Donnerstag, 7. Mai 2015

Freude an dem, was man tut

Soeben habe ich, wie im letzten Blog-Eintrag angekündigt, eine weitere Bewerbung versendet und zwar als beratende Texterin an eine Agentur in Düsseldorf, denn dort wäre eins meiner Talente wie das zielgruppenorientierte Schreiben ohne jedwede Schaumschlägerei ("Bei uns ist alles toll!"), Marktschreierei und interessante Vermittlung von Sachverhalten gefragt. Ich schreibe nun mal gerne, egal ob Sachartikel oder Geschichten, nur leider ist mir bis dato noch nicht der Arbeitgeber über den Weg gelaufen, der das zu würdigen weiß, denn manche Agenturen - so sie denn überhaupt antworten wie z. B. der arrogante Laden in Essen-Stadtwald (lustig, dass sich ein Laden, der es offenbar nicht so mit der Kommunikation hat, sich auch noch Kommunikationsagentur nennt, hihi!) - suchen leider wirklich nur oberflächliche Schaumschläger und damit kann ich mich zum Glück nicht so ganz identifizieren.

Viele Arbeitgeber wollen aber komischerweise gar keine Mitarbeiter, die Freude an ihrem Tun haben, sondern stattdessen lieber jemanden, den sie befehligen und anranzen können *nerv*. Kein Wunder, dass soviele Firmen in Deutschland nach wie vor die Möglichkeit des Home Office ablehnen, denn dann können viele Menschenschinder sich nicht mehr meckernd hinter ihre Angestellten stellen und denen die Ohren vollnörgeln, obwohl sie selbst noch nicht mal zu den einfachsten Dingen und vor allem nicht zu angemessenem Verhalten in der Lage sind. Es ist noch niemand dadurch schneller geworden, dass der Chef meckernd hinter einem steht und womöglich noch genervt auf dem Monitor rumpatscht bzw. unangemessen klugscheißt, obwohl er es selbst nicht auf die Kette kriegen würde, haha.

Viele Firmen übersehen auch leider, dass Mitarbeiter, die das, was sie gerne tun, von sich aus motivierter sind und sich freiwillig in ihrem Bereich weiterbilden - von Befehlsempfängern, die seelenlos vor sich hin arbeiten, weil sie müssen und nicht, weil sie wollen, ist ein solches Engagement aber schwer zu erwarten. Deshalb kriege ich jedesmal einen Brechreiz auf Chefs, die meinen, dass Spaß und Arbeit sich ausschließen - im Gegenteil, genau das sollten sie nämlich nicht tun! - und dass Lachen ein schlechtes Licht auf die Firma wirft. Umgekehrt wird ein Schuh daraus, denn solche fragwürdigen Argumentationen werfen eher ein schlechtes Licht auf die Firma und deren leitende Angestellte. Bei einem solchen Betriebsklima und solch einer fragwürdigen Einstellung zu Menschen wundert es mich jedenfalls nicht, dass bei vielen Arbeitnehmern die Freudlosigkeit bei ihrer Tätigkeit an jeder Ecke durchschimmert.

Gestern hatte ich ja an den Geschäftsführer der EWG eine Mail geschrieben, in der ich zum Ausdruck gebracht habe, dass ich seine Aussage in einem Interview mit der WAZ absolut nicht in Ordnung finde, dass Arbeitslose angeblich alle unflexibel sind und deswegen selbst an ihrer Misere Schuld sind. Leider gibt es die natürlich auch, das streite ich auch gar nicht ab, aber der Umgang von vielen Firmen mit ihren Bewerbern lässt sogar den qualifiziertesten, motiviertesten Bewerber irgendwann resignieren, aber das wird ja leider nur selten in den Medien thematisiert, wie manche Firmen, die sich selbst auf ihren stromlinienförmigen Homepages in den Himmel heben, mit guten Bewerbern umgehen. Ich habe in der Mail nicht alles in epischer Breite niedergeschrieben - Näheres kennen viele leider sicher aus ihrem eigenen Leben und können es ansonsten gerne in meinem E-Book "Märchen vom deutschen Arbeitsmarkt" nachlesen - aber doch recht deutlich diese einseitige, aber für Arbeitgeber bequeme Weltsicht thematisiert. Heute werden vielfach nicht mehr die Guten genommen, sondern entweder die ganz Doofen, die ihren Abschluss knapp "Arsch über Latte" geschafft haben und sich deshalb auch mit weit weniger zufrieden geben als ihnen zustünde oder aber auch die ganz Angepassten ohne eigene Meinung und Rückgrat, weil für viele Menschenschinder, die sich Chef nennen dürfen, bequemer.

Der Grund, warum viele Menschen allergisch auf andere Menschen reagieren, die in irgendeiner Form das Wort "Berater/in" in der Berufsbezeichnung haben - egal, ob Finanz-, Bank-, Unternehmens- oder psychologischer Berater wundert mich ehrlich gesagt auch nicht, denn leider haben viele Berater, wenn auch bei weitem nicht alle, gerade im Finanzdienstleistungssektor nur den eigenen Profit im Auge oder für Unternehmensberater bestehen Menschen nicht mehr aus Gefühlen und persönlichen Eigenschaften, sondern sind in deren Augen nur noch eine simple Kosten-Nutzen-Analyse - und bei einer solchen Sichtweise läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Bei psychologischen Beratern, zu denen ich mich ja abgesehen von meinem akademischen Grad als Diplom-Pädagogin ja auch zählen darf, fällt mir leider vielfach auf, dass sie ihre Klienten nicht er-, sondern entmutigen und sie an Konventionen anpassen wollen, die gerade angeblich en vogue sind. Auch damit kann ich zum Glück nicht dienen, denn ich ermutige meine Klienten explizit dazu, sie selbst zu sein und auch mal gegen den Strom zu schwimmen, was letzten Endes besser für die eigene Zufriedenheit ist, sowohl für den Klienten als auch für meine eigene :o). Ich käme mir ziemlich blöd vor, wenn ich meinen Klienten einfach das beschränkte Weltbild der Allgemeinheit aufzwingen würde - mit guter Beratung und Hilfe zur Selbsthilfe hätte das jedenfalls nix zu tun.

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