...aber auch das gehört leider zum Leben dazu: Der Tod.
Einige Studis aus dem Fachbereich Kulturwissenschaften der Uni Dortmund hatten mich nach meiner Lesung am 1. Juni 2010 gefragt, warum viele meiner Geschichten etwas mit dem Tod zu tun haben - beispielsweise meine Novelle "Liebe, Tod und Teufel" aus dem Jahr 2008, in der die Protagonisten in einem Bestattungshaus arbeiten, oder auch meine Gruselgeschichtensammlung "Düstere Schauergeschichten" aus dem Jahr 2010, weil beide Geschichten auf Essener Friedhöfen spielen, namentlich auf dem Südwestfriedhof in Fulerum/Margarethenhöhe und dem katholischen Friedhof St. Michael in Dellwig.
Nun, die Antwort ist ganz simpel: Der Tod wird zwar gerne verdrängt, aber wie bereits geschrieben, gehört auch er zum Leben dazu. Da ich dem Tod bereits mehrfach von der Schippe gesprungen bin, wenn meine Krankheit mal wieder Zicken gemacht hat, teilweise auch lebensbedrohlich, habe ich bis zu einem gewissen Grad gelernt, ihn zu akzeptieren und ihn nicht weit weg zu schieben, so als wenn es ihn nicht gäbe. Im Juli 2013 war es wirklich fünf vor zwölf, als ich aus bis heute ungeklärten Gründen ziemlich blutarm durch die Gegend wankte, und danach habe ich erst recht gelernt, mich über jeden neuen Tag zu freuen anstatt nur über das zu nasen, was ich nicht habe, wie z. B. derzeit einen Arbeitsplatz. Das ist zwar nicht schön, keine Arbeit zu haben, aber trotzdem lehrt einen die Nähe zum Tod, immer noch die schönen Seiten des Lebens und seine positiven Aspekte zu sehen.
Am schlimmsten ist der Tod vielfach für diejenigen, die der Verstorbene zurücklässt - für manche schwerstkranke Menschen ist der Tod eine Erlösung. Verständlich ist allerdings, dass sich die Hinterbliebenen nach dem Warum fragen, wie z. B. die Angehörigen der 150 Menschen, die beim Absturz der Germanwings-Maschine am 24. März ums Leben gekommen sind. Ich glaube, bis auf den mutmaßlichen Täter wollte niemand der Flugzeuginsassen sterben, deshalb ist die Frage nach dem Warum umso schlimmer für die Hinterbliebenen der Absturzopfer.
Losgelöst von diesem tragischen Ereignis Ende März ist der Tod ein Mysterium, das niemand von den Lebenden ergründen kann - das vermag weder das Internet noch ein belesener Mensch. Viele Menschen, die bereits tot waren, aber wieder ins Leben zurückgeholt wurden, können von ihren Nahtoderfahrungen berichten und empfinden den Tod nach einem solchen Ereignis ebenfalls als weniger bedrohlich, aber der Tod ist und bleibt ein Mysterium für die Lebenden.
Gerade weil der Tod solch ein Mysterium ist, wirkt er auf seine Art unheimlich inspirierend, sei es, bei Kurzgeschichten oder auch bei ziemlich makaberen Cartoons :o). Gerade auf den Seiten nichtlustig.de, totaberlustig.de oder ruthe.de spielt der Sensenmann in vielen Comics immer wieder eine zentrale Rolle.
Der Tod an Ostern - (c) Michael Holtschulte, totaberlustig.de
Im Online-Shop von nichtlustig.de kann man den Tod ja sogar zum Kuscheln, d. h. als Plüsch-Figur, bestellen. An meinem Schlüsselanhänger baumelt ein kleiner Sensenmann aus Plüsch und ich habe den Tod auch zum Kuscheln :o) - was aber nicht heißt, dass ich sterben möchte. Ich freue mich, wenn ich doppelt so alt werde wie ich jetzt bin oder gerne noch ein bisschen älter. Gerade die Menschen, die sich in irgendeiner Form mit dem Tod auseinandersetzen - sei es, eher makaber und spielerisch in Geschichten oder Comics oder auch spirituell - haben oft mehr Lebensfreude als diejenigen, die den Tod gerne aus ihrem Leben verbannen möchten, so als wenn es ihn nicht gäbe.
(c) Ralph Ruthe
Auch wenn sich einige meiner Geschichten mit dem Tod und dem Sensenmann als dessen Symbol beschäftigen, so haben meine Geschichten immer etwas mit den Dingen zu tun, die das Leben lebenswert machen, wie z. B. die Liebe.
Manche verwechseln auch das Wort "Leben" mit dem Begriff "Funktionieren" - manche stellen am Ende ihres Lebens fest, dass sie zwar funktioniert haben, indem sie seelenlos gearbeitet und allen Erwartungshaltungen Dritter entsprochen haben, aber dass sie letzten Endes doch nie gelebt haben, weil sie ihr eigenes Seelenheil und ihr eigenes Glück immer äußeren Konventionen und Erwartungshaltungen unterworfen haben. Wie mein Ex-Chef Oscar so schön in seinem Buch "Date mit meinen Ichs" schrieb, geht er davon aus, dass sich kaum jemand am Ende seines Lebens wünschen würde, noch mehr Überstunden geleistet zu haben als die, die er ohnehin gemacht hat - die meisten bereuen auf ihrem Sterbebett die Dinge, die sie nicht getan haben, weil sie sich selbst immer hinten angestellt haben, um irgendwelchen Konventionen zu entsprechen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen