Autorenblog von Alexandra Döll mit Informationen zu ihren Büchern und Artikeln, Meinungen zum Literaturbetrieb, Satiren, abgedrehten Kurzgeschichten, Aktuellem und vielem mehr
Donnerstag, 7. August 2014
Ein Ausflug in den Essener Nordosten
Blick vom Parkplatz am Triple Z auf die Katernberger Straße - (c) Alexandra Döll, Essen
Dass ich gestern nicht gebloggt habe, lag daran, dass ich gestern Nachmittag einen Termin zur Existenzgründungsberatung im Essener Nordosten, genauer gesagt, im Triple Z in Katernberg hatte, denn neben dem Versand von (Initiativ-)Bewerbungen fasse ich schon seit längerem auch die Selbstständigkeit ins Auge.
Um nach Katernberg zu kommen, musste ich natürlich von Gerschede aus Altenessen durchqueren - aus dem Grund wollte Sammy natürlich unbedingt mit nach Katernberg :o). Als wir über die Hövelstraße, Altenessener Straße und Stauderstraße fuhren, rief sie jedesmal fröhlich: "Haaaallooooo, Altenessen!" Ich glaube, die Menschen in Altenessen haben jetzt einen kurzzeitigen Hörschaden, hihi.
Während ich das Gespräch im Triple Z hatte, blieb Sammy natürlich bei Clio draußen auf dem Parkplatz und hat einen Baum besprochen, der sich schräg hinter Clios Heck befand. Clio beaufsichtigte Sammy und unterhielt sich mit dem Baum über intelligentes Leben - unter den Opel-Fahrern, die so in Altenessen unterwegs waren, hat er es gestern nämlich nicht gefunden :o)).
Das Gespräch selbst ist angenehm und produktiv verlaufen, wobei ich jetzt keine Fördermöglichkeiten mehr durch die Arbeitsagentur habe, da keine 150 Tage Restanspruch mehr bestehen. Meine Idee fand er grundsätzlich gut, wobei ich dabei natürlich noch Kontakt zu verschiedenen Institutionen aufnehmen muss, die aus dem medizinischen Bereich stammen. Vom Arbeitsmarkt und meinen Bewerbungen her konnte er mir erwartungsgemäß wenig Hoffnung machen, denn dass manche Menschen für den Arbeitsmarkt schon trotz aller Qualifikation schon tot sind, gilt leider nicht nur für über 50-jährige, sondern vielfach auch schon für Menschen 40+, zu denen ich ja seit einem Vierteljahr auch zähle. Über geschönte Arbeitslosenstatistiken wollen wir erst gar nicht reden, denn offiziell werden Umschüler, Menschen in Qualifizierungsmaßnahmen und Arbeitssuchende, die keine Ansprüche an die Arbeitsagentur haben (z. B. Berufsrückkehrerinnen), gar nicht mehr als arbeitslos geführt.
Wenn alle Stricke reißen, wäre ich sogar bereit, nach über 40 Jahren das Ruhrgebiet zu verlassen und mich woanders nach Arbeit umzusehen, denn was hier in NRW und speziell im Pott los ist, geht echt auf keine Kuhhaut. Ich weiß, dass die Menschen im Osten vielfach ebenfalls Probleme auf dem Arbeitsmarkt haben, aber mir kommt es schon fast so vor, als wenn das Ruhrgebiet mit seinen teilweise prekären Stellenangeboten auch schon zu den neuen Bundesländern zählt. Es kann einfach nicht sein, dass alle in Teilzeitpositionen, Zeitarbeitverhältnisse und befristete Arbeitsverhältnisse gedrängt werden sollen, wobei das Land NRW da ja keine Ausnahme darstellt - manche Lehrer hangeln sich von einem befristeten Vertrag zum nächsten, gleichzeitig heult die verlogene Politik aber rum, dass viele sich keine Kinder mehr anschaffen (wie auch, wenn man gar nicht weiß, ob man seinen ohnehin unsicheren Job morgen noch hat) und dass angeblich Fachkräftemangel besteht. Dann überlegen Sie sich bitte mal, meine Damen und Herren, wie Sie mit den ganzen vorhandenen Fachkräften umgehen und tun Sie nicht immer nur so, als wenn es nur die freie Wirtschaft wäre, die mit komischen Methoden von sich reden macht.
Nebenberuflich bin ich ja schon seit mehreren Jahren als Freiberuflerin tätig - genauer gesagt als Autorin - aber von den Einkünften kann ich natürlich alleine nicht leben. Sie sind ein nettes Zubrot, aber mehr auch nicht. Wenn ich von meiner Autorinnentätigkeit allein leben könnte, würde ich mir manchen Wahnsinn auf dem deutschen Arbeitsmarkt echt nicht mehr antun.
Eben habe ich noch zwei weitere Bewerbungen versendet - eine initiativ, eine auf ein Stellenangebot hin. Ob und was daraus wird, bleibt abzuwarten - ich habe da leider ja schon genug erlebt und meine früheren Kunden auch *seufz*. Da wurden auch sehr gut qualifizierte Menschen von manchen Arbeitgebern wie der letzte Dreck behandelt, wenn sie manchen Arbeitgebern denn überhaupt eine Antwort wert waren - für einen wirklich sehr gut qualifizierten, sympathischen Kunden haben wir über 70 Bewerbungen verschickt und davon wurden gerade mal knapp zehn mit einer Absage beantwortet. Wie kann man/frau sich auch nur erdreisten, mit Mitte 50 bzw. Anfang 40 immer noch arbeiten zu wollen? Tja, viele Ältere haben jüngeren Menschen eins voraus: Lebens- und Berufserfahrung, sodass die sich in aller Regel nicht mehr so leicht im Sinne fragwürdiger Unternehmensziele manipulieren lassen wie manch junger Mensch noch und die können auch nicht mehr so einfach mit 1.500 EUR brutto abgespeist werden. Diese verlogene Chose von Politik und Wirtschaft ist leider mehr als durchschaubar.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen