Donnerstag, 14. August 2014

Jubel, Trubel, Bewerbungen und Zuschauerbriefe

Soeben habe ich noch eine Bewerbung nach Düsseldorf geschickt und vorher noch einen Zuschauerbrief an die Visite-Redaktion im NDR gemailt. Dort wurde am Dienstagabend über die neuen Blutgerinnungshemmer berichtet, wie z. B. Pradaxa, aber leider sind als Zielgruppe wieder alle Menschen, die Marcumar, Falithrom und Co. aufgrund einer Blutgerinnungsstörung einnehmen müssen, rausgefallen - es ging mal wieder hauptsächlich um die "Klassiker" wie Vorhofflimmern, Herzinfarkt, tiefe Venenthrombose und Klappenersatz. Das sind zwar auch alles bekannte und ernst zu nehmende Erkrankungen, aber die Patienten mit angeborenen oder erworbenen Blutgerinnungsstörungen fielen mal wieder ganz aus der Berichterstattung raus, so als wenn es die gar nicht gäbe.

Der Experte im Studio sagte z. B., dass Menschen mit künstlicher Herzklappe nicht von Marcumar auf einen der neuen Blutgerinnungshemmer umsteigen dürften - tja, das dürfte ich mit meinem Antiphospholipid-Syndrom auch nicht. Darauf hatte Specki mich extra noch mal bei unserem letzten Termin im Juli 2014 hingewiesen, weil noch gar kein ausreichendes Erkenntnismaterial zu den neuen Antikoagulantien in Verbindung mit dem APS vorliegt. Zum Glück sind er, ich und auch mein Hausarzt uns ohnehin darüber einig, dass wir nicht mit meinem Blutgerinnungshemmer rumexperementieren wollten, zumal ich Marcumar bis jetzt gut vertrage :o) - schade ist nur, dass die Zielgruppe derjenigen, die an einer Blutgerinnungsstörung leiden, wozu ja nicht nur das APS zählt, immer wieder aus der Berichterstattung rausfallen. Dazu hatte ich dem NDR eine freundliche Mail geschickt.

Zum Vergleich: In dem Buch "Mit Gerinnungshemmern leben", das ich damals im Rahmen meiner Gerinnungssselbstmanagement-Schulung bekommen hatte, steht, dass 100.000 Menschen in der BRD eine künstliche Herzklappe haben, wobei wohl jedes Jahr ca. 18.000 Personen dazu kommen. Die Zahl derjenigen, die am APS leiden und bei denen es schon diagnostiziert wurde, liegt bei etwa 150.000 bis 450.000 Menschen - diese wahrlich auch nicht kleine Zahl ist aber offenbar kein Grund, mal darüber zu berichten.

Natürlich gibt es immer wieder "Besserärzte", die meinen, das APS sei was zum essen oder es als "irgendeine abgefahrene Gerinnungsstörung" gering schätzen, wie z. B. die Internistin, die mich vor über zehn Jahren in der Deutschen Paracelsus-Schule als HP für Psychotherapie/geprüfte Psychologische Beraterin mit ausgebildet hat. Die Dame hat mich nämlich ziemlich angeblafft, als ich das im Kurs erwähnte - das fanden weder ich noch meine Mitschüler/innen toll. Ich kann doch nix dafür, wenn manche sich für nen Halbgott halten und sich ausdauernd weigern, was dazu zu lernen. Schlecht ist es nur für diejenigen, die dann an einer angeblich "abgefahrenen Gerinnungsstörung" leiden, weil sich dann bis auf ein paar wenige Ausnahmen kaum jemand damit auskennt. Was das für Folgen haben kann, darüber hatte ich hier ja schon mehrfach gebloggt. Als Internistin sollte sie das APS eigentlich kennen, denn es zählt zum weiten Kreis der internistischen Erkrankungen, aber frau muss ja nicht alles wissen, sondern stattdessen Betroffene lieber anranzen und herabwürdigen. Na ja, ich hab mir damals nur gedacht, dass sie doch glücklich werden soll mit ihrer Arroganz :o)).

Heute standen in der WAZ zwei Leserbriefe zum befürchteten Fachkräftemangel im Revier, wozu ich hier ja auch neulich häufiger gebloggt hatte. Ein junger Mann aus Bottrop schrieb, dass er trotz abgeschlossener Ausbildung, abgeschlossenem Studium und absolvierter Weiterbildung sowie etlichen Bewerbungscoachings und mittlerweile 260 Bewerbungen immer noch arbeitslos ist - damit stellen sich die Arbeitgeber im Revier ein echtes Armutszeugnis aus. Ich kann nicht über Fachkräftemangel jammern und dann Bewerber pauschal wie kleine Döfchen oder den letzten Dreck behandeln. Diese fragwürdige Art des Umgangs mit Bewerbern hat übrigens auch nix damit zu tun, ob derjenige sich aus einer ungekündigen Anstellung heraus bewirbt oder aus der Arbeitslosigkeit heraus - manche können offenbar nicht anders. Kein Wunder, dass Richard Bolles die klassische Stellensuche über die Lektüre von Stellenangeboten "Neandertal" nennt - deshalb habe ich mir da schon einige Alternativen gesucht, um nicht im Neandertal stecken zu bleiben. Teilweise scheint dies aber im größten Provinzdorf der Repbulik, nämlich der 580.000- Einwohner-Stadt Essen, aber auch nicht immer zielführend zu sein - Offenheit und Kundenorientierung sehen jedenfalls anders aus. Manche sind ja ganz erstaunt bis unangenehm berührt, wenn man ihnen sagt, wer man ist, was man kann und ob jemand mit diesen Fähigkeiten in ihrem Unternehmen gebraucht wird - sorry, Essen entwickelt sich trotz seiner Größe offenbar wirklich zum Neandertal, deshalb schließe ich ja auch nicht mehr aus, dass ich dem Revier den Rücken kehre.

Wie rückständig Essen ist, sieht man schon an dem kleinen Artikel mit der Begründung, warum einige Schwimmbäder ab der kommenden Woche in Essen erst ab 6.30 Uhr ihre Pforten für Frühschwimmer öffnen - angeblich aufgrund der immer schlechter werdenden Sichtverhältnisse :oD. Sonst geht's aber noch?! Ich denke, dass jeder Frühschwimmer seinen Weg zum Schwimmbad mittels Augen, Straßenbeleuchtung, Scheinwerfern am Pkw bzw. Licht am Fahrrad findet, aber wie sollen die Essener Stadtväter ihren Einwohnern sonst erklären, dass sie lieber an ihren Einwohnern sparen anstatt an sich selbst. Okay, im Winter fängt die Schule dann für Kinder und Jugendliche erst ab 11 Uhr an aufgrund der immer schlechter werdenden Lichtverhältnisse, Arbeitnehmer - auch die, die Vollzeit beschäftigt sind - arbeiten dann in der dunklen Jahreszeit nur noch zwischen 11 und 15.30 Uhr, bevor es dunkel wird...:o). Lächerlicher geht's echt nicht mehr, liebe Stadt Essen.

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