Gestern Abend erreichte mich eine Petitionsanfrage von Avaaz, die sich gegen einen gewissen Julien Blanc richtete, der offenbar Seminare hält, in denen er Anleitungen gibt, wie man Frauen am besten vergewaltigt - auch wenn die Verfechter seiner fragwürdigen Lehre ("Rape Culture") das anders sehen mögen. Von meinem Smartphone aus konnte ich die Petition leider nicht unterzeichnen, aber gerade habe ich es über mein Laptop endlich geschafft, sie zu unterschreiben. Ich finde es äußerst bedenklich, dass solchen Herren, die Gewalt gegenüber Frauen auch noch zu legitimieren oder zu verharmlosen zu versuchen, auch noch ein Forum geboten werden soll - in einigen Ländern ist dem "netten" Herrn Blanc ja schon das Visum entzogen worden. Komisch, von dieser kranken Geschäftsidee hat man aber in den Massenmedien noch nichts gehört - und da fragt der WDR allen Ernstes, ob die Leute noch Vertrauen in die Massenmedien haben. Dort wird das Thema, wenn überhaupt, mal Tage, Wochen oder Monate später behandelt.
Traurigerweise habe ich schon lange darauf gewartet, dass irgendein hirnkrankes Subjekt auf die Idee kommt, Gewalt gegen Frauen hier in Deutschland und anderen Ländern legitimieren zu wollen. Nun ist es ja leider offenbar soweit, aber wird ja jedem Irren oder jeden noch so kleinen Minderheit ein Forum in diesem Land geboten anstatt dass dagegen vorgegangen wird.
Ich möchte den teilweise fragwürdigen Umgang mit Frauen gar nicht den Primitiv-Medien wie Bild oder RTL zuschreiben, denn dabei handelt es sich um ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das sich ja in Zeitungen wie der Bild oder auf Sendern wie RTL lediglich widerspiegelt. Es ist doch schon traurig, wenn Frauen im Bewerbungsprozess als Randgruppe dargestellt werden - da haben einige wohl noch nicht mitbekommen, dass Frauen schon seit längerer Zeit beruflich etabliert sind und sogar Auto fahren dürfen :o). Unsere Politik scheint ohnehin eher das Ziel zu verfolgen "Frauen zurück an den Herd und in die Kinderzimmer" - deshalb auch solche "Anreize" wie Elterngeld (Plus), auch als Herdprämie verschrien. Diese Sicht- und Denkweise über Frauen ist aber wirklich nicht einzelnen Medien zuzuschreiben, sondern eher Politik und Wirtschaft. Wenn eine sexuell belästigte Frau sich an ihren Vorgesetzten wendet, um dort Hilfe zu bekommen, wird eher sie gekündigt als der Täter - mir selbst ist es zwar zum Glück noch nicht passiert, aber aus dem Bekanntenkreis habe ich sowas schon häufiger gehört. Spricht man dann die Täter darauf an, kommen gerne "Entschuldigungen" wie "Ich war besoffen." (ist ja in Deutschland ein Freibrief für alles), "Ja, wenn die Alte einen Minirock trägt, muss sie sich ja nicht wundern, wenn sie angegrapscht wird." , "Sie hat mich angelächelt." (von einem unverbindlichen Begrüßungslächeln haben manche Herren wohl noch nix gehört) u. ä. Das Opfer ist dann noch in der Pflicht zu beweisen, dass es das Opfer ist - für den Täter werden alle möglichen Entschuldigungen gesucht, und sei es nur die bekloppte Aussage "Männer sind halt so.".
Das Problem bei manchen Männern ist zudem, dass sie Erotik und/oder zweideutige Witzchen nicht von Pornographie unterscheiden können, wo Frauen ja zu ewig geilen, verbal eingeschränkten Objekten degradiert werden, die immer können und wollen *reiher*. Mir ist es in meinem Berufsleben bis jetzt erst einmal passiert, dass jemand, der mich nur aus E-Mails kannte, meine Grenzen überschritten hat durch E-Mails, die schon mehr als anzüglich waren und vor allem ziemlich niveaulos, aber da habe ich direkt einen Riegel vorgeschoben, indem der Schwachsinn ungelesen in "Gelöschte Objekte" gewandert ist. Es gibt nämlich leider Männer, die nicht mal wissen, wie man Niveau schreibt und die auch keine Grenzen kennen, so nach dem Motto "Wenn eine Frau Nein sagt, meint sie eigentlich Ja."
