Gestern Morgen war ich ja erst auf dem Jobcenter *stöhn*, wo ich mich binnen zwei Wochen wieder mit den geforderten Unterlagen melden soll - und natürlich mit dem ausgefüllten Lebenslauf - und gestern Nachmittag hatte ich dann in Huttrop das Vorstellungsgespräch bei einem Personaldienstleister. Ursprünglich hatte ich mich mal in der Niederlassung Düsseldorf beworben, aber die Düsseldorfer haben meine Unterlagen dann an die Niederlassung Essen weitergeleitet.
Das Gespräch selbst war sehr angenehm und auch nicht so super-formell, wie das ja bei manchen Gesprächen der Fall ist, wobei "formell" manchmal schon eher etwas von Kindergarten hat :o). Wenn ich seit mehr als 13 Jahren erfolgreich in der kaufmännischen Assistenz tätig bin, finde ich es albern, im Vorstellungsgespräch gefragt zu werden, woher ich denn Englisch könnte (hm, wenn ich's nicht könnte, hätte ich wohl kaum für mehrere Unternehmen die Übersetzungen gemacht) und ob ich denn mal kaufmännische Kurse besucht hätte :o). Komisch, bei 13 Jahren Berufserfahrung geht jeder halbwegs normale Arbeitgeber davon aus, dass man sein Handwerk beherrscht - wie auch neulich mein Ansprechpartner bei der ZAV festgestellt hat - nur die halbwegs unnormalen scheinen der Meinung zu sein, dass Diplom-Pädagoginnen trotz langjähriger Berufserfahrung in dem Bereich keine Ahnung von Fremdsprachen und kaufmännischen Tätigkeiten haben.
Eine Stelle gab es leider nicht - die Disponentin hätte etwas gehabt, aber das Unternehmen wünschte Erfahrungen im selbstständigen Abfassen von Betriebsvereinbarungen und im BetrVerfG und die habe ich in dem umfassenden Maße leider nicht. Ich kann ja nun wirklich auch nicht alles können, wobei das schon eine ganze Menge ist, was ich kann und von dem ich Ahnung habe, aber wie ich auch in der Zeitschrift working@office lesen konnte, nehmen viele Firmen heute gerne Studis oder Berufsanfängerinnen, weil sie denen natürlich wesentlich weniger zahlen müssen als einer berufserfahrenen Kraft, die vieles schon im Schlaf beherrscht. Dass diese Politik "Möglichst billig" zu Lasten der Arbeitsqualität geht und zu einer hohen Mitarbeiterfluktuation im Sekretariatsbereich führt, scheint viele Firmen offenbar nicht zu stören. Da wundert es mich jedenfalls nicht, dass ich immer noch auf der Suche bin. Ich will bestimmt kein Jahresgehalt von weit mehr als 60.000 EUR haben, aber ich gehe auch nicht für 20.000 EUR p. a. arbeiten - da kriegen sogar viele Berufsanfänger schon weitaus mehr.
Das Gespräch gestern war auch insoweit persönlich, als dass sie auch auf meine Persönlichkeit und Stärken eingegangen ist anstatt es wie manche Zeitarbeitsfirmen zu machen und zu sagen "Egal, Hauptsache, ich hab da mal wen irgendwohin vermittelt." Manche reiten ja auch gerne auf den Sachen rum, die vielleicht (noch) nicht so optimal sind anstatt sich zu bemühen, etwas Passendes zu finden, das mit den Stärken des Kandidaten korrespondiert. Einige Disponenten versuchen eher den Eindruck zu erwecken, dass es überhaupt eine Gnade ist, wenn man Bewerber/-innen empfängt - und das war gestern überhaupt nicht der Fall, denn das Gespräch verlief wertschätzend und sympathisch.
Gut, wenn manche es wirklich drauf anlegen, finde ich in jeder Suppe ein Haar, d. h. selbst bei dem besten Kandidaten könnte ich noch etwas zu kritteln finden, wenn ich schlecht genug drauf bin und unbedingt alles klein reden will, haha.
Wir waren z. B. beide übereinstimmend der Auffassung, dass ich ein offenes Betriebsklima bräuchte. Das stimmt auch, denn ich kann wirklich besser damit umgehen, wenn mir einer offen zeigt/sagt, dass er mich nicht ab kann als wenn mir einer vornerum ins Gesicht lacht und hintenrum schon guckt, wo er mir das Messer am besten reinrammen kann. Linke Bazillen, ständiger Flurfunk hintenrum und Tussis sind mir ein Gräuel.
