Samstag, 13. September 2014

Warum Bücher im Selbstverlag bzw. bei On Demand-Verlagen nicht so häufig gekauft werden

Das Problem werden viele Autoren kennen, die ihre Bücher im Selbstverlag oder bei On Demand-Anbietern heraus bringen. Wenn jemand auf dem Weg mehr als zehn seiner dort veröffentlichten Bücher verkauft, gilt das schon als erfolgreich - für den Autoren selbst ist es natürlich nur ein erster Achtungserfolg und ein nettes Zubrot, mehr nicht. Schade ist dabei nur, dass man damit den vielen Autoren, die trotz On Demand- oder Selbstverlag gute Bücher schreiben, nicht gerecht wird.

Ich weiß zwar, dass es einige Autoren bei BoD gibt, bei denen die Texte vor Klischees und Fehlern nur so tropfen, da es für manche ja schon eine intellektuelle Herausforderung zu sein scheint, das Adjektiv "tot" vom Nomen "Tod" zu unterscheiden, aber diese Ansammlung von Fehlern und schlechten Klischees, die jemand beim Gucken von zuviel Trash-TV offensichtlich entwickelt hat, gilt ja nicht für alle Autoren und vor dem Hintergrund ist es schade, dass die guten Autoren, die nicht über einen klassischen Verlag veröffentlichen, mit denen in einen Topf geworfen werden, die der deutschen Sprache kaum mächtig sind und sich noch selbst geschriebene, wenig glaubhafte Rezensionen zzgl. Klappentexten in der Ich-Form auf den Buchrücken pappen. Seriöse Werbung sieht jedenfalls anders aus, deshalb halte ich auch nix davon, anderen mit Spam-Mails deren Posteingang zu fluten und dann zu meinen, diese aufdringliche Art der "Lesergewinnung" (ich nenne es eher Leserabschreckung) bringt mir neue Leser ein - vor allem, wenn ich Taschenspielertricks aus der Werbepsychologie einsetze und meine potentiellen Kunden indirekt schon als manipulierbar und dumm abqualifiziere. Für alle Leser und Kunden gilt nämlich eins: Für dumm verkaufen lassen sie sich nicht - das gilt für den Verkauf von Büchern genauso wie für den Verkauf von Lebensmitteln, Autos, Kosmetika oder was auch immer.

Das Internet ist zwar eine neue Vertriebs- und Einnahmequelle, das ist richtig, aber es ersetzt nicht den persönlichen Kontakt zum Leser. Leider werden Bücher im Selbstverlag oder von On Demand-Anbietern nur selten in Buchläden ausgestellt, sodass es äußerst selten ist, dass Bücher aus dem Selbstverlag bzw. von On Demand-Händlern im Präsenzhandel gekauft werden. Bei einzelnen Exemplaren meiner Bücher ist das allerdings auch schon passiert - "Mitten aus'm Pott" war beispielsweise in kleiner Stückzahl in einer Bochumer Buchhandlung vorhanden, sodass mein damaliger Kollege Volker sich direkt ein Exemplar gesichert hat, aber leider ist das nicht die Regel. Wenn man aktuellen Zahlen Glauben schenken darf, werden nämlich 84 % aller Bücher immer noch über den Präsenzhandel gekauft und nur 16 % über das Internet. Die persönliche Vorsprache in Buchläden ist also grundsätzlich nicht verkehrt, auch wenn die Resonanzen nicht in allen Fällen positiv sein mögen und nicht jeder Buchhändler tatsächlich bereit ist, einige Exemplare zum Verkauf zu nehmen.

Auch Flyer bringen was, auch wenn da die Streuverluste relativ hoch sein mögen. Als vor gut einem Jahr mein Buch "Mein Leben mit Sammy" herauskam, habe ich einige Flyer in Borbeck und Umgebung platziert, so z. B. an einer Telefonzelle in der Borbecker Fußgängerzone, an der Halde Neuköln an einem Spazierweg oder an einem Laternenpfahl in Mülheim/Ruhr und das hat die Verkäufe sogar ein wenig angekurbelt. Wenn der Leser von nix weiß, kann er sich auch nicht informieren - und nicht jeder geht ins Internet und stöbert dort nach neuen, potentiell interessanten Büchern.

Die Medien sind natürlich auch ein recht gutes Instrumentarium, wobei da die Wahrnehmung im Einzelfall auch selektiv sein kann, so nach dem Motto "Nur das, worüber wir berichten, ist gut - was wir nicht besprechen, ist nicht da!". Deshalb war ich umso erstaunter, dass "Liebe, Tod und Teufel" ohne mein Zutun in mehreren Zeitungen im Ruhrgebiet und Sauerland positiv rezensiert wurde - und über "Mein Leben mit Sammy" ist ja in den Essener Stadtanzeigern auch ein guter Artikel erschienen, wobei der die Buchverkäufe leider nicht wie erwartet angekurbelt hat, denn bei meinem Erstlingswerk war das komplett anders. Das liegt vielleicht auch daran, dass manche den Borbeck Kurier, Nordanzeiger etc. gar nicht lesen.

Auch viele "Gefällt mir"-Sternchen sind kein Garant für viele Verkäufe. Meine Leseproben unter suchbuch.de umfassen viele Zugriffe und auch eine Reihe von Sternchen, aber dem eigentlichen Verkauf war es kaum zuträglich. Manche bevorzugen im Internet wohl doch lieber die schnelle, kostenlose Variante in Form von Leseproben. Dann kommt ja noch hinzu, dass bis zu 80 % des Inhalts mancher Bücher über die Google-Books-Suche im Netz verfügbar ist und da haben viele dann auch keine Lust mehr, noch ein paar EUR für das gesamte Buch auszugeben. Werbung ist ja okay, aber diese Form der Werbung sorgt eher dafür, dass junge Autoren fast gar keine Chance mehr haben, sich zu etablieren, denn bei der neuen Geiz ist geil-Mentalität wundert es nicht, dass manche sich mit 80 % kostenlosen Inhalts zufrieden geben anstatt zum kleinen Preis die vollen 100 % zu bekommen.


Buchcover - Quelle: BoD

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