Samstag, 7. Februar 2015

Welches Wunder...:o)

Im Assessment Center zur Existenzgründung, an dem ich ja von Dienstag bis einschließlich gestern teilgenommen habe, waren außer mir natürlich noch zehn weitere Existenzgründungswillige mit den unterschiedlichsten Geschäftsideen - eine junge Dame aus Polen möchte sich in Borbeck mit einem Kiosk selbstständig machen, eine nicht mehr ganz so junge Dame als Masseurin und Fußpflegerin, allerdings nicht medizinisch wie etwa mein Lieblingsstofftier Sammy, einer möchte eine Pizzeria in Altendorf eröffnen, obwohl es gerade auf der Altendorfer Straße zwischen Röntgenstraße und Helenenstraße ja schon jede Menge unterschiedliche Imbissbetriebe und Restaurants gibt (türkisch, italienisch, arabisch, griechisch, indisch usw.), einer möchte eine technisch orientierte Ideenplattform eröffnen, ein anderer einen Autohandel, ein Teilnehmer möchte einen Hausmeister-Service aufmachen und ich selbst möchte nicht nur mit meiner Autorinnentätigkeit selbstständig sein, sondern auch einen Schreibservice anbieten für Menschen, die sich aus etwaigen Gründen nicht so gut im Schriftdeutschen ausdrücken können (z. B. Migranten, Legastheniker, Senioren, die schon länger nicht mehr geschrieben haben) und Hilfen bei der Korrespondenz mit Behörden, Krankenkassen, Firmen und sonstigen Institutionen benötigen.

Lustigerweise möchte aber keiner von uns sein Geschäft im Essener Süden, also in den sog. Nobelvierteln Bredeney, Stadtwald, Rellinghausen, Haarzopf, Werden, Kettwig oder Rüttenscheid eröffnen - nein, unsere Tätigkeiten bzw. Gewerbestandorte würden sich auf den Essener Norden, Nordwesten und Westen konzentrieren - also Altenessen, Katernberg, Großraum Borbeck (deshalb z. B. auch meine Reihe "Borbecker Geschichten"), Altendorf oder Frohnhausen. Ich denke zwar, dass bei den Einwohnern von Bredeney, Rüttenscheid usw. das nötige Kleingeld für manch eine Dienstleistung vorhanden wäre, aber vielfach sind die ganz gut Betuchten geiziger als die Menschen, die der Mittelschicht zuzuordnen sind oder die sogar ziemlich wenig Geld zur Verfügung haben. Irgendwie sind manche ja auch zu ihrem Geld gekommen - da werden sicherlich einige bei sein, die das auch durch ehrliche Arbeit geschafft haben, aber manche sind eben reich geworden, indem sie einfach einen hohen Geldbetrag geerbt haben oder indem sie ihr Geld zusammengehalten haben und an Dingen gespart haben, für die sie keine Notwendigkeit sehen wollten. Viele Geschäftsinhaber berichten ja auch, dass vielfach arme oder nicht so gut betuchte Menschen schneller und zuverlässiger mit der Bezahlung von Rechnungen sind als die gut Betuchten, für die selbst ein höherer Rechnungsbetrag kein finanzielles Problem darstellen würde, hihi.  Da wundert es mich ehrlich gesagt nicht, dass keine/r von uns sein Geschäft im Essener Süden eröffnen würde.

Sicherlich hat der Essener Süden seine schönen landschaftlichen Seiten wie z. B. den Baldeneysee und die Ruhr, den Heissiwald, die Villa Hügel, die Altstadt von Werden und Kettwig etc., aber meine Persönlichkeit wollte ich nicht gegen manchen Charakter aus dem Essener Süden tauschen. Da sind manche nämlich emotional und vom Sozialverhalten her ärmer als manch ein Bettler, der noch nicht mal einen festen Wohnsitz hat, und ich wollte mich jetzt auch nicht auf die Pflege von Wohlstandsneurosen spezialisieren :o)).

Hinzu kommt ja auch, dass die Menschen aus den nördlichen und westlichen Stadtteilen Essens nicht immer wesentlich ärmer sind als die ganzen Bredeneyer oder Rüttenscheider, denn auch im als Armenviertel verschrienen Altenessen gibt es schon einige Ecken, die von den Mieten her ziemlich teuer sind und die es locker mit einer Wohnung im Süden aufnehmen könnten. Auch bei mir in Gerschede, das ja zusammen mit Bedingrade auch gerne das Bredeney des Nordens genannt wird, sind die meisten Menschen finanziell nicht so schlecht gestellt - und ich wäre es vermutlich auch nicht, wenn ich derzeit nicht unfreiwillig auf Hartz IV angewiesen wäre - aber manche wollen das Gehuddel der Reichen, Schönen und Bekloppten in den sog. Nobelvierteln Essens auch nicht unbedingt mitmachen, auch wenn sie über genug Geld verfügen und bleiben deshalb lieber nördlich vom A40-Äquator wohnen :o)).





                                Ela über dem Bredeney des Essener Nordens - (c) Alexandra Döll, Essen

Zum Thema "Bredeney" gibt es ja in meinem Buch "Mein Leben mit Sammy" die fröhliche Kurzgeschichte mit dem Titel "Stinkis Besuch in Sammys Fußpflegestudio". Da trifft ein Bredeneyer nämlich auf ein in Gelsenkirchen geborenes und jetzt in Gerschede wohnhaftes Stofftier - und der Bredeneyer demonstriert in der lustigen Geschichte mal wieder eindrucksvoll, dass er sich trotz seines Wohnsitzes im schönen Heissiwald nicht benehmen kann ;o).

                                                             Buchcover - Quelle: BoD


Sammy ist ja auf Schalke zur Welt gekommen, wobei ihre Vorfahren aus Nepal stammen :o). Da sie ja schon über 22 Jahre bei mir wohnt, hat sie bis auf die Zeit zwischen Januar 2006 und Mai 2011 immer mit mir als ihrer Mutti und ihren plüschigen Freunden im Essener Nordwesten gewohnt - in den vorgenannten fünf Jahren mal kurzzeitig im Essener Westen/Südwesten. Irgendwann zog es uns aber doch wieder zurück in den Nordwesten. Auch wenn ich damals dadurch einen acht Kilometer längeren Anfahrtsweg zur Arbeit nach Düsseldorf hatte, habe ich das gerne in Kauf genommen - endlich wieder zurück im Großraum Borbeck, wo ich bis auf eben jene fünf Jahre mein ganzes Leben lang gewohnt habe. 






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