Sonntag, 24. Mai 2015

Deutschland, Deine Zombies *sing*

 Wenn ich unterwegs bin, sei es, auf der Sparkasse, in Fußgängerzonen oder sonstwo, fällt mir ganz oft auf, dass die Leute oftmals leider wahlweise sehr schlecht gelaunt aus der Wäsche gucken, als wenn das ganze Leben eine Strafe wäre oder dass manche wirklich schon so gefühlsarm und abgestumpft drein blicken, als wenn sie schon tot wären und nur zu faul zum Umfallen *nerv*. Ich habe mein Programm vor sieben Jahren nicht umsonst "Männer - Frauen - Zombies" genannt :o).

Ganz übel wird es, wenn Zombies auf Behörden arbeiten, wobei das aber m. E. in vielen Fällen so gewollt ist, dass Antragsteller nur noch als Nummern wahrgenommen und nach Möglichkeit abgebügelt werden sollen. Mitarbeiter, die einen anderen Ethos vertreten, resignieren irgendwann und geben den Job dann auf - meist sind sie aber nicht von den Antragstellern genervt, sondern eher von ihren Kollegen/Kolleginnen, denen gesunder Menschenverstand und Einfühlungsvermögen ganz oft abgeht. Um dauerhaft Antragsteller mit pseudofreundlicher Art abzubügeln und ihnen ihre berechtigten Ansprüche zu verweigern, muss man schon ziemlich gefühlsarm und innerlich tot sein - manchmal zeigen sich leider Züge einer antisozialen Persönlichkeitsstörung bis hin zu psychopathischen Zügen. Andere würden dafür im ungünstigsten Fall in den Knast wandern, aber auf Behörden dürfen solche Leute teilweise schalten und walten, wie es ihnen passt.

Eine Sachbearbeiterin auf dem Jobcenter Altenessen hat doch einen Hartz IV-Empfänger fast mal in den Sarg gebracht, weil sie ein vorliegendes ärztliches Gutachten wohlwollend ignoriert hat und den Herrn unter Androhung von Sanktionen (keine Zahlung von Leistungen mehr) in einen Job gezwungen hat, den er aufgrund seiner körperlichen Verfassung gar nicht mehr hätte ausüben dürfen, was wohl auch so im Gutachten stand. Fakt war, dass der Mann aus Angst, demnächst unter der Brücke wohnen zu dürfen, den Job angetreten hat und nach kurzer Zeit dort mit dem nächsten schweren Herzinfarkt kollabiert ist. Da kann man der Sachbearbeiterin den schweren Vorwurf machen, dass sie entweder nicht lesen kann oder will oder dass sie nur über einen sehr begrenzten sozialen und geistigen Horizont verfügt. M. E. ist das aber so gewollt, dass viele Untote Antragsteller einfach abbügeln sollen - manche Herrschaften auf dem Jobcenter tun nämlich so, als wenn sie die Kohle aus ihrer eigenen Tasche zahlen müssen.

Allerdings möchte ich auch nicht versäumen, auf die positiven Fälle hinzuweisen - es ist auch schon vorgekommen, dass ein Sachbearbeiter einem Bedürftigen einen Fuffi aus der eigenen Schatulle zugesteckt hat, weil er genau wusste, dass der Antragsteller sonst komplett mittellos gewesen wäre. Solche positiven Ausreißer sind aber leider nicht die Regel, und schon mal gar nicht auf Jobcentern.

Ich hatte ja am Freitag beim Kundenreaktionsmanagement des Jobcenters Essen angerufen wegen des Schreibens, das reine Willkür widerspiegelt. Dort konnte ich mir auch die größten Bosheiten mit dem pseudofreundlichsten Ton der Welt an den Kopf werfen lassen - ich wäre ja vielleicht auch nur empfindlich, mich wollte ja auch keiner als Sozialschmarotzer darstellen, der Leistungen abgreifen will, die ihm gar nicht zustehen (klang in dem Schreiben aber anders), aber ich würde ja gar nicht glauben, was sie schon alles erlebt hätten - also bin ich wohl doch nur ein Sozialschmarotzer, der in Wirklichkeit irgendwo ein Vermögen gebunkert hat und trotzdem noch Hartz IV bezieht. So kam dieses pseudofreundliche, desinteressierte Gerede jedenfalls rüber. Ich musste also Kontoauszüge aus Dezember 2014 vorlegen, die aber eigentlich gar nicht mehr für die Zeit ab 1. Juni relevant wären - ja, aber wer weiß, vielleicht hat mir ja ein reicher Galan zu Weihnachten ein Milliönchen überwiesen? *ironieoff* - Mein Hinweis zu meinem aktuellen E-Book "Mein Leben als Pädagogin und Zuhälterin im Ruhrgebiet", dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt und ich kein Geld von meinen Pferdchen bekomme, hatte schon seine Daseinsberechtigung, denn sonst denkt das Jobcenter nachher tatsächlich noch, dass ich Hartz IV abgreifen will, obwohl meine Pferdchen meinen Lebensunterhalt sichern. Sicher ist sicher bei der boshaften Denkungsweise mancher Mitmenschen.

Ich bin ja auch gefragt worden, ob ich alleine lebe - hm, das geht aus meinem Antrag hervor und hörte sich eher wie ein versteckter Hinweis an, dass ich gefälligst zu heiraten oder mit einem Mann zusammenzuleben hätte, damit mein Mann mich durchfüttern kann. Renate kommentierte diese Unverschämtheit mit den Worten, dass ich doch mal nachfragen sollte, ob mir das Jobcenter nicht eine Mitgliedschaft bei elitepartner.de finanziert, damit ich denen künftig nicht mehr unfreiwillig auf der Tasche liege und reich heiraten kann :o))).

Wenn die Sachbearbeiterin meine Kontoauszüge gelesen hätte, hätte sie auch gesehen, dass mein Girokonto spätestens ab 10. des Monats in den Miesen ist - wenn ich doch vermögend wäre, wäre es wohl kaum schon zu dem Termin so weit, doch das setzt natürlich logisches Denken voraus. Wenn meine Auszüge richtig gelesen worden wären, hätte sie auch gesehen, dass ich für etwaige Extrazahlungen (Steuernachzahlung ans FA Essen, Datenhaltungskosten BoD) nie nach einem zinslosen Darlehen beim Jobcenter gefragt habe, sondern das immer von meinem Regelsatz bezahlt habe. Mir stünde derzeit auch eine Gebührenbefreiung bei der GEZ zu - auch die habe ich nicht in Anspruch genommen und zahle somit alle drei Monate meinen Rundfunkbeitrag vom Regelsatz, aber da Hartz IV-Empfänger ja eh alle Schmarotzer sind, bin ich da natürlich keine Ausnahme *reiher*.

Im Übrigen: Jeder normale Mensch ist froh, wenn er nicht von der Stütze leben muss, sondern von seiner eigenen Arbeit leben kann. Dass aber jeder von Sachbearbeitern und teilweise auch von Misanthropen, die kaum von zwölf bis Mittag denken können, als arbeitsscheuer Schmarotzer stigmatisiert wird, egal wie viele Jahre er vorher gearbeitet hat, ohne dem Staat auf der Tasche zu liegen, ist mehr als eine Unverschämtheit. Da ich ja so faul bin und mir nix Schöneres vorstellen kann, als von der Stütze zu leben (haha), musste mir die Steuerberatungsgesellschaft in Düsseldorf, bei der ich über fünf Jahre tätig war, im Laufe meines Arbeitsverhältnisses einmal 200 Überstunden ausbezahlen, weil ich die nie wieder hätte abfeiern können und selbst am Ende meines Arbeitsverhältnisses dort sind mir trotz teilweisem Abfeiern noch an die 160 Überstunden ausbezahlt worden. Ich faule Sau...! :o)

Die Medien sorgen ja auch noch dafür, dass jedes schlechte Klischee über Hartz IV-Empfänger auch noch verstärkt wird - wenn dann Leute gezeigt werden, die von der Stütze leben, dann immer nur halb kaputte Existenzen, für die Arbeit keine Option ist (wie z. B. unser "Vorzeige-Hartz-IV-Empfänger Arno Dübel), die mit sich nix anzufangen wissen und deshalb rauchend in Fußgängerzonen rumlungern (vor einigen Wochen bei Westpol im WDR) oder denen man es einfach nicht zumuten kann, eine Schule oder Ausbildung abzuschließen und die sich lieber zwei Kinder machen lassen, um dann dem Staat die Schuld für ihre Blödheit und Faulheit zu geben (neulich bei exakt im MDR). Die intelligenten, gebildeten Hartz IV-Empfänger, die unverschuldet in Not geraten sind und die lieber heute als morgen wieder alleine für ihren Lebensunterhalt aufkommen würden, werden dort praktisch nie gezeigt und das kotzt mich mindestens genauso an wie das Verhalten mancher Mitarbeiter auf Jobcentern.

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