In einem heutigen Artikel im Stellenteil der WAZ fordert die IAB (Institut für Arbeits- und Berufsforschung) mehr Zuzug von qualifizierten Ausländern und der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank Weise, stimmt auch noch in den Kanon mit ein. Sorry, liebes IAB und lieber Herr Weise, Ihre Ausführungen sind ein Schlag ins Gesicht für jeden gut qualifizierten, arbeitswilligen Arbeitslosen, denn entgegen der so gerne verbreiteten Klischees sind nicht nur unqualifizierte oder gering qualifizierte Kräfte hierzulande arbeitslos, sondern auch viele Fachkräfte - egal, ob mit abgeschlossener Ausbildung und/oder mit abgeschlossenem Studium.
Ich habe gar nichts gegen den Zuzug von ausländischen Fachkräften, damit wir uns da richtig verstehen, aber es wäre schön, wenn zunächst mal die hiesigen Arbeitslosen gefördert und unterstützt würden anstatt nach gut qualifizierten Ausländern zu schreien. Ich gehe nämlich davon aus, dass es auch hierzulande viele gute Arbeitslose gibt - egal, ob sie Bürokaufleute, Sekretärinnen, Banker, Pädagogen, Schreiner oder was auch immer sind - aber dieses Potential wird ja von den Arbeitgebern in keinster Weise ausgeschöpft, im Gegenteil. Auch gute Kräfte werden von manchen Arbeitgebern mit einer Geringschätzung behandelt, dass einem nur schlecht werden kann - egal, ob als Betroffener oder als Außenstehender: Keine Antworten auf Bewerbungen, die Rücksendung falscher Unterlagen (also die Mappe eines anderen Bewerbers), Antworten erst nach Monaten (oder gar erst nach Jahren), fehlerbehaftete Absagen, bei denen man schon den mangelnden IQ und das noch mangelnderer Sozialverhalten des Verfassers erkennen kann u. v. m.
Auch der Umgang mit vielen Bewerbern 50 plus ist nicht hinnehmbar - für den deutschen Arbeitsmarkt sind ältere Arbeitnehmer, teilweise schon ab 40, nicht mehr existent bzw. schon so gut wie tot. Gleichzeitig heulen dann aber viele Betriebe rum, dass sie Ausbildungsplätze unbesetzt lassen, weil die Schulabgänger noch nicht mal den einfachsten Anforderungen an Sozialverhalten und Schulwissen, was Deutsch und Mathe betrifft, genügen. Da stimmt aber gewaltig etwas nicht - ich kann nicht einerseits rumheulen, dass jüngere Arbeitnehmer angeblich weniger qualifiziert sind, aber Ältere dann behandeln wie den letzten Dreck, auch wenn die nachgewiesenermaßen über gute Fach- und Sozialkompetenzen verfügen. Bei soviel verlogenem Klischee-Gelaber der Bundesarbeitsagentur und diesem IAB kriegt man echt das kalte Grausen.
Merkwürdigerweise finden Jobcenter und Arbeitsagenturen aber immer eine Entschuldigung für die Arbeitgeber, die ihre Bewerber mit wenig Wertschätzung behandeln ("Haben halt viel zu tun.", "Können nicht jede Bewerbung beantworten...") - Arbeitslose, die aber nicht zu Terminen mit Arbeitsagenturen/Jobcentern erscheinen, sich nicht in ausreichender Zahl bewerben usw., werden aber ganz schnell mit Sanktionen belegt, haha. Auch hier wird offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen - Arbeitgeber dürfen alles, d. h. sich auch unverschämt bis antisozial benehmen, während Arbeitnehmer und Arbeitsuchende schön zu kuschen haben.
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