Samstag, 30. Mai 2015

Ihr seid immer noch Menschen

Die Überschrift ist tatsächlich motivierend und ermutigend gemeint und richtet sich insbesondere an alle Arbeitslosen - egal, ob Ihr ALG I und/oder Hartz IV bezieht. Vor allem richtet es sich aber an die Hartz IV-Bezieher, die in irgendeiner Form Ärger mit dem Jobcenter haben und von den Mitarbeitern dort (falls man das so nennen kann) einfach im Stich gelassen werden, teilweise mit den fadenscheinigsten Begründungen und Unverschämtheiten, die aber auch noch leider vielfach im pseudofreundlichen Kleinmädchenton vorgetragen werden.

Auch wenn es immer wieder Misanthropen gibt, die zwar von nix Ahnung haben, aber überall ihre Klappe dabei haben müssen oder auch Mitarbeiter auf Jobcentern, die meinen, Euch wie den letzten Dreck behandeln zu können in irgendeiner Hinsicht: Ihr seid immer noch Menschen mit Euren ganz individuellen Berufs- und Lebenserfahrungen, Talenten, Stärken und Schwächen - und die ändern sich auch nicht dadurch, dass Ihr mehr oder weniger lang Hartz IV bezieht, auch wenn manche allen Ernstes meinen, als Arbeitsloser hat man seine Grund- und Menschenrechte abgegeben. Nein, so ist es nicht - Ihr seid immer noch Menschen, die ein Anrecht auf faire Behandlung haben und nicht auf Behördenwillkür, die Euch im schlimmsten Fall in den gesundheitlichen und/oder finanziellen Ruin treiben kann. Viele von Euch haben jahrelang oder sogar jahrzehntelang aktiv am Arbeitsleben teilgenommen und damit habt Ihr Ansprüche auf Leistungen erworben, auch wenn es dem System nicht passen mag. Für die komische Arbeitsmarktpolitik, Rationalisierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen, Erkrankungen, die Euch daran hindern, Euren Beruf weiter auszuüben usw. könnt Ihr nichts - deshalb kann ich das Gerede von irgendwelchen Misanthropen nicht mehr hören, in dem jeder Arbeitslose pauschal als Schmarotzer verunglimpft wird, genauso wenig wie ich das moralische Gelaber im Sinne von "Dann geht doch einfach arbeiten" noch hören kann. Ich glaube, die meisten würden genau das gerne tun - wenn einem die Arbeitgeber aber mehr Steine in den Weg legen als alles andere, indem Bewerbungen gar nicht mehr oder erst nach Monaten beantwortet werden und ähnliche Fiesimantenten, wird das mit der Arbeitsaufnahme jedoch äußerst schwierig, auch für den motiviertesten, qualifiziertesten Arbeitslosen.

Unsere Politik will wohl nicht offen zugeben, dass sie am liebsten jede Fachkraft durch Billiglöhner ersetzen möchte - deshalb werden Märchen vom Fachkräftemangel in die Welt gesetzt (warum dann gerade die gut ausgebildeten Fachkräfte vielfach mit einer Geringschätzung, die einen zum Kotzen bringt, von vielen Arbeitgebern behandelt werden, weiß wohl außer der Wirtschaft wohl auch niemand) oder gut ausgebildete Ausländer mit Blick auf den demographischen Wandel ins Land geholt, die dann aber, obwohl ja im Handwerk angeblich Hände ringend gut ausgebildetes Personal gesucht wird, als DHL-Fahrer verheizt werden, haha.

Normalerweise sind Jobcenter grundsätzlich fähig, Anträge bzw. Weiterbewilligungsanträge zu bearbeiten - ob sie willens sind, steht auf einem ganz anderen Blatt. Wenn ich manche Geschichten hier von den Essener Jobcentern lese und mir meine eigene angucke - ich stehe ja auch ohne Geld da und konnte mir gestern auch die gemeinsten Rückfragen im engelhaftesten Ton der Welt anhören, bei denen sich die Sachbearbeiterin dümmer stellte als sie ist - gewinne ich eher den Eindruck, dass manche Jobcenter-Mitarbeiter nicht willens sind, ihrer Tätigkeit nachzukommen und Hartz IV-Empfänger wohl eher zu ihrer eigenen Belustigung stressen wollen. Wenn ich mir die Rückmeldungen von Hartz IV-Empfängern angucke, stehen gerade immer die Jobcenter in Stoppenberg (da bekommen die Unterlagen wohl auf geisterhafte Art Beine, auch wenn der Antragsteller selbige schon mehrfach eingereicht hat), Steele, Frohnhausen und Borbeck im Fokus des Ärgers - und für mich ist leider auch Borbeck zuständig. Für mich hat das Ganze jedenfalls Methode, auch von der Stadt, denn wer stellt denn diese ach so menschenfreundlichen Leute ein, die Antragsteller da auf ganz dummdreiste Art abwatschen wollen?! - Die stellen sich ja nicht selbst ein, sondern werden von der Stadt eingestellt, und jeder Arbeitgeber, egal ob kommunal oder privatwirtschaftlich, sucht sich das Personal aus, das ihm ins Weltbild passt. Das erklärt wohl auch, warum die Stadt Essen es seit nunmehr sechs Wochen nicht schafft, auf meine Bewerbung zu reagieren :o) - ich hatte mich zwar nicht beim Jobcenter, sondern beim Jugendamt beworben, aber auch das ist ja bekanntermaßen städtisch.

Es kann auch nicht sein, dass diverse Mitarbeiter von Jobcentern immer wieder nachfragen, ob sonst niemand für Euren Lebensunterhalt aufkommen kann. Ihr habt die Ansprüche auf die Leistungen, die ohnehin schon nicht üppig bemessen sind, und die Herrschaften in den Amtsstuben können weder von Euren Freunden noch von Eurer Familie erwarten, dass die Euch finanzieren und sich womöglich noch verschulden, da das Jobcenter seinen Pflichten nicht nachkommt - da ist nämlich das Jobcenter in der Pflicht, Euch Eure Leistungen zu zahlen anstatt die Weiterbearbeitung immer weiter hinaus zu zögern und auf Dingen rumzureiten, die schon lange geklärt sind, wie in meinem Fall meine seit fast sechs Jahren bestehende nebenberufliche Tätigkeit als Autorin für experto.de.

Das Ganze ist eine reine Mürbemachtaktik und ich bitte inständig darum: Lasst Euch nicht mürbe machen und wehrt Euch! Auch Ihr habt ein Recht auf eine faire Behandlung und nicht auf die komischen Sichtweisen und Abwimmelversuche von Jobcenter-Mitarbeitern, die lediglich nur Erfüllungsgehilfen von Politik und Kommune sind. Auch wenn das offiziell niemand zugeben würde: Es ist inoffiziell bekannt, dass die Mitarbeiter Prämien für jeden erfolgreich abgewiesenen Antragsteller bekommen, so nach dem Motto "Einer weniger - gut gemacht, hier hast du noch was extra auf die Tasche!". Darauf soll es nämlich hinauslaufen.

Sollte spätestens am Dienstagmorgen keine Kohle auf meinem Konto sein, bin ich beim Anwalt - das ist keine leere Drohung, die mache ich dann auch ohne Wenn und Aber wahr, denn ich lasse mir nicht von einigen gelangweilten Sachbearbeiterinnen, für die Antragsteller nix als eine Volksbelustigung in ihrem sinnentleerten Leben zu sein scheinen, die man schikanieren, drangsalieren und nerven kann, meine Existenzgrundlage entziehen, wobei mir Arbeit unabhängig von staatlichen Leistungen ohnehin viel lieber ist (immerhin habe ich mehr als 13 Jahre ohne staatliche Unterstützung meinen Lebensunterhalt verdient), aber dass die Situation so ist, wie sie ist, daran lässt sich in dieser Bananenrepublik erstmal nix ändern. Mehr als mich bewerben - und sei es, nur für stundenweise Tätigkeiten - kann ich auch nicht, und auch sonst kein arbeitswilliger Arbeitsloser. Notfalls geht mein Fall auch mal ganz nett an die Presse - das haben einige andere Hartz IV-Empfänger, denen alle möglichen Knüppel zwischen die Beine geworfen wurden, auch schon getan. Eine Beschwerde ist ja ohnehin gestern noch rausgegangen und ich warte mal ab, ob und was sich tut.

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