Montag, 10. November 2014

Sparen an der Qualität

Es ist ja schön, dass ein Mindestlohn in Deutschland nach zähem Ringen eingeführt wurde, aber leider beinhaltet der ja alle möglichen Ausnahmen, bei denen der Arbeitgeber nicht mindestens 8,50 EUR Stundenlohn zahlen muss - Langzeitarbeitslose, Praktikanten und auch Schüler unter 18. Ich erinnere mich daran, dass NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider noch neulich vollmundig in der Aktuellen Stunde verkündete, dass er und seine Kollegen gegen etwaigen Missbrauch dieser Regelungen vorgehen würden, d. h. wenn die Arbeitgeber jetzt nur noch Praktikanten oder Jugendliche unter 18 einstellen. Na, da kann er mal direkt anfangen - wobei ich davon überzeugt bin, dass dieses pseudoengagierte Gerede wieder nur heiße Luft war. Was anderes kennt man von Politikern ja schon gar nicht mehr - er wollte sich ja auch so für die unterbezahlten Paketzusteller einsetzen, die teilweise trotz 10- oder 15-Stunden-Schichten nicht ohne Aufstockung von ihren Löhnen leben können, von den Verstößen gegen arbeitsrechtliche Bestimmungen ganz zu schweigen, aber davon hört man jetzt leider auch nix mehr, haha. Ich sag's doch: Heiße Luft...!

Interessanterweise suchte nämlich der Stadtanzeiger Essen, zu dem beispielsweise der Borbeck Kurier, der Nord-Anzeiger, der Süd-Anzeiger oder der Steeler Kurier gehören, in der aktuellen Ausgabe nach Zeitungsausträgern - gewünscht wurden jedoch, und das war sogar noch unterstrichen, Schüler unter 18 Jahren. Na, da weiß man wohl, wie der Hase läuft - unter 18-jährige haben ja auch keinen Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn. Einige Damen, die sich mit einem Minijob etwas dazu verdienen, beklagen ja jetzt schon, dass sie das Gefühl haben, langsam aber sicher kalt gestellt und über kurz oder lang gegen Arbeitskräfte ausgetauscht zu werden, für die die Mindestlohnregelung nicht gilt - natürlich mit freundlicher Unterstützung der CDU, deren Politiker ohnehin im A... der Konzerne wohnen und maximal christlich zu ihrer eigenen Brieftasche sind, haha.

Auch Studis werden gerne genommen - die sind zwar älter als 18 und haben damit Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn, aber die angehenden Akademiker werden dann gerne für Arbeiten herangezogen, für die eigentlich eine gut ausgebildete Fachkraft benötigt würde, denn dann können sich die lieben Arbeitgeber ja die Kosten für eine gute Vollzeitkraft sparen und der Studi freut sich, dass er einen Nebenjob hat. In Oberhausen gibt es eine Zeitschrift für Jugendliche, die ausschließlich Studenten beschäftigt - klar, denen kann man ja auch weniger zahlen als einer ausgebildeten Fachkraft. Diese linke "Sparpolitik" auf Kosten der Arbeitnehmer ist so durchschaubar, dass man kotzen könnte - solche Arbeitgeber halten sich in ihrer Bauernschläue und mit ihrem fehlenden sozialen Gewissen aber noch für intelligent *reiher*.

Wie schön sich das Sparen am falschen Ende auswirkt, konnte man gestern Abend wieder im WDR sehen. Es ging in einem Beitrag bei Westpol um Krankheiten, die hauptsächlich in Krankenhäusern behandelt werden - okay, da in der Abteilung für die Erstellung von Grafiken offenbar auch lohngedumpte Mitarbeiter beschäftigt werden, die keine einfachen Wörter schreiben können oder wollen, durften wir uns gestern über die Krankheiten "Herz Kreislauf" und "Diabetis" freuen :o). Eigentlich gehört es zur Allgemeinbildung, dass die Zuckerkrankheit Diabetes heißt und dass man bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen Bindestriche verwendet, aber diese Allgemeinbildung muss ja heute nicht mehr vorhanden sein - Hauptsache, billig :o/. Manche sprechen das zweite "e" im Wort "Diabetes" zwar wie ein i aus, aber es ist und bleibt der Diabetes. Es gibt ja sogar eine Reihe von Zweitklässlern, die das Wort "Diabetes" schon richtig schreiben können, aber von Erwachsenen kann man das heute offenbar nicht mehr verlangen - und schon gar nicht, wenn sie für die Medien arbeiten :o).

Das erinnerte mich fatal an den Ticker auf N24 vor einigen Jahren: Da wurden Wundermittel gegen Hämoriden angepriesen *glucks* - sorry, das Wort spricht sich zwar so aus, aber korrekt heißt es immer noch "Hämorrhoiden". Na ja, es soll ja auch geistig minderbemittelte Firmen geben, die angagierte Mitarbeiter/-innen suchen, die dann aber auch bitte nix kosten sollen :o).



Also, dieser Arzt behandelt weder Hämoriden noch Diabetis :oD - (c) Ralph Ruthe






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