Donnerstag, 23. April 2015

Schönes aus dem Krankenhaus :o) - auf der Stroke Unit

Um 20.30 Uhr lag ich auf der Stroke Unit. Außer mir lag noch eine alte Dame, die, wie sich später herausstellte, 96 Jahre alt war und die Oma von Schwester Katrin. Schlaganfälle sind zwar in keinem Alter lustig, aber mit weit über 90 kann man sich so ein Ding doch mal erlauben, zumal es offenbar auch bei Schwester Katrins Oma keinerlei bleibende Schäden angerichtet hatte.

Meine Mama war inzwischen eingetroffen und packte meine Sachen in den noch freien Schrank im Zimmer, während Nachtschwester Tanja mich an die Überwachungsmonitore anschloss. Zwischenzeitlich tauchte auch mein Stationsarzt wieder auf und begrüßte mich, so als wenn wir uns noch nie gesehen hätten - er wollte wohl testen, ob eventuell meine Wahrnehmung und/oder mein Gedächtnis unter dem Schlaganfall gelitten hatten. Da ich ihn aber erkennbar erkannte und ihn eher anschaute, als wenn ich sagen wollte "Hey, ich kenne dich und weiß, wer du bist!", war auch das Thema durch, denn er sah ja, dass mein Geisteszustand nicht betroffen war :o).

Schwester Tanja stellte mir drei Flaschen Mineralwasser auf den Nachtschrank und fragte mich, ob sie sonst noch etwas für mich tun könne. Da ich an dem Abend noch nix gegessen hatte und mittlerweile Hunger verspürte, habe ich sie gefragt, ob sie mir noch eine Kleinigkeit zu essen bringen könne. Das Abendbrot war natürlich längst vorbei, aber sie war so lieb und legte mir einige Scheiben Zwieback auf den Nachttisch, gleichzeitig schloss sie mich an einen Heparin-Tropfer an, um das Blutgerinnsel aufzulösen. Ich habe erstmal zwei Scheiben Zwieback gegessen und dazu ein wenig Mineralwasser getrunken.

Bevor ich ins Krankenhaus eingeliefert wurde, hatte ich mich tierisch müde gefühlt, aber jetzt nach den ganzen Untersuchungen und der Unterhaltung in der Notaufnahme war ich hellwach, sodass ich überzeugt davon war, nicht schlafen zu können - erst konnte ich das auch tatsächlich nicht, aber nach 22 Uhr bin ich wohl doch fest eingeschlafen. Nachts um drei Uhr musste ich nach Schwester Tanja klingeln, damit sie mich von den Überwachungsmonitoren abstöpselt und ich auf die Toilette gehen konnte - da ich zu dem Zeitpunkt auch noch starke Schmerzen im linken Knie hatte, meinem Rheuma sei Dank, war das nicht wirklich lustig, aber Schwester Tanja hat mich sehr nett gestützt.

Auch am nächsten Morgen war mein Stationarzt, mit dessen Erscheinen ich am Morgen gar nicht gerechnet hatte, sehr aufmerksam, freundlich und zuvorkommend. Als er mitbekommen hatte, dass ich mich auf dem Handy bei Timo auf der Arbeit krank gemeldet hatte und Pfleger Thorsten mir ganz nett gesagt hatte, dass ich wegen der ganzen Überwachungsmonitore nicht mit dem Handy telefonieren dürfe und er mir auch gerne das Stationstelefon gebracht hätte, sagte mein Stationsarzt ganz freundlich, dass Thorsten bitte einen Krankenschein für mich fertig machen solle, den er dann unterschreiben würde. Wow - ein Arzt, der mitdenkt! :o) Das ist leider auch nicht immer selbstverständlich, denn gerade in Krankenhäusern muss man die Ärzte und Schwestern immer an die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung erinnern, bisweilen auch mehrere Tage. Die unterschriebene AU zur Weiterleitung an Krankenkasse und Arbeitgeber lag binnen zwei Stunden auf meinem Nachttisch, sodass meine Mama sie am Nachmittag per Post verschicken konnte.

Mein Stationsarzt hatte auch mitbekommen, dass mein linkes Knie derzeit höllisch schmerzte, deshalb hat er die Schwestern, ohne dass ich ihn darum bitten musste, gebrieft, mir ggf. eine Ibuprofen 200 zu geben, falls ich darum bitten würde. Das nenne ich mal wirklich aktives Mitdenken *daumenhochzeichen*.

Als er den Zwieback auf meinem Nachttisch sah, blieb ihm fast die Luft weg vor Erschütterung und er fragte mich: "Wo kommt denn der Zwieback her?" - Der Tonfall war so niedlich-entsetzt, so als wenn Zwieback eine hochgiftige Sache wäre, sodass ich mir das Lachen verbeißen musste, als ich antwortete: "Der ist mir zugelaufen! Nein, im Ernst: Ich hatte gestern Abend Hunger und da hat Schwester Tanja mir den gebracht!" Die Antwort hat ihn total beruhigt und dann hat er auch noch die restlichen Zwiebackscheiben entsorgt, weil die schon total angedrögt waren :o). 

