Manchmal ist es einfach schwer zu sagen, warum eine Absage erfolgt. Trotzdem versuche ich einmal, mögliche Gründe aufzulisten, wobei diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
- Gerade bei Stellen im öffentlichen Dienst oder bei Firmen, die mit der öffentlichen Hand kooperieren, steht schon längst intern fest, wer die Stelle bekommt, bevor diese überhaupt ausgeschrieben wird. Allerdings ist der öffentliche Dienst auch verpflichtet dazu, alle zu besetzenden Stellen ebenso öffentlich auszuschreiben, auch wenn die Stelle schon längst mit einem internen Kandidaten besetzt wurde.
- Manchmal stecken auch persönlich gefärbte Entscheidungen hinter einer Absage. Um ein ganz triviales Beispiel zu nehmen: Ein Chef hat mit blonden Sekretärinnen bisher eher schlechte Erfahrungen gemacht und gibt nunmehr nur noch dunkelhaarigen Bewerberinnen den Vorzug in der Hoffnung/Meinung, dass diese besser sind als die blonden Kandidatinnen. Dass da ohne ihr Wissen jede blonde Bewerberin unweigerlich den Kürzeren zieht, egal wie nett, kompetent und zuverlässig sie auch sein mag, dürfte einleuchten.
- Jeder Chef sucht sich die Mitarbeiter aus, die er haben will - wenn jemand eine reine "Repräsentationstussi" sucht, die gerne mit tief ausgeschnittenen Tops und superkurzen Röcken am Empfang rumstöckeln, aber sonst nicht viel auf dem Kasten haben soll (außer das dümmliche "Hihi" oder auch "Ahahahaha"), ist es logisch, dass hübsche, qualifizierte Bewerberinnen mit umfangreichen Fachkenntnissen gegenüber einem dümmlichen Repräsentationsweibchen den Kürzeren ziehen.
- Manchmal glauben Personaler, dass der Bewerber nicht in die Altersstruktur des Unternehmens passt, d. h. ein 50-jähriger wird gegenüber jüngeren Bewerbern im Nachteil sein, wenn der Altersdurchschnitt der Belegschaft bei 25 bis 35 Jahren liegt - umgekehrt wird eine 25-jährige trotz entsprechender Qualifikation vielleicht abgelehnt, weil die meisten Kollegen über 40 sind.
- Auch der Versuch dramatischer Karrieresprünge ist bei den meisten Bewerbern zum Scheitern verurteilt: Wenn sich ein Mitarbeiter in der Poststelle plötzlich auf den Posten eines Vorstandsmitglieds bewirbt, geht diese Bewerbung ebenso nach hinten los wie es eine Bewerbung eines Geschäftsführers auf eine Hilfsarbeitertätigkeit ginge.
- Das Problem mit der vermeintlichen Überqualifizierung ist natürlich nach wie vor aktuell - kaum jemand wird eine Akademikerin als reine Schreibkraft nach Phonodiktat in seinem Unternehmen einstellen.
- Manche Personaler fühlen sich in ihrem beschränkten Weltbild durch Bewerber mit eigener Meinung und eigenem Kopf gestört - passiert sicherlich häufiger bei Online-Recherchen über den Kandidaten. Dabei muss es gar nicht um diffamierende Kommentare oder peinliche Fotos unter Facebook gehen, auch seriöse Inhalte können entsprechend negativ umgedeutet werden.
- Ausländische Bewerber, deren Name entsprechend ausländisch klingt, haben ebenfalls trotz guter Qualifikation und Berufserfahrung Schwierigkeiten bei der Stellensuche - manche Personaler lehnen schon aus Prinzip Nachnamen wie Öztürk, Al Sharif, Sereke u. ä. ab. Da nützt es auch nichts, wenn ein Bewerber mit Migrationshintergrund hier geboren wurde, hier zur Schule gegangen ist und vielleicht sogar die deutsche Staatsangehörigkeit hat.
- Manchmal scheitert es auch an den Gehaltsvorstellungen - wenn ein Chef lediglich den gesetzlichen Mindestlohn für eine anspruchsvolle Tätigkeit zahlen will, ziehen alle Kandidaten den Kürzeren, die mindestens 30.000 EUR p. a. als Gehaltsvorstellung angeben, denn die erreicht man mit 8,50 EUR/Std. nicht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen