Heutzutage wird ja um alle möglichen Dinge ein Geschiss gemacht, über die früher kein Wort verloren wurde - manches ist echt schon nicht mehr feierlich, was einem in den Medien präsentiert wird. Leider gibt es aber auch noch genug Leser und Zuschauer, die auf jeden noch so hysterischen Zug aufspringen und sich das Denken lieber von Dritten abnehmen lassen anstatt sich auf den eigenen Verstand zu verlassen. Ich kann Sven Krämers Eindruck nur zustimmen, dass früher nicht so eine Panik um allen möglichen Killefitt gemacht wurde wie heute.
Es fängt ja schon bei dem recht banalen Thema "Ernährung" an. Erst war Fett ein ganz böser Nahrungsbestandteil, wobei es auch da die Mischung aus ungesättigten Fetten, gesättigten Fetten und Transfetten macht - Fett gehört zur Ernährung genauso dazu wie Eiweiß und Kohlehydrate auch. Jetzt ist es aber nicht mehr das böse Fett, das für alle möglichen und unmöglichen Krankheiten verantwortlich ist - nein, jetzt ist es der Zucker! Selbst Obst, das ja gemeinhin als gesunde Ernährung betrachtet wird, wird jetzt vielfach in den Medien schon schlecht geredet, weil Apfel, Banane & Co. sich einfach erdreisten, Fructose - also Fruchtzucker - zu enthalten. Ich glaube, da haben einige Ernährungswissenschaftler den Schuss nicht mehr ganz gehört. Ein Zuviel von jedwedem Nahrungsbestandteil kann ebenso schädlich sein wie ein Zuwenig davon, aber wenn man dieses Geschwafel auf allen Kanälen ernst nehmen würde, dürfte man praktisch gar nix mehr essen - in Obst ist, wie gesagt, Fructose und somit Zucker enthalten, die Böden, in denen Gemüse gedeiht, sind teilweise überdüngt bzw. es werden Pestizide eingesetzt, Fleisch ist angeblich moralisch fragwürdig wegen mancher Betriebe, die aus einer Massentierhaltung eine Massentierquälerei machen - das kommt aber auch nur daher, weil manche es in ihrer Geiz ist geil-Mentalität vollkommen normal finden, dass sechs Minutensteaks beim Discounter nur 2,99 EUR kosten. Bei dem niedrigen Preis für Fleisch darf wohl auch getrost von schlechten Haltungsbedingungen der Tiere ausgegangen werden - den Tieren wäre schon viel geholfen, wenn manche Menschen bereit wären, für ein Stück Fleisch ein bisschen mehr als ein paar Cent auszugeben.
Zum Thema "Fleisch" nervten mich auch die pseudobetroffenen und pseudointelligenten Gesichter einiger Ökotrophologinnen im WDR, die meinten, dass man Fleisch von Rind, Schwein, Schaf usw. ja auch durch Fleischersatzprodukte ersetzen kann, die dann aus Gluten gemacht sind. Herzlichen Glückwunsch zu soviel unterbelichtetem Verstand, meine Damen. Was machen denn bitte die Zöliaklie-Patienten, die nachweislich an einer Gluten-Unverträglichkeit leiden? Die haben dann wohl in Eurem beschränkten Gutmenschen-Weltbild Pech gehabt oder was?
Ebenso nervt mich die Hysterie bezüglich Kuhmilch. Sicherlich gibt es einige Menschen, die an einer Lactose-Intoleranz leiden, aber das sind bei weitem nicht so viele, wie gerne behauptet wird. Früher galt Kuhmilch als gesund, aber jetzt wird eine Hysterie auch unter der Ottonormalbevölkerung verbreitet wegen der darin enthaltenen Lactose. Ich glaube, einige Menschen können wirklich nicht mehr selbst denken und lassen sich von jeder Werbelüge und jedem dummen Gelaber in den Medien den letzten Schwachsinn einreden - da wundert es nicht, dass Trivial- bis Peinlich-Sendungen wie Scripted Reality Soaps, Bauer sucht Frau, Hochzeit auf den ersten Blick etc. Hochkonjunktur haben, denn selbst die dümmsten Programmmacher finden immer noch dümmere Zuschauer, die das Denken lieber anderen überlassen.