Wenig später erschien er ziemlich linkisch an meinem Bett, eine Augenklappe in der Hand. Er erklärte mir, dass er mir die Augenklappe bringen würde, damit ich nicht immer ein Auge zusammenkneifen müsse, um die Doppelbilder zu vermeiden und dass ich die Klappe alle zwei bis drei Stunden mal auf das andere Auge wechseln solle. Ich kam gerade noch dazu, "Danke" zu sagen, da war er auch schon wieder ziemlich linkisch weggehuscht.

Meine Bettnachbarin kreischte plötzlich amüsiert los, als sie mich mit der Augenklappe sah und rief ganz begeistert: "Ha! Die ist ja herzchenförmig!" Ich habe mich dann erstmal von Pfleger Thorsten von den Überwachungsmonitoren abstöpseln lassen, damit ich ins Bad gehen und mich davon selbst überzeugen konnte. Tja, Schwester Katrins Oma hatte Recht: Die Augenklappe war tatsächlich herzchenförmig :o)). 

Ursprünglich sollte ich 24 Stunden auf der Stroke Unit bleiben, aber in Absprache mit dem Oberarzt wurden dann 72 daraus *stöhn*. Mit anderen Worten: Ich lag drei Tage lang an Überwachungsmonitore angeschlossen auf der Stroke Unit und wurde nur abgestöpselt, wenn

  • ich zu einer Untersuchung musste (Schädel-MRT, Herzecho)
  • ich mich am Morgen im Bad gewaschen habe
  • ich auf's Klo musste
  • meine Physiotherapeutin Übungen mit mir auf dem Gang der Station machte.
Folglich war es sehr langweilig, sodass ich sehr dankbar war, als meine Mama mir am Dienstagnachmittag ein Rätselheft aus der Cafeteria mitbrachte, damit ich wenigstens etwas abgelenkt war. Pfleger Stefan wollte Katrins Oma und mir einen Gefallen tun, indem er am Mittwoch das Frühstücksfernsehen einschaltete, doch wir haben ihn so lange geneckt und scherzhaft über das Programm gemeckert, bis er die Flimmerkiste wieder ausgeschaltet hat, hihi.




Am Dienstagnachmittag tauchte der Oberarzt zusammen mit meinem Stationsarzt an meinem Bett auf, wobei mir der damalige Oberarzt aber nicht so sympathisch war wie mein Stationsarzt. Die beiden waren sich offensichtlich auch nicht grün, denn während der Oberarzt sich bei mir aufplusterte wie ein eitler Gockel, was mich aber unbeeindruckt gelassen hat, stand mein Stationsarzt mit genervtem Gesicht daneben, die Arme vor der Brust verschränkt und hat gar nix gesagt. Der Oberarzt zählte leider auch zu der Kategorie "Ich versuche mal, mit gefährlichem Halbwissen zu glänzen." *nerv* Da war mir mein Stationsarzt tausend Mal lieber mit seiner ruhigen, zurückhaltenden Art. 

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch passierte etwas Skurriles, das ich auch in meinem E-Book "Heißes aus einer Apotheke in Unterfrintrop" thematisiert habe, weil teilweise autobiographisch :o). Ich wurde mitten in der Nacht wach, weil offenbar jemand an meinem Bett stand. Ich habe geblinzelt und habe an der Blue Jeans erkannt, dass es mein Stationarzt war. Ich habe keine Ahnung, wie lange er da schon an meinem Bett stand, aber als ich wach war und mich weiterhin schlafend stellte, blieb er bestimmt noch zwei bis drei Minuten an meinem Bett stehen, bevor er sich langsam abwandte und kurz nach meiner Bettnachbarin schaute. Die Visite bei Schwester Katrins Oma dauerte aber noch nicht mal eine Minute, haha. 

Ich war froh, als ich am Donnerstagabend um 21.15 Uhr von den Überwachungsmonitoren abgestöpselt wurde und mir gesagt wurde, dass ich am nächsten Morgen auf ein normales Zimmer verlegt würde. Schwester Katrins Oma war schon am Mittwochnachmittag auf ein normales Zimmer verlegt worden, sodass ich in dem Moment ganz alleine in unserem Zimmer war - nur nebenan waren jeweils zwei weitere Herren auf der Stroke Unit untergebracht, wovon der eine dauernd lautstark stöhnte, weil er Bock darauf hatte - nicht etwa, weil er wirklich Schmerzen hatte. Das hat er meinem Stationsarzt nämlich bei dessen Abendrunde mitgeteilt...

Die Nachtschwester - selber Raucherin - hat mir trotz der späten Stunde sogar noