Freitag, 23. August 2013

Deutschland kinderfreundlich?

Ich habe zwar keine eigenen Kinder - außer meine Stofftiere natürlich :o) - aber bei manchen Leuten fällt mir doch auf, dass es mit der Kinderfreundlichkeit im eigenen Land nicht allzu weit her ist. Dass Kinder lachen, spielen und toben, gehört eigentlich dazu, aber es gibt ja genug Menschen, die keine neue KiTa in ihrer Nachbarschaft dulden oder sich aufregen, wenn von einer KiTa in ihrer Nachbarschaft auch nur der kleinste Laut zu hören ist. Manche Herrschaften wollen ja eine Mietminderung geltend machen, weil in ihrem Haus mindestens ein Kind wohnt - und auch, wenn das Kind nicht ständig übermäßig laut ist oder unangemessen rumtrampelt, weil die Eltern schon nicht erzogen sind - und das Kind bitte den ganzen Tag mucksmäuschenstill zu sein hat nach Meinung mancher Menschen. Manche hämmern ja schon mit dem Besenstiel gegen die Decke, sobald ein kleines Kind anfängt zu krabbeln, weil sie sich dadurch in ihrer Totenruhe gestört fühlen.

Manche heulen rum, weil Eltern sich erdreisten, ihr Kind im Kinderwagen mit ins Restaurant oder in den ÖPNV zu nehmen. Hallo??? Nicht jede Mutter hat ein Auto und muss auch von A nach B kommen, wenn die Strecke zu Fuß nicht zu schaffen ist, also bleiben ja nur Bus, Bahn oder S-Bahn.  Ja, ich weiß, jetzt kommen wieder die Gutmenschen, die sagen "Wir sind früher 15 km zur Schule gelaufen...!", aber damals war das ÖPNV-Netz noch nicht so gut ausgebaut wie heute - wobei ich allerdings sagen muss, dass ich Eltern lächerlich finde, die ihre Kinder mit dem Auto zur 400 m entfernten KiTa oder Schule fahren. Das sind dann aber meist die sog. Helikopter-Eltern, die auch nen ganz schönen Dachschaden haben und ihrem Kind mit so nem überbesorgten Getue mehr schaden als nützen.

Generell scheinen Kinder aber vielerorts nicht erwünscht zu sein, egal wie süß und gut erzogen sie sind - und dass ein Baby auch mal im unpassenden Moment schreit und den Eltern es nicht immer gelingt, ihr Kind binnen drei Nanosekunden zu beruhigen, ist eigentlich auch normal; außer bei den Kinderhassern und Moralaposteln natürlich, die nicht in ihrer Totenruhe gestört werden möchten und alles anstänkern, was ihnen gerade in den Weg kommt - am besten noch anonym im Internet.

Allerdings kann ich sagen, dass es kinderunfreundliche Menschen auch schon gegeben hat, als ich selbst noch ein Kind war. Wenn ich mit den beiden Nachbarjungs Olli und Marc auf der nahe gelegenen Schlacke gespielt habe - und wir haben da nun wirklich nicht laut rumgegrölt oder uns sonstwie daneben benommen - wollte die Frau eines Steuerberaters, die direkt neben der Schlacke wohnten, uns immer ihren Boxer auf den Hals hetzen, damit der uns mal kräftig zwickt - bei uns hieß die Dame nur noch "die Meckertante" :o). Die Dame hatte zwar selbst zwei Söhne groß gezogen, aber die waren genauso verstrahlt drauf wie ihre Eltern und wollten uns das Spielen auf dem ehemaligen Zechengelände untersagen (das ihnen gar nicht gehörte) bzw. haben uns für Müll verantwortlich gemacht, den andere dort zurückgelassen hatten.

Ich mag Kinder - ich mag nur die schlecht erzogenen Blagen nicht, die den halben Tag unangemessen schrill rumschreien, rumprollen, rumpöbeln und rumtrampeln, nur weil ihre Eltern meinen, dass ihr Nachwuchs nen psychischen Schock erleidet, wenn sie ihrem Nachwuchs Dinge wie Rücksichtnahme und ein halbwegs adäquates Sozialverhalten zu vermitteln versuchen. Oft sind das aber Eltern, die selbst nicht erzogen sind und die keinen Bock haben, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen - das Kindergeld nehmen solche Eltern dann aber gerne. Zwischen spielenden Kindern und nicht erzogenen Ätz-Blagen gibt es immer noch einen himmelweiten Unterschied, aber das kriegen manche Kinderhasser ja nicht differenziert. Ende der 90er hat ein Rentner in Essen-Kray sogar mit einem Luftgewehr auf eine Gruppe spielender Kinder geschossen - nicht, weil die wirklich so laut und unangenehm waren, aber er fühlte sich einfach durch das Lachen und Herumtoben gestört. Seine gleichaltrigen Nachbarn haben die Kinder wohl nicht als schlimm empfunden und ihn auch mehrfach gefragt, ob er nicht auch mal Kind gewesen sei - ja, aber er war immer brav (wer's glaubt). Neulich gab's auch wieder bei Bielefeld so einen Fall, bei dem ein Rentner auf Kinder geschossen hat, weil die Kinder Pflaumen aus seinem Baum klauen wollten.

Unsere Politik tut ja immer so familien- und kinderfreundlich, tut aber auch nix dafür, um berufstätige Eltern zu entlasten oder um Kindern adäquate Freizeitmöglichkeiten zu bieten: Jugendfreizeitheime werden geschlossen, das Versprechen, dass ab 1. August jedes Kind unter drei Jahren nen Anspruch auf nen KiTa-Platz hat, ist auch eine Farce bzw. nur unzureichend umgesetzt und die Erzieherinnen werden leider auch viel zu schlecht bezahlt, von dem Gehalt einer Kinderpflegerin wollen wir lieber erst gar nicht sprechen.

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