Ich erinnere mich daran, dass Stinki und ich uns in meiner Anfangszeit in Herne aus etwaigen Gründen überhaupt nicht ausstehen konnten - das hat sich ja dann nachher geändert :o). Okay, es war bestimmt kein gutes Benehmen von Stinki, als er damals eine Mischung aus Hust-und-Kotz-Laut von sich gab, als ich von meinem Rückweg aus der Raucherecke an ihm vorbei ging, aber in seinem Verhalten war er authentisch - und obwohl das Benehmen an sich nicht gut war (vielleicht hat er ja auch gedacht, ich lächele ihn an, wenn er lauter kotzt, hihi), konnte ich mit dieser Art von Offenheit wesentlich besser umgehen als mit diesen birnigen Tussis, die mich vornerum freundlich anlächeln und hintenrum schon eine Intrige spinnen - davon gibt es nämlich leider in manch einem deutschen Büro mehr als genug. Wenn mir Stinki umgekehrt begegnet ist in der Anfangszeit, habe ich zwar keine Hust-Kotz-Laute von mir gegeben, aber ich habe ihn auch anhand von Mimik und Verhalten spüren lassen, dass ich ihn genauso wenig leiden kann wie er mich. Wie gesagt: Nachher hatte sich das ja gewandelt mit der gegenseitigen Antipathie, wobei er sich aber bisweilen immer noch linkisch bis verklemmt mir gegenüber benommen hat, höhö.
Ebenso nerven mich Chefs der Marke "Zögerer und Zauderer", d. h. Vorgesetzte, die zwar mitbekommen, dass jemand gemobbt wird, aber die nix dagegen tun und sich aus allem raushalten oder die dann mit dem Argument kommen "Die Intrigenspinnerin ist ja schon x Jahre bei uns und auch wenn ich deren Verhalten nicht richtig finde, so kann ich mich doch nicht gegen sie stellen und eine Leiharbeitnehmerin in Schutz nehmen." Das gilt analog auch für die Zögerer und Zauderer, die langjährigen Mitarbeitern Narrenfreiheit einräumen und die jüngeren Kollegen bitten, nichts gegen den langjährigen Mitarbeiter zu sagen, weil der offenbar schon das Gewohnheitsrecht auf idiotisches Verhalten gepachtet hat und sowieso in ein oder zwei Jahren in Rente geht. Ich hatte mal eine festangestellte Kollegin bei einem großen Energiekonzern, die es nicht für nötig hielt, für einen meiner Kollegen kurzfristig eine Dienstreise zu buchen - sie hatte überhaupt keine Zeit, weil sie erst noch ihre WAZ zu Ende buchstabieren musste, und das hat sie auch offen so gesagt, dass sie erst ihre Zeitung zu Ende lesen müsse :o). Ich habe dann für meinen Kollegen die Reise gebucht, aber Madame konnte sich diese Form der Arbeitsverweigerung erlauben, weil sie ja schon so lange da war und eh acht Monate später in Rente ging. Das nennt man mal wirklich "Gewohnheitsrecht auf Arbeitsverweigerung" :o). Wenn jemand aber beispielsweise rumheult, weil er mit der neuen Tastatur nicht arbeiten kann ("Ich kann so nicht arbeiten!"), dann hat derjenige wohl das Gewohnheitsrecht auf Dummheit und mangelnde Flexibilität gepachtet, aber das scheint ja heute modern zu sein :o(.
Ebenso wenig mag ich Leute, die zum Lachen in den Erdkern verschwinden, weil der Keller schon nicht mehr tief genug ist. Solche Menschen bzw. Vorgesetzte, die meinen, dass Mitarbeiter, die lachen, ein schlechtes Licht auf die Firma werfen, übersehen dabei aber leider in ihrem beschränkten Weltbild, dass ein gutes Betriebsklima, in dem Humor durchaus erwünscht ist, für eine viel höhere Produktivität bei sämtlichen Mitarbeitern sorgt als ein zombiemäßiges, humorloses Dasein.
Heute habe ich auch noch zwei Bewerbungen telefonisch klar gemacht, d. h. ich soll die Unterlagen per Mail schicken. Das werde ich dann morgen in Ruhe tun, denn jetzt ist Wochenende und da passiert eh nix mehr. Ab Montag dürfen sich beide Firmen dann freundlich mit meinen Unterlagen beschäftigen.
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