Dieser Vers ist ja in einem sehr bekannten Gedicht von Goethe enthalten, das den Titel "Der Zauberlehrling" trägt. In der siebten Klasse mussten wir das Gedicht sogar im Deutschunterricht auswendig lernen - in der sechsten war es ebenfalls ein bekanntes Gedicht von Goethe, nämlich "Der Erlkönig". Auf den o. g. Vers aus dem Zauberlehrling bezieht sich die folgende Geschichte :o).
An einem milden Spätsommerabend im September, an dem auch noch Vollmond ist, machen die dritte und vierte Klasse der Dionysiusschule an der Kraftstraße eine Abendwanderung für einen guten Zweck. Die Männergärtnerinnen, ihre Schützlinge sowie Alex' Stoffies erklären sich bereit, die Rolle der Streckenposten zu übernehmen. Die geplante Route verläuft vom Busbahnhof Borbeck an der Fürstäbtissinstraße zur Pfarrkirche St. Antonius Abbas in Schönebeck, wo es ein abschließendes Grillen auf der Wiese des Pfarrheims geben wird.
Streckenposten Nr. 1 besteht aus dem Charmin Bear und Thomas. Die beiden postieren sich im neuen Teil des Borbecker Schlossparks direkt am Teich, wo es u. a. einen Steg mit Bänken gibt. Der Park ist durch Laternen auch in den Abendstunden gut beleuchtet und die Schlossstraße mit ihren Laternen verläuft ja auch noch in unmittelbarer Nähe.
Alex' Stoffies Klara, Bugs, Racker, Bubi und Melanie stehen auf der Fürstenbergstraße schräg gegenüber vom Freiherrnweg, wo ein Weg in den Schlosspark abzweigt - die Stoffies stehen also nur gut 350 m von Streckenposten Nr. 1 entfernt. Thorsten und der Stationsarzt stehen auf der Ecke Herbrüggenstraße/Schluchtstraße vor Uschis Frühstücks-Café - ehemals Metzgerei Adelskamp, die in Alex' Buch "Absoluter Horror" einer der Schauplätze war - die Männergärtnerinnen sitzen als Streckenposten Nr. 4 auf einer Bank auf dem Verbindungsweg zwischen Schluchtstraße und Heißener Straße, wobei der Weg unterhalb des Steilhangs verläuft, auf dem Alex' frühere Grundschule, die Eichendorff-Schule, steht.
Streckenposten Nr. 5 besteht wiederum aus Alex' Stofftieren, namentlich Sammy, Ecki, Sophie, Anna und Erna. Sie stehen auf der Heißener Straße in Höhe des Hauptportals vom Terrassenfriedhof. Den letzten Streckenposten bilden ES und Stinki ebenfalls auf der Heißener Straße, denn sie stehen am Haupteingang des recht neuen katholischen Friedhofs, der vor einigen Jahren errichtet wurde, da der Terrassenfriedhof trotz seiner großen Fläche als alleiniger Friedhof in Schönebeck nicht mehr ausreichte.
Ab Busbahnhof Borbeck machen sich jeweils sechs Gruppen von Kindern im 15-Minuten-Takt auf den Weg von Borbeck nach Schönebeck. Die erste Gruppe startet kurz vor Sonnenuntergang um 20 Uhr, die letzte Gruppe also folglich um 21.30 Uhr. Der Vollmond, der im Südosten aufgegangen ist, hat eine fiebrige, orangegelbe Farbe. Insbesondere Sammy auf der Heißener Straße freut sich, weil es so groß möndelt.
Bis kurz nach 20.30 Uhr sitzen Thomas und der Charmin Bear friedlich auf den Bänken am Steg direkt am Teich und haben bereits zwei Kindergruppen diverse Fragen zum Schlosspark und dem Schloss Borbeck gestellt. Die Sonne ist ganz untergegangen, sodass es zunehmend dunkel wird, aber der Vollmond spendet ja jede Menge (unheimliches) Licht. Es hätte alles so schön sein können, wenn nicht plötzlich am Steg dumpfes Quaken zu hören gewesen wäre. Die Augen des Charmin Bears weiten sich vor Entsetzen, denn mittlerweile haben sich zehn Frösche und Kröten eingefunden, die jeweils ein mit einem Stück Wäscheleine befestigtes Schild mit der Aufschrift "Achtung! Nicht-vegetarischer Frosch!" um ihre Hälse tragen. Der Charmin Bear flüstert verstört: "Beißt Ihr?!", woraufhin eine Kröte frech antwortet: "Klar, du Vollpfosten! Oder was denkst du, was mit nicht-vegetarischen Fröschen gemeint ist?!"
