Dienstag, 26. August 2014

Vollmond im Nebel - Teil 2 :o)

Mittlerweile haben die Männergärtnerinnen ihre fahrbaren Untersätze vor dem Hauptportal des Terrassenfriedhofs abgestellt, wobei sie sich gar nicht sicher sind, ob sie hier richtig sind, denn abgesehen davon, dass es sich beim Terassenfriedhof um den flächenmäßig Größten handelt, besitzt er auch noch mehrere Eingänge - außer dem Haupteingang an der Heißener Straße gibt es noch mehrere Seiteneingänge. Einer befindet sich fast am Ende der Herbrüggenstraße, kurz vor der Rheinischen Bahntrasse, die kürzlich in einen Fahrrad- und Fußgängerweg umgewandelt wurde, und der Trasse der S9, ein weiterer liegt an der Grünfläche unterhalb der Herbrüggenstraße bzw. der Sackgasse, in der die Häuser Nr. 103 - 111 stehen, der Dritte am Kaldenhoverbaum und der Vierte an der Böhmerstraße im Kamptal. Zudem fragen sich die Männergärtnerinnen, ob sie überhaupt eine Chance haben, auf den Friedhof zu kommen, denn normalerweise werden die Eingänge nach Anbruch der Dunkelheit verschlossen, um Vandalismus, Diebstahl, Grabschändungen und schwarzen Messen vorzubeugen.

Der Mond schimmert auf Clios schwarzem Lack wie flüssige Seide, als die Männergärtnerinnen prüfen, ob der Eingang am Hauptportal geöffnet ist. Oh Wunder - durch eins der Tore können sie tatsächlich durch, weil unverschlossen. Clio aktiviert die Show-me-home-Funktion seiner Scheinwerfer, um seiner Fahrerin und ihren Mitstreiterinnen den Weg zu leuchten, auch wenn das nur auf den ersten 40 Metern etwas bringt. Steffis mintgrüner Peugeot 205 erblasst vor Neid, weil er keine Show-me-home-Funktion hat. Obwohl Clio wie immer hilfsbereit ist und auch der Mond durch den Nebel verschleiertes Licht spendet, haben die Männergärtnerinnen Taschenlampen mitgenommen. Leider haben sie natürlich keinen Anhaltspunkt, wo sie zuerst nach ihren Schützlingen suchen sollen.

Als sie die Stufen zwischen den Terrassen mit den Gräbern hinab steigen, um zu der großen, immer noch in dichten Bodennebel eingehüllten Wiese zu gelangen, hören sie bereits das dumpfe Quaken von Fröschen am nahe gelegenen Biotop. Auf dem Hügel, der rechts der Wiese liegt und der sich mit seinen Grabfeldern bis zum Kaldenhoverbaum erstreckt, hören die Mädels tote Omas schaurig singen. Renate gefriert das Blut in den Adern - Vollmond, dichter Bodennebel, singende tote Omas...das alles behagt ihr nicht wirklich, Steffi aber allerdings auch nicht. Alex nimmt es etwas gelassener, fröstelt aber in der kalten Nachtluft.

"Wo können die Jungs nur sein?" fragt Renate laut in die vom Vollmond erleuchtete Dunkelheit und den dichten Bodennebel hinein, der die Frauen bis zur Hüfte eingehüllt hat. Wie auf's Stichwort kommt aus einem der Gräber eine Krallenhand, die auf die Wiese deutet. Auf dem Weg an der Wiese steht der grinsende Leichenwagenfahrer aus dem Film "Burnt Offerings" und deutet ebenfalls mit maliziösem Grinsen mit seinem Kopf auf die in besonders dichten Nebel eingehüllte Wiese. Renate und Steffi geben einen Schreckenslaut von sich, aber auch Alex bekommt zumindest eine Gänsehaut. Der Vollmond, der durch den Nebel scheint, ist ja noch ganz schön, aber der Leichenwagenfahrer behagt ihr ebenso wenig wie die Krallenhand, die aus der Erde ragt, und die dumpf unkenden Frösche.

Am Hang unterhalb der Herbrüggenstraße, der sich links der Wiese befindet, steigt ein roter Ballon in das verschleierte Mondlicht auf. Ist jetzt etwa auch noch Pennywise zugegen? Tatsächlich können die drei Mädels, als sie sich vorsichtig auf den Weg zur im Nebel eingehüllten Wiese machen, eine Gestalt auf den Gräbern am Hang ausmachen, die offenbar Knochen abnagt - würde ja zu Pennywise passen. Der Leichenwagenfahrer grinst noch immer, auch als eine Horde von kleinen Plüschaffen mit Zipfelmütze des Weges kommt - bekannt aus dem Loriot-Sketch "Weihnachten bei Hoppenstedts", genauer gesagt aus der Szene, in der Opa Hoppenstedt für seinen Enkel Dickie ein Weihnachtsgeschenk im Spielwarenladen kaufen will - und wie wild mit ihren kleinen Becken Radau macht. Alex muss auch grinsen, aber Steffi macht das betretene Gesicht und Renate gruselt sich umso mehr.

Als die Damen den dichten Bodennebel auf der Wiese betreten, kommen sie sich vor, als wenn sie nur noch Oberkörper und Köpfe hätten, denn ihre Beine werden vom dichten Nebel regelrecht verschluckt. Da hilft es auch nix, dass Renate zitternd mit ihrer Taschenlampe in den Nebel leuchtet. Der Gesang der toten Omas auf dem Hügel rechts wird lauter, Pennywise schmatzt links von ihnen zufrieden in die nebelige, kalte Nacht. Die Plüsch-Äffchen wandern durchs kalte Mondlicht, sind aber manchmal nicht sichtbar, wenn sie in die Schatten der Bäume am Hang verschwinden. Renate dreht sich scheu zu dem grinsenden Leichenwagenfahrer um, der sich nicht von der Stelle gerührt hat, aber ihnen hinterher schaut und immer noch unverändert hinterlistig grinst. Steffi stößt einen Schrei aus, als sie zufällig auf etwas tritt. Im gleichen Moment hört sie Stinkis ungehaltene Stimme fragen: "Wat is'n hier eigentlich los? Wo bin ich hier?"

Die Mädels sind erleichtert, denn sie scheinen ihre großen männlichen Kinder gefunden zu haben. Alex greift in den dichten Bodennebel und zieht Stinki am Arm zu sich hoch, der mittlerweile die kalte, feuchte Nebeldecke moniert. ES, das neben Stinki gelegen hatte, plärrt mal einfach los - sein Plärren steigert sich, als Steffi ES aufgeholfen hat und ES realisiert, dass ES sich auf einem Friedhof befindet, gepaart mit unangenehmen Begleiterscheinungen wie etwa dem grinsenden Leichenwagenfahrer und einem schwebenden Ballon, der im milchigen Mondschein schwarz wirkt. Renate stolpert über den Charmin Bear, hilft ihm aber auf, nachdem er realisiert hat, dass er nicht mehr in seinem Bett in der MäTa liegt, sondern unter einer dichten Decke aus feuchtem, kalten Bodennebel. Er richtet sich zu seiner vollen Größe auf und gibt einen unartikulierten Schreckenslaut von sich, als er zuerst den grinsenden Leichenwagenfahrer erblickt und dann den Clown Pennywise am Hang, der im Halbschatten weitere Knochen auf einem Grab abnagt. Stinki ranzt: "Wat is'n hier eigentlich los?!", denn ihm behagen weder die dumpf unkenden Frösche noch der verschleierte Mond noch der schaurige Gesang auf dem Hügel. Thorsten und der Stationsarzt tauchen ebenfalls aus dem Nebel auf, sind aber ziemlich verstört, als sie merken, wo sie sind und dass sie leider nicht nur von ihren Männergärtnerinnen und ihren Mitkindern, sondern auch noch von diversen gruseligen Gestalten umgeben sind.

Thomas wird als Letzter von Renate aufgestöbert. Zunächst gähnt er nur schlaftrunken, doch als er merkt, dass er im milchigen Licht des Vollmonds mitten auf einem Friedhof im kalten, feuchten Bodennebel sitzt, springt er wie von der Tarantel gestochen auf, dreht hilflose Pirouetten und jammert nach Alex, die nur mit Mühe verhindern kann, dass er auch noch in den Bachlauf plumpst, der direkt neben ihnen herfließt. Stinki hält in dem Moment auch mal die Klappe, denn er friert und ist von dem Grinsen des Leichenwagenfahrers, der unterhalb der Terrassen am Weg zum Hauptportal steht, ziemlich geängstigt. ES plärrt weiter und jammert nach "Mr. Dole" alias Alex.

Die Männergärtnerinnen sehen zu, dass sie den Friedhof zusammen mit ihren Schützlingen möglichst schnell wieder verlassen. Der Mond am Himmel hat mittlerweile den von Pennywise abgesonderten Ballon gefangen und spielt mit ihm, so als wenn das ganz natürlich wäre. Die toten Omas auf dem Hügel singen im Chor "Hells Bells", Pennywise gräbt währenddessen im Erdreich am Hang nach weiteren Knochen. Der grinsende Leichenwagenfahrer lupft höflich und maliziös grinsend seine Mütze, als die Truppe zügig an ihm vorbei geht Richtung Ausgang Heißener Straße. Besonders freut sich der Totenkutscher über das plärrende und brabbelnde ES.

Die Mädels verfrachten ihre Männer so schnell sie können in ihre Autos und fahren zurück Richtung MäTa. Clio ist zwar sehr irritiert, weil der Mond jetzt mit einem Ballon spielt, lässt ihn aber gewähren - was soll er auf Erden auch anderes tun? Stattdessen bringt er seine Fahrerin Alex, den Stationsarzt, Thorsten, Stinki und ES treu und zuverlässig zurück zur Fürstenbergstraße in Borbeck. Steffis mintgrüner Peugeot 205, in dem neben Steffi als Fahrerin auch Renate, Thomas und der Charmin Bear hocken, folgt ihm freundlich, ist aber immer noch grün für Neid, weil er keine Show-me-home-Funktion hat.

In der MäTa angekommen, ziehen sich erst mal alle trockene Klamotten an, dann legen sich alle wieder zur Nachtruhe, können aber zunächst nicht schlafen. Die Einzige, die sich über den mit dem Ballon spielenden Mond freut, ist Sammy, die aber wiederum nöhlt, weil ihre Mama einfach ohne sie mit ihren Freundinnen raus auf den Friedhof gefahren ist - dabei hätte Sammy sich dort sicherlich am meisten gegruselt. Auch wenn alle nach gut zwei Stunden in einen unruhigen Halbschlaf fallen, verläuft die restliche Nacht bis zum Sonnenaufgang ohne weitere Zwischenfälle.

Happy End! :o)


Vollmond im Nebel - Jetti Kuhlemann, Pixelio

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