Genauso nervt mich diese Hysterie wegen überfüllter Schulbusse, mit denen die armen Kinder jeden Tag zur Schule fahren müssen - dazu hatte ich ja erst vor wenigen Wochen unter dem Titel "Verhätschelung, lass nach" gebloggt. Früher hat kein Hahn danach gekräht, ob Busse überfüllt sind und ob die Kinder mal kurzzeitig in einem vollen Bus stehen müssen - heute wird da in den Medien ein unangemessenes Geschiss drum gemacht, weil man es den verhätschelten Blagen wohl nicht mehr zumuten kann, ein paar Haltestellen zu stehen. Deshalb nimmt auch das Phänomen immer mehr zu, dass manche Helikopter-Eltern an den Schulen ihrer Kinder mit ihren fahrbaren Untersätzen mehr Chaos veranstalten als alles andere. Manch ein älterer Mensch über 60 hat mir schon erzählt, dass er zu seiner Schulzeit oft, als der ÖPNV auch noch nicht so gut ausgebaut war wie heute, sechs und mehr Kilometer zur Schule laufen musste - da würden unsere heutigen Hätschelblagen doch schon zusammenbrechen, natürlich mit medienwirksamer Unterstützung, denn den heutigen verwöhnten Blagen kann man ja gar nix mehr zumuten, auch nicht, sich alleine von A nach B zu bewegen *kopfschüttel*. Allerdings sind in dem Fall weniger die Kinder peinlich, die sich ja nur wie ein Spiegelbild ihrer hysterischen Eltern verhalten, sondern wirklich die Eltern, die sich so peinlich benehmen und ihre betroffenen Gesichter dann noch medienwirksam in jede Kamera halten und damit ihren eigenen minderbemittelten Verstand erfolgreich unter Beweis stellen. Bei solchen Eltern frage ich mich immer, wie die eigentlich unfallfrei groß geworden sind :o).
Manchen Leuten im Fernsehen merkt man leider an, dass sie zwar nicht viel Essentielles zu einem Thema beizusteuern haben, aber dass ihr unterdimensionierter Verstand und ihr unterdimensioniertes Selbstwertgefühl richtig aufgepumpt wird, weil sie jetzt im Fernsehen sind - und damit meine ich jetzt keinesfalls nur diejenigen, die aus beruflichen Gründen vor der Kamera stehen, wie etwa Moderatoren.
Auch die Hysterie bzgl. Internet, Google & Co. ist bisweilen nervig. Man kann alles missbrauchen - auch das Internet - aber jetzt dort ausschließlich die neuen Feindbilder zu suchen, ist schon ziemlich einseitig gedacht. Das liegt aber auch daran, dass in den Medien alles aufgebauscht wird und manche ja lieber den Massenmedien das Denken überlassen, denn wenn die sagen "Google ist böse", dann muss das ja auch stimmen. Selbst denken macht intelligent, mehr sage ich dazu nicht, aber heute besteht ja das Denkvermögen für viele nur noch aus der Beantwortung von Fragen wie "Wann kaufe ich meinen neuen SUV?", "Bin ich auch dünn genug?, "Drücke ich mich politisch korrekt aus?" etc. Lebensgenuss ohne Reue scheint vielen Gutmenschen in diesem Land völlig abzugehen, denn immer, wenn sie an etwas Spaß haben, finden sie zur gleichen Zeit tausend Argumente dagegen, denn Spaß haben ist ja heutzutage offenbar verpönt - es sei denn, der Spaß wird von den Medien gut geheißen. Das ist eine völlig kranke Sichtweise.
Ich glaube, wenn beispielsweise Achterbahn-Fans eine neue Achterbahn im Freizeitpark oder auf der Kirmes antesten, fragen die sich auch nicht ständig, ob sich die Sicherheitsbügel während der Fahrt lösen könnten, ob die Achterbahn eventuell bei voller Fahrt entgleist oder ob ihnen auf dem höchsten Punkt der Bahn ein Kranich ins Gesicht fliegt - wenn sowas in der Art aber tatsächlich mal passieren würde, würde in den Medien sicherlich die Frage gestellt, ob nicht besser alle Achterbahnen auf Kirmessen und in Freizeitparks abgebaut werden sollten, denn man könnte sich ja verletzen oder auch ums Leben kommen. Ja, verletzen kann man sich schon morgens, nachdem man aufgestanden ist (Verbrühen mit heißem Kaffee, Ausrutschen auf den nassen Fliesen im Badezimmer) und selbst im Bett kann man/frau sich verletzen (aus dem Bett fallen, beim Drehen im Schlaf mit dem Kopf auf den Nachttisch knallen, bizarre Sex-Unfälle). Wenn's nach bestimmten Risiken ginge, die latent vorhanden sind, dürfte man eigentlich erst gar nicht anfangen zu leben.
(c) ruthe.de
Lebst du noch oder bist du schon hysterisch? :o)
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