Thomas und der Charmin Bear verstehen den Hinweis der Kröte und ziehen es nach mehreren nervösen Pirouetten vor, ihren Posten am Teich zu verlassen. Stattdessen platzieren sie sich in sicherem Abstand auf dem Weg, der direkt zur Schlossstraße führt. Wenn man die dortige Fußgängerampel überquert, kommt man direkt zum Hauptportal des Schlosses bzw. zum Tor. Zum Glück machen die nicht-vegetarischen Frösche keine Anstalten, ihnen zu folgen, sondern bleiben am Teich, um dort Fische und Wasservögel anzufallen. Jetzt verstehen Thomas und der Charmin Bear auch, warum soviele blutige Kadaver von Enten, Blesshühnern und Fischen rund um den Teich verstreut lagen. Natürlich sind sie nach wie vor ziemlich unruhig wegen der blutrünstigen Frösche und Kröten - entsprechend froh sind sie, als die letzte Kindergruppe um 21.55 Uhr durch ist und sie verabredungsgemäß zurück zur MäTa in der Fürstenbergstraße laufen können.
Thorsten und der Stationsarzt haben ebenfalls ziemlich skurrile Erlebnisse vor Uschis Frühstücks-Café auf der Ecke Herbrüggenstraße/Schluchtstraße: Uschi war so nett und hat beiden Herren jeweils eine Tasse Irish Coffee nach draußen gebracht - hergestellt aus normalem Filterkaffee mit einem gehörigen Schuss Asbach Uralt, verfeinert mit einem Sahnehäubchen, das mit Kakaopulver bestreut wurde. Der Mond sagt vom All aus: "Prost!"
Der Stationsarzt stiert nach gut zehn Minuten frustriert in seine große Tasse Irish Coffee und murmelt: "Menno! Die Tasse ist ja schon halbleer!" - Thorsten kichert albern und antwortet: "Ich bin halbvoll!" Der Vollmond muss ein Kichern unterdrücken - die ersten alkoholbedingten Aussetzer haben ja nicht allzu lange auf sich warten lassen. Allerdings glauben sowohl der Arzt als auch Thorsten an Hallus, als plötzlich über die Herbrüggenstraße ein fröhliches Gehirn an ihnen vorbei hüpft, das ihnen die Zunge rausstreckt und ein Schild hoch hält mit der Aufschrift: "Warnhinweis! Kann Spuren von Denkvermögen enthalten!"
Dem Arzt ist das Gehirn, das fröhlich weiter die Schluchtstraße hinunter hüpft, ziemlich unheimlich. Er stürmt ohne Vorwarnung nach drinnen und flitzt zu Uschis großer Überraschung hinter den Tresen, wo er sich die Flasche Asbach Uralt greift und nach dem Warnhinweis sucht, der besagt: "Achtung! Kann Halluzinationen von freilaufenden menschlichen Organen verursachen!"
Derweil bekommt Thorsten es draußen vor der Tür mit noch mehr freilaufenden menschlichen Organen zu tun. Zunächst ziehen zwei meckernde Nieren an ihm vorbei, die über irgendwas hörbar angefressen sind. "Meine Güte", sagt die linke Niere, "ist das bescheuert! Ich hab so einen Hals!" Die rechte Niere erwidert: "Aber hallo! Ich bin stocksauer!" Thorsten weiß zwar nicht, um was es geht, muss aber sofort an das Leibgericht mancher Menschen denken - saure Nierchen. Die offensichtlich ebenfalls sauren Nierchen hüpfen weiter die Herbrüggenstraße runter Richtung Kreuzung Heißener Straße, ohne sich weiter um Thorsten zu kümmern. Als Thorsten einen Blick rüber zum Eckhaus auf der Schluchtstraße wirft und er im Mondlicht bzw. im Schein der Straßenlaternen eine Seilchen springende Fettleber sieht, fällt er endgültig vom Glauben ab und beschließt, Alex auf ihrem Handy anzurufen. Der Stationarzt ist drinnen auf die Toilette geflüchtet und hofft, dort von freilaufenden menschlichen Organen verschont zu bleiben - dann soll Thorsten sich doch alleine um die weiteren Kindergruppen kümmern bzw. sich mit weiteren Organen auseinander setzen.
