Gerade in jüngster Zeit fallen ja immer wieder so schöne Wörter wie Nachhaltigkeit oder Achtsamkeit. Beides ist ja grundsätzlich gut, nützt aber leider gar nix, wenn diese Wörter nicht aktiv in die Praxis umgesetzt werden und somit nur Worthülsen bleiben. Gerade im Bewerbungsprozess können viele Menschen von fehlender Achtsamkeit im Umgang mit ihrer Person sprechen.
Abgesehen davon, dass viele Profile nur von Netcrawlern gescannt werden, die nicht differenzieren, ob jemand in einem bestimmten Bereich nur Grundkenntnisse oder wirklich Expertenwissen hat, gibt es jedoch auch eine Reihe von Menschen, bei denen es offenbar mit dem Textverständnis hapert. Wenn jemand Grundkenntnisse in einem EDV-Programm oder einer Fremdsprache angibt, dann bleiben das Grundkenntnisse - deshalb sind überfreundliche Mails wie "Sie sind genau der Kandidat, den wir immer gesucht haben!" fehl am Platze, wenn sich die Mail ausgerechnet auf die Grundkenntnisse bezieht. Dass eine Maschine nicht differenzieren kann, ist normal, aber dass Menschen es offenbar auch nicht können und dann hirnblondes Zeug von sich geben, hat nix, aber auch gar nix mit Achtsamkeit und Wertschätzung gegenüber dem Bewerber zu tun. Dass manche Kandidaten sich gelinde gesagt von einigen Firmen verarscht vorkommen, kann ich angesichts solcher hanebüchenen Sachverhalte durchaus nachvollziehen.
Bei Stepstone scheinen wohl auch nur Netcrawler oder - was noch schlimmer wäre - geistig minderbemittelte Menschen am Werk zu sein. Wenn jemand in seinen Jobagenten bestimmte Suchbegriffe eingibt (Qualifikation, Berufserfahrung in einem oder mehreren Bereichen, bevorzugter Arbeitsort plus x Kilometer) kann es ja eigentlich nicht so schwer sein, dem Bewerber passende Angebote zu schicken - für Stepstone scheint das aber offenbar ein unüberwindbares Problem zu sein.
Ich hatte auch mal einen Suchagenten bei Stepstone geschaltet - ich suchte etwas in Vollzeit im pädagogischen oder kaufmännischen Bereich, bin berufserfahren und habe im Raum Ruhrgebiet/Düsseldorf gesucht. Ich habe den Suchagenten nachher wieder gekündigt, denn meist wurden mir Praktikantenstellen für Studenten oder Ungelernte angeboten (wer lesen kann, ist klar im Vorteil, liebe Stepstoner) und es waren auch schon vollkommen branchenfremde Angebote dabei, die nicht im Ruhrgebiet lagen, sondern ganz woanders in Deutschland.
Ich habe zwar Ahnung von Sozialmedizin, was mein erfolgreich abgeschlossenes Studium so mit sich bringt, und kenne auch eine Reihe von Krankheitsbildern, aber das heißt nicht, dass ich Oberärztin der Kardiologie am Marseille-Klinikum in Hamburg werden könnte :o)). Eine Diplom-Pädagogin hat auch nix mit dem Berufsbild eines Zerspanungsmechanikers zu tun, trotzdem bekam ich von Stepstone immer so schöne Angebote im gewerblich-technischen Bereich als Schweißer, Industrie- oder Zerspanungsmechaniker geschickt, hahaha!!
Bei soviel hanebüchenem Schwachsinn, den ich Stepstone aber auch zurückgemeldet habe, wenn auch leider ohne weitere Folgen, habe ich den Suchagenten nachher wieder gekündigt, denn ich war es leid, per Mail mit vermeintlich passenden Angeboten überflutet zu werden, die weder meinen Wünschen noch meinen Qualifikationen entsprachen. Ich habe mich jedenfalls des Öfteren gefragt, ob bei Stepstone tatsächlich halbwegs intelligente Menschen mit Allgemeinbildung arbeiten oder nur Netcrawler.
Ich erlebe es auch in Vorstellungsgesprächen immer wieder - ich habe über drei Jahre bei einem bundesweit agierenden Outplacement-Unternehmen gearbeitet. Oft genug konnte ich mir dann aber anhören: "Ach so, Sie waren bei einer Transfergesellschaft...!" Nein, ich war nicht bei einer Transfergesellschaft, denn das ist nicht ganz dasselbe wie ein Out- oder Newplacement-Unternehmen, doch dieses Wissen setzt natürlich Allgemeinbildung voraus und nicht nur das Motto "Ich mach mir die Welt, wie sie mir in meinem beschränkten Weltbild gefällt".
Ich hatte auch schon drei feste Arbeitsverhältnisse - eins dauerte fünf Jahre, eins über drei und das dritte leider nur vier Monate, weil mir nach einem Geschäftsführerwechsel kurz nach der Festübernahme wieder gekündigt wurde, da mein Know-how nicht mehr gefragt war unter dem neuen Geschäftsführer, aber manche labern dann so einen Stuss wie "Seit Ihrem Abschluss hangeln Sie sich also immer so durch..." - Nein, so würde ich das bei mehreren Festanstellungen, von denen zwei mehrere Jahre gedauert haben, nicht nennen, aber wie ich schon schrieb: Manche sog. Personaler machen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt *nerv*. Mit Achtsamkeit hat auch all das nix zu tun. Ab und zu komme ich mir in solchen Situationen eher vor wie bei "Verstehen Sie Spaß?" oder "Versteckte Kamera". Offenbar scheint es ja manchen schon zuviel zu sein, Bewerbungsunterlagen vernünftig zu lesen und zu verstehen, denn anders kann so ein Schwachsinn nicht zu erklären sein.
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