Dienstag, 17. Februar 2015

Schlechte Witze aus der Arbeitswelt

Am 30. Oktober 2014 - also vor 3,5 Monaten - hatte ich mich als Assistentin der Werksleitung bei einem Bochumer Unternehmen beworben. Gestern an Rosenmontag kam die Absage mit der Begründung, dass die diese nicht in meiner Qualifikation begründet sei, aber "andere Kandidaten (m/w) dem Anforderungsprofil des Unternehmens noch besser entsprochen haben." (O-Ton der Firma) Sorry, der Laden braucht 3,5 Monate, um festzustellen, dass andere Bewerber aus etwaigen Gründen besser passen? Da könnte man, selbst wenn man die Weihnachtstage mit einrechnet, glatt davon ausgehen, dass in der dortigen Personalabteilung maximal zwei Bewerbungen pro Tag gesichtet werden :o). Dafür benötige ich eigentlich keine 3,5 Monate, um festzustellen, dass mir ein Kandidat aus etwaigen Gründen nicht in den Kram passt, aber hier gilt, wie auch in vielen anderen Unternehmen: Vertröstungstaktik unter Verwendung von abgedroschenen Phrasen....

Da ich mir dieses Theater jetzt schon über ein Jahr anschaue und vielfach ja sogar gar keine Antworten auf Bewerbungen erhalten habe - meist sogar von Institutionen, die unter der Flagge "sozial" fungieren, haha - verfolge ich meine Existenzgründung stringent weiter, denn ich habe mittlerweile trotz entsprechender Qualifikation und guter Zeugnisse keine Lust mehr, darauf zu warten, bis ich irgendeinem Arbeitgeber mal genehm bin. Teilweise komme ich mir bei manchen Bewerbungen bzw. Vorstellungsgesprächen vor wie in einer drittklassigen Schmierenkomödie.

Ich weiß aus meiner Zeit bei Oscar Winzen und auch durch meine Tätigkeit bei experto.de, wie viele Arbeitssuchende es ärgert, wenn sie keine Antworten, nichtssagende Absagen oder sogar ehemals ordentlich versandte Unterlagen total verhunzt bzw. unvollständig wiederbekommen, aber in solchen Fällen sage ich mir, dass man nicht traurig sein sollte, wenn aus solchen Läden, die für die Bewertung und Beantwortung einer Bewerbung Monate, wenn nicht gar Jahre brauchen (ist Marina echt mal passiert, dass sie zwei Jahre nach einer Bewerbung eine Absage bekommen hat, hihi), eine Absage kommt, denn wer schon so bescheuert mit potentiellen Mitarbeitern umgeht, der geht mit den bereits dort tätigen Kollegen wohl nicht besser um. Arroganz und Dummheit gehen in manchen Personalabteilungen leider öfter Hand in Hand. Dass da irgendwann jeder Arbeitssuchende die Schnauze voll hat von dieser Form der Verarschung und Arroganz, kann ich gut nachvollziehen. Solche Subjekte, die es nicht mal für nötig halten, Bewerbungen überhaupt zu beantworten bzw. die nur bekloppten Standard-Babel verschicken, den man schon fast auswendig mitsingen kann, verlangen von ihren Bewerbern natürlich alles Mögliche - ansprechendes Äußeres, perfekte Unterlagen, Vorbereitung aufs Vorstellungsgespräch etc., sind aber selbst nicht mal in der Lage, die einfachsten Höflichkeitsregeln einzuhalten. Ich kann nämlich nur etwas verlangen, das ich selbst in der Lage bin zu geben - ähnlich wie beim Respekt, was ja auch gestern beim Kölner Rosenmontagszug auf einem Mottowagen angeklungen ist. Mit anderen Worten: Ich kann nicht von meinem Gegenüber verlangen, mich mit Respekt zu behandeln, während ich selbst demjenigen den Stinkefinger zeige und ihn womöglich auch noch wüst beschimpfe.

Den besten Witz hat mal ein Krankenhaus in Velbert gerissen: Dort hatte ich mich im April 2013, als mein Arbeitsverhältnis in Herne dem Ende entgegen ging, als Sekretärin beworben - und zwar online. Anstatt einfach nur eine Absage per Mail zu schicken, was ja am einfachsten gewesen wäre und was die meisten Firmen auch bei einer Online-Bewerbung tun, bekam ich zu meiner Überraschung eine postalische Absage inklusive einer Mappe mit all meinen Unterlagen, die die Azubine, die mir die Absage offenbar schickte, alle fein säuberlich ausgedruckt hatte :o). Neben meinem Lebenslauf und meinen Zeugnissen waren aber auch noch die Kopien von drei Approbationsurkunden von Ärzten dabei sowie zwei Facharzturkunden :o)) - ich habe damit keinen Schindluder getrieben und diese entsprechend vernichtet, aber ich glaube, manch ein Zeitgenosse mit krimineller Energie hätte diese Urkunden sicherlich für eigene Zwecke missbraucht. Dazu fällt mir nur eins ein: Warum einfach, wenn's auch umständlich geht...?! :o)  Vermutlich wollte mir die Azubine einfach nur zeigen, was sie alles noch nicht kann (hat da keine ausgelernte Kraft vor Versand der Absage mehr drüber geguckt???) und wie schön sie Absagen schreiben kann, hihi.

                                             (c) Ralph Ruthe



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