Gegen Zweideutigkeiten und versaute Witze habe ich absolut nichts, die reiße ich auch schon mal ganz gerne, aber auch nicht mit jedem - bei manchen Männern, die ich zum Glück bis dato in der Mehrheit kennen gelernt habe, geht das wunderbar, weil sie über Hirn und Niveau verfügen, aber es gibt auch Männer, bei denen ich mir jedweden Witz in der Richtung tunlichts verkneife, weil das bei denen ohnehin in den falschen Hals käme, so nach dem Motto "Ach, die Alte hat Zoten mit mir gerissen, dann darf ich die auch knallen".
Als ich Ende der 90er während meines Studiums ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe gearbeitet habe, habe ich leider unter meinen Klientinnen genug Opfer sexueller Gewalt kennen gelernt, wobei ja selbst die Polizei manchmal der Auffassung war, dass gerade Drogenprostituierte Freiwild sind und sich nicht wundern sollen, wenn sie um ihren Hurenlohn geprellt und/oder sogar vergewaltigt werden. Eine Vergewaltigung bleibt eine Vergewaltigung - egal, ob es sich um eine Bekannte, die eigene Partnerin, eine Prostituierte oder sogar eine drogenabhängige Prostituierte handelt. Allerdings ist auch bei den Männern, die allen Ernstes zu einer Drogenprostituierten gehen - am liebsten noch Vögeln ohne Kondom - klar, dass sie keine Sexualpartnerin suchen, die sie für ihre Dienstleistung bezahlen, sondern ein Opfer. Jeder normale Mann würde Mitleid mit einer Frau kriegen, die aufgrund von Entzugserscheinungen zitternd und zuckend an einer Laterne steht - außer natürlich die ganz Perversen, die auf dem Drogenstrich ein Opfer für ihre kranken Neigungen suchen. Solche Freier hoffen dann darauf, dass sie nicht angezeigt werden, weil die Frau ja selbst kriminell ist im Sinne von Beschaffungskriminalität (illegale Prostitution, Verstoß gegen das BtmG).
Um mal in ein weniger krasses Milieu zurückzukehren: Auch heute, in unserer angeblich so freien, aufgeklärten Zeit, in der Pornographie wirklich überall verfügbar ist, gibt es leider noch genug Mütter, die ihren Töchtern beibringen, still zu halten, wenn ein Mann etwas tut, das sie nicht wollen. Was soll das Mädel denn während einer Vergewaltigung machen? Micky Mouse-Hefte lesen oder so tun, als wenn nix wäre? Da sind aber auch die Mütter ganz schön krank, wenn sie von der eigenen Tochter allen Ernstes verlangen, sich sexuelle Belästigung oder gar sexuelle Gewalt ohne Gegenwehr gefallen zu lassen. Bei Kerlen, die die Grenzen einer Frau überschreiten, ist der berühmte Tritt in die Weichteile durchaus legitim - aber nicht das Stillhalten und Schweigen, denn Frauen sind kein Freiwild, das man begrapschen, missbrauchen und verletzen kann, wie es einem gerade in den Sinn kommt.
Jedes Opfer ist auch anders - eine verfällt eventuell in eine Schockstarre, wenn sie überfallen wird, die andere wehrt sich mit Händen und Füßen gegen ihren Peiniger. Auch wenn eine Frau sich aus etwaigen Gründen nicht gegen eine Vergewaltigung wehrt (z. B. nach Verabreichung von K. O.-Tropfen), so bleibt es trotzdem eine, denn das Ganze geschieht gegen ihren Willen. Dass darüber erst neulich im Justizausschuss verhandelt wurde, wann eine Vergewaltigung eine ist und dass das auch von der Gegenwehr des potentiellen Opfers abhängt, ist traurig genug.
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