem erspart geblieben, als es noch Telefonzellen gab und nicht jeder meinte, er müsste den größten Schwachsinn in sein Handy labern und seine ganze Umwelt noch an seinem unmaßgeblichen Geseier teilhaben lassen :o).

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