Darüber klagt die Politik ja ständig, ist aber auch nicht bereit, etwas dagegen zu tun - stattdessen werden viele Stellen im Sozialwesen gerne durch Sozialassistenten oder Ehrenamtliche besetzt oder mit ausländischen Arbeitskräften, die vielfach auch mit Dumping-Löhnen zufrieden sind, weil sie natürlich nicht wissen können, was ihnen hier in Deutschland an Tariflohn zustünde. Gegen den Zuzug ausländischer Arbeitnehmer ist grundsätzlich nichts einzuwenden, aber gegen deren Ausbeutung durch Arbeitgeber, die trotzdem noch von der Politik hofiert werden, denn man muss ja angeblich jeden noch so schlecht entlohnten Arbeitsplatz enthalten, während die hohen Damen und Herren mit einem fünfstelligen Monatsgehalt selbstgefällig in ihre Sessel furzen und sich auch noch für faule Kompromisse wie z. B. den Mindestlohn mit -zig Ausnahmen feiern.
Tja, und wenn man sich dann anguckt, wie mit den einheimischen Fachkräften umgegangen wird, darf man sich echt fragen, ob es den wirklich gibt. Heute las ich auf Google + einen Fall, der amüsant wäre, wenn er nicht zum Heulen wäre. Bewerber hatte in seinem Fach promoviert, hat also einen Doktortitel und um den zu kriegen, muss man zumindest erst mal ein Studium erfolgreich abgeschlossen haben - ohne Diplom, M. A. oder Staatsexamen keine Promotion, so einfach. Es ist nur schlecht, wenn die Menschen auf der Arbeitsagentur, die Fachkräfte dabei unterstützen sollen, wieder in Brot und Arbeit zu kommen, offenbar nicht mal über diese elementare Bildung verfügen und einen promovierten Informatiker als "ungelernt" und "ohne Ausbildung" bezeichnen. AUA! Da hat wohl jemand die Promotion an einer Uni mit dem englischen Wort "Promotion" verwechselt, d. h. dem Anpreisen und Bewerben von Produkten und Dienstleistungen in Fußgängerzonen oder auf Fachmessen, was ja vielfach auch von Schülern und Studis als Nebenjob ausgeübt wird.
Ich persönlich kann mich über meine bisherigen Arbeitsberater auf der Arbeitsagentur absolut nicht beklagen, aber es gibt offenbar auch andere Fälle, wie das o. g. Beispiel zeigt - und das ist bei weitem leider kein Einzelfall. Auch ich durfte mich mal von einer unterbelichteten, jungen Dame im "Auffanglager" für Arbeitssuchende fragen lassen, was denn Outplacement ist *stöhn* - ihr Kommentar mit dümmlich-gequälter Miene: "Auf deutsch, bitte!" Mit dem Englischen und der Allgemeinbildung war es bei der Dame wohl nicht so weit her. Gleichzeitig stellt Herr Alt von der Bundesarbeitsagentur aber laufend fest, dass die Mitarbeier in den Arbeitsagenturen teilweise gar nicht wissen, welche Anforderungen der Arbeitsmarkt an den Bewerber stellt und auch sonst nicht so gut qualifiziert sind. Warum stellen Sie dann keine besser qualifizierten Menschen ein? Die Frage drängt sich einem ja auf, wenn Sie das Problem doch angeblich erkannt haben.
Anfang des Jahres hatte ich mich als Arbeitsvermittlerin bei zwei Arbeitsagenturen im Ruhrgebiet beworben - von der einen habe ich bis heute nix gehört und von der anderen kriegte ich eine nichtssagende Absage mit der Begründung, dass ihr Chef mich nicht in die engere Auswahl genommen habe. So weit, so schlecht - dann soll Herr Alt aber auch bei der Ablehnung von gut qualifizierten Bewerbern auch nicht ständig rumheulen, dass seine Mitarbeiter nicht gut qualifiziert sind und die Anforderungen der Wirtschaft gar nicht kennen.
Auch wie von Seiten mancher Unternehmen mit Bewerbern umgegangen wird, spricht nicht gerade dafür, dass Fachkräfte in diesem Land gebraucht werden, denn auch gut qualifizierte Kandidaten werden von manchen so genannten Personalern eher wie lästige, dumme Insekten behandelt, bekommen ihre ehemals ordentlichen Bewerbungsunterlagen total verhunzt zurück oder sogar die Unterlagen eines anderen Bewerbers - vielfach auch erst nach mehrmaliger telefonischer Nachfrage - oder kriegen erst mal vorsichtshalber gar keine Antwort. Das ist im Kaufmännischen genauso verbreitet wie im so genannten Sozialwesen. Eine Leserin unter experto.de berichtete mir, dass sie mal eine Absage von ihrer Arbeitsagentur bekommen habe, bei der sie sich als Arbeitsvermittlerin beworben hatte - netterweise war das Anschreiben mit "Entwurf" gekennzeichnet und sowas sollte normalerweise gar nicht raus gehen. Wenn ein Bewerber ein Anschreiben mit dem Vermerk "Entwurf" an ein Unternehmen versenden würde, wäre die Absage vorprogrammiert - Arbeitgeber und Arbeitsagenturen dürfen es scheinbar.
Manche mit sich selbst überforderte Herrschaften im Personalwesen behaupten ja, nicht immer genug Zeit für den Versand von Absagen zu haben. Wer's glaubt...so lange noch genug Zeit ist, um Bewerber im Internet zu bespitzeln und sich dann ein beschränktes Bild auf der Grundlage des eigenen Weltbildes zu machen, ist auch genug Zeit, dem Bewerber wenigstens eine Absage zu schicken. Falls manche Personaler es noch nicht bemerkt haben: Ein Mensch ist ein bisschen mehr als die Summe seiner Online-Profile und - darüber hatte ich auch schon mal einen Artikel unter experto.de veröffentlicht - selbst seriöse Inhalte kann sich der Arbeitgeber so umdeuten, wie er will, dafür braucht es noch nicht mal kompromittierende Fotos von der letzten Fete oder beleidigende Kommentare auf Facebook. Umgekehrt fallen aber Menschen durchs Raster, über die so gut wie nix im Netz zu finden ist, denn das ist ja dann auch verdächtig. Anpassung an das beschränkte Weltbild von Politik, Medien und Wirtschaft ist wohl leider das neue Zauberwort.
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