Freitag, 1. August 2014

Spaß muss sein...


Schäfchenwolken heute Morgen am Himmel - (c) Alexandra Döll, Essen

...sprach Wallenstein, und schob ihn etwas tiefer rein! *hust* :o) Es wäre mir jetzt zuwider gewesen, den Schlager "Ein bisschen Spaß muss sein" von Roberto Blanco zu zitieren.

Humor ist in jedem Fall wichtig, denn ich denke, sonst würden viele Menschen einiges, was ihnen in ihrem Leben widerfährt/widerfahren ist, nicht oder nur schlecht durchstehen. Deshalb hält sich mein Verständnis für Humorpiraten und Spaßbremsen - die aber bitte nicht als solche bezeichnet werden möchten - die das ganze Leben als Strafe anzusehen scheinen, auch eher in Grenzen. Vor dem Hintergrund habe ich kein Verständnis für Menschen, die frühmorgens rumnöhlen, weil andere arbeiten und dabei noch die Zeit haben, einen Spaß im Internet zu machen. Manche meinen ja, dass nur die Leute, die keine Arbeit haben bzw. selbige nicht ernst nehmen, Zeit für Humor haben - das sehe ich anders. Mir machen eher die Menschen Sorgen, die bei ihrer Arbeit keine Zeit mehr für Humor haben und sich dann als moralische Instanz aufspielen wollen, damit wenigstens jeder an ihrer schlechten Laune bzw. an ihrer etwas eigenwilligen Art von Humor (?) teilhaben kann. Ich zitiere da immer wieder gerne Eckardt von Hirschhausen: "Kinder lachen bis zu 400 Mal am Tag, Erwachsene bis zu 15 Mal und Tote gar nicht." :o)

Wenn mir ein Post oder eine Website nicht gefallen, bin ich doch nicht gezwungen, darauf zu antworten, dann klicke ich den einfach weg und denke mir meinen Teil anstatt dann völlig sinn- und humorfreie Kommentare zu posten. Es soll zwar Arbeitgeber geben, die meinen, wer lacht, macht seine Arbeit nicht vernünftig und/oder ist nicht ausgelastet, aber für solche Spaßbremsen auf Arbeitgeberseite wollte ich auch nicht unbedingt tätig werden. Wer mit seiner Arbeit gut zurecht kommt und Spaß an ihr hat, der hat auch mal Zeit für Humor innerhalb und außerhalb des Arbeitsplatzes - wenn ich als Arbeitnehmer natürlich schon total damit überfordert bin, drei Banddiktate von fünf Minuten Länge an einem Vormittag zu schreiben, hätte ich auch keine Zeit mehr für Fröhlichkeit und würde ein Ventil suchen, meine eigene Unzufriedenheit an gut gelaunten Menschen auszulassen. Außerdem sprechen zufriedene, gut gelaunte Mitarbeiter ja auch für ein gutes Betriebsklima, denn wenn selbiges schlecht ist, vergeht vielen Menschen das Lachen leider schon automatisch.

Ich denke nur an meine drei Jahre bei Oscar Winzen zurück: Marina, Steffi und ich sowie auch unser jeweiliger Jobsearcher haben uns wirklich intensiv um unsere Kunden gekümmert und wenn jemand unser Büro betrat, waren wir ganz für denjenigen da - egal, ob derjenige einfach mal nur jemanden zum Reden brauchte, weil er die zehnte unfreundliche Absage in Folge bekommen hat, oder ob er kurzfristig eine Bewerbungsmappe benötigte, weil er telefonisch ebenso kurzfristig einen Vorstellungstermin mit einem Arbeitgeber vereinbart hatte. Wenn wir keinen Publikumsverkehr hatten, haben wir auch rumgealbert und unseren Spaß gehabt, und darauf haben Chef und Chefin auch gesteigerten Wert gelegt, denn auch wenn unsere Kunden das natürlich nicht mitbekommen haben, so haben sie doch instinktiv gespürt, dass bei uns ein gutes Klima herrscht und das hat sich automatisch auf unser Klientel übertragen, was auch zu deren Motivation, auch nach der zehnten bescheuerten Absage am Ball zu bleiben, beigetragen hat. Ich glaube kaum, dass unsere Kunden uns so gerne besucht und unseren Rat gesucht hätten, wenn sie instinktiv gespürt hätten, dass bei uns Humorlosigkeit, Totenstimmung und generell ein schlechtes Betriebsklima vorherrschen.

Chef und Chefin waren auch ganz froh, dass wir Mädels im Büro uns auch noch anderweitig außerhalb der Arbeit betätigt haben: Marina hat viel und gerne in einem amerikanischen Forum gepostet und uns oft mit lustigen Stories, die sie dort erlebt hat, zum Lachen gebracht (ich sage nur: Ananas-Pointing oder Tannenzapfen, hihi!), Steffi gab nebenbei Fahrradfahrschulkurse für Migrantinnen und Senioren und ich war/bin ja als Autorin aktiv - sowohl in Buchform als auch bei Sachartikeln unter Suite101.de und experto.de. Wenn wir davon bei Betriebsfeiern oder Telefonaten berichtet haben und dabei Erfolge erzielt haben, hat unsere Chefetage das mit Stolz erfüllt anstatt sich Gedanken darüber zu machen, ob unsere Arbeit darunter leiden könnte, denn das hat sie ja definitiv nicht, zumal alle unsere Kunden mit der Betreuung durch uns und unserer oft humorvollen Herangehensweise an die Dinge mindestens zufrieden und oft sogar sehr zufrieden waren. Viele haben sogar unter Bemerkungen im Beurteilungsbogen reingeschrieben, dass sie es genossen haben, mit uns auch mal rumscherzen zu können und dabei trotzdem gut beraten worden zu sein. Das ist echter Spaß an und während der Arbeit - den manche aber wohl nicht zu haben scheinen, sei es aufgrund eines schlechten Betriebsklimas oder weil sie mit sich selbst und dem, was sie tun sollen, schon total überfordert sind. Ich kann mich an eine Bewerberin für das Projektbüro Essen erinnern, der schon der Schweiß bei dem Gedanken ausbrach, dass unsere Kunden, die ja nur eine Etage tiefer saßen, oft spontan und unangemeldet zu uns ins Büro kamen, denn: "...Nein, das halte ich nicht aus! Die müssen sich doch vorher hier anmelden und sich nen Termin geben lassen!" (AUA!) Das konnte man der jungen Dame nicht zumuten, wobei ich mich da gefragt habe, wie sie denn auf ECHTE Probleme reagiert hätte, denn spontane Kundenbesuche dürften ja wohl eher unproblematisch sein; es sei denn, ich bin mit mir total überfordert und möchte einfach nur ungestört hinter meinem Schreibtisch wegsterben.

Humor hat ja nicht alleine was mit Schadenfreude zu tun oder damit, Probleme wegzulachen, aber er hilft oft, Dinge aus einer anderen, weniger verkniffenen Perspektive zu sehen. Ich denke sogar, dass selbst in Beerdigungsinstituten im Kollegenkreis gelacht wird, wenn nicht gerade trauernde Kundschaft anwesend ist, die mit dem Bestatter alles Notwendige für die Beerdigung eines verstorbenen Angehörigen besprechen muss.



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