Bis dato haben Alex, Steffi und Renate gut gelaunt auf ihrer Bank auf dem Verbindungsweg zwischen Schluchtstraße und Heißener Straße gesessen, wobei sie sich allerdings sehr über eine freche Fledermaus gewundert haben. Dass Fledermäuse im Mondlicht umher flattern, ist gerade in warmen Frühlings- und Sommernächten nichts Ungewöhnliches, aber ungewöhnlich ist, dass Alex sich gerade eine Fluppe anzünden wollte und eine Fledermaus selbige im Flug zwischen Alex' Lippen weggeklaut hat. Steffi macht das betretene Gesicht, während Renate zwischen Furcht und Belustigung schwankt. Alex schimpft der Fledermaus irritiert hinterher, doch das Tier flattert unbeirrt weiter zu der Grünfläche im Karrée der Schluchtstraße und fragt die dort in einem Weiher lebenden Enten: "Hasse ma Feuer?!" Alex seuzft, nimmt eine weitere Zigarette aus der Schachtel und zündet sich diese an - ist doch egal, dann soll die Fledermaus eben mit der anderen Kippe glücklich werden.
Unvermittelt klingelt ihr Handy. An der Nummer im Display sieht sie, dass es Thorsten ist. Sie meldet sich scherzhaft im Stile einer Bandansage: "Herzlich Willkommen bei Alex' Lebensrettungs-Service! Bitte legen Sie nicht auf - die nächste freie Alex ist bereits für Sie reserviert!" Thorsten reagiert auf diesen Witz jedoch merkwürdig ernst und fragt mit verstörter Stimme, ob bei ihnen ein Gehirn oder saure Nierchen vorbei gekommen seien. Das kann Alex, der angesichts dieser Frage sämtliche Gesichtszüge entgleist sind, zum Glück verneinen. Gegen Ende des Gesprächs bittet sie Thorsten, besser keinen Alkohol mehr zu trinken, denn anders kann diese merkwürdige Frage ja nicht zu erklären sein. Steffi und Renate kichern, als Alex ihnen vom merkwürdigen Inhalt des Gesprächs berichtet. Der Vollmond, dessen Farbe von fiebrigem Orange-Gelb mittlerweile auf den Ton blankpolierter Knochen gewechselt hat, lächelt huldvoll vom Himmel, denn er weiß ja etwas, was die Männergärtnerinnen nicht wissen.
Stinki, der mit ES an dem kleinen katholischen Friedhof an der Heißener Straße steht, ist mal wieder total genervt von ES und dessen kindlichen Fragen - da nützt es auch nix, dass Stinki öfter ranzt: "Wat is'n mit Ihnen eigentlich los?!", denn ES guckt weiterhin blöd und nervt Stinki mit ebenso blöden Fragen. Um ES das Maul zu stopfen, erzählt er ES von Bruno dem brummigen Bergmann, der regelmäßig mit seiner Spitzhacke in Schönebeck umgeht und Leute erschlägt, um sie anschließend unter einem Haufen Steinkohle zu begraben. ES plärrt erwartungsgemäß los, aber auch Stinki hat jetzt ein Problem, denn er fürchtet sich nun auch vor Bruno dem brummigen Bergmann, auch wenn der ja nur ursprünglich ein Produkt seiner Phantasie war, um ES ruhig zu stellen. Mit anderen Worten: Die Geister, die Stinki rief, wird er nun nicht los...! :o)
Open End!! :o)
Mond mit Hof gestern Abend zwischen den Tannenwipfeln - (c) Alexandra Döll, Essen
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