Renate erzählte mir gestern von einer Bekannten, die ausgebildete Spielwarenfachverkäuferin ist und zudem noch eine Zertifizierung für Spielzeug von playmobil erworben hat - also eine gut qualifizierte Fachkraft. Da sie neben einem Ehemann drei schulpflichtige Kinder hat, wollte sie gerne in ihren Beruf zurückkehren, zumal der ihr immer viel Spaß gemacht hat, und hatte sich deshalb in einem Spielwarenladen in den Bilker Arkaden für eine Teilzeitstelle oder auch auf 450 EUR-Basis beworben. Man war auch angetan von ihrer Bewerbung und wollte sich bei ihr melden.
Tja, nix passierte - bis sie eines Tages in den Bilker Arkaden einkaufen ging und in eben jenem Spielwarenladen eine Aushilfe auf 450 EUR-Basis suchte. Sie ist dann in den Laden reingegangen und hat mal nachgefragt, zumal sie ja ihre Bewerbung schon vor Wochen eingereicht hatte - dort sagte man ihr, dass man niemanden brauchen könne und schon mal gar nicht mit ihrer Qualifikation. Da sie ja offenbar niemanden brauchen können, hängt das Schild "Aushilfe gesucht" aber immer noch seit Wochen im Schaufenster. So geht man richtig gut mit Bewerbern um - ich brauche niemanden, mache aber einen Aushang, dass ich jemanden brauche und schmettere gute Bewerber ab.
Heute habe ich eher das Gefühl, das man sich gerade als Frau entschuldigen muss, wenn man gut qualifiziert ist. Vorgestern bekam ich von einem Personaldienstleister aus Düsseldorf eine vorläufige Absage mit der Begründung, dass sie keine Stellen im Pool hätten, die meiner Qualifikation und Berufserfahrung entsprechen. Was haben die denn für Positionen? Für Hilfsarbeiter?
Nee, heute ist offenbar das Tussitum gefragt. Wenn ich dann bei einem meiner Google-Follower lesen muss, dass da eine Truse rumheult, weil sie ne neue Maus und ne neue Tastatur bekommen hat, weil sie angeblich so nicht arbeiten kann, und es dann noch Damen gibt, die das verstehen können, weil sich ne neue Tastatur anders anfühlt, dann weiß ich auch, warum ich dauernd Absagen kriege - ich bin denen nicht tussig genug! :o) Nee, da nehmen wir dann lieber eine Dame, die zu blöd ist, nen Pudding an die Wand zu schmieren und die noch nicht mal in der Lage zu sein scheint, sich kurzfristig auf ne neue Tastatur und Maus einzustellen. Das ist, wenn man das Zehn-Finger-System beherrscht, eigentlich eine Sache von wenigen Minuten, sich auf eine neue Tastatur einzustellen, aber für eine Tussi ist das offenbar zuviel verlangt. Flexibilität und geistige Beweglichkeit sehen jedenfalls anders aus, wird in Deutschland aber offenbar nicht mehr benötigt.
Bei mir machen sich einige Arbeitgeber ja Sorgen, dass ich mich über kurz oder lang bei ihnen unterfordert fühlen könnte. Wenn ich in der Mehrheit solche Kollegen (und Vorgesetzte) hätte, wäre das bestimmt bald der Fall....:o). Mit Menschen, die nicht so intelligent sind, habe ich kein Problem - ich habe nur mit den Menschen ein Problem, die dumm sind und sich dann noch in ihrer tussigen Art für intelligent halten.
Zum Glück kenne ich noch viele Damen, die so drauf sind wie ich, aber solche Tussis, die mit ner neuen Tastatur nicht arbeiten können und dann beim Helpdesk rumheulen, braucht kein Mensch als Kollegin, denn deren Kernkompetenzen liegen in den seltensten Fällen auf beruflichem Gebiet. Ich käme mir lächerlich vor, wenn ich beim Helpdesk anrufen und rumheulen würde, dass ich mit der neuen Tastatur nicht arbeiten kann, aber für eine Tussi ist das wohl vollkommen normal - bitte hofiert alle meine Doofheit *reiher*. Das ist der Grund, warum ich bei manchen Büromitarbeitern schlichtweg das Kotzen kriege - neben den vielen netten Menschen, die noch in Büros arbeiten und deren Kompetenzen nicht aus Mobbing, dümmlichem Hihi, weinerlichem "Aber ich kann das doch nicht! Kann das nicht Kollegin XY machen?" und Tussitum bestehen, finden sich dort aber leider auch jede Menge Hirnblondinen, die es noch vollkommen normal finden, wenn sie aus einer Mücke einen Elefanten machen und die ganze Welt an ihrer geistigen Beschränktheit teilhaben lassen. Solche Bratbirnen werden aber noch gerne hofiert, denn die stellen ja auch nix in Frage (auch kein Mobbing von Kollegen, denn der Chef hat ja gesagt, ich soll die Kollegin bespitzeln und von ihr erledigte Arbeiten verschwinden lassen) oder werden mal unbequem - nur wenn es darum geht, ihre eigene Dummheit und fehlende Flexibilität zur Schau zu stellen, hört man mal was von denen. Mit anderen Worten: Wir haben die Anforderungen an Mitarbeiter soweit runtergeschraubt in Deutschland, bis Doofheit normal war.
Es gibt eine Reihe von Firmen, bei denen ich mich ohne die Beherrschung des Zehn-Finger-Systems überhaupt nicht hätte bewerben müssen, weil das schon als Grundvoraussetzung verlangt wird, aber ich kenne einige Firmen, wo schon das "Adler-Suchsystem" reicht und deren Mitarbeiter es vollkommen normal finden, für einen Dreizeiler dann eine Stunde zu brauchen, weil sie sich die Buchstaben erst mühselig auf der Tastatur zusammensuchen müssen. Hm, eigentlich bleiben die Buchstaben immer an der gleichen Stelle - egal, ob bei einer neuen oder einer alten Tastatur - aber auch das setzt ein gewisses Maß an Denkvermögen und Merkfähigkeit voraus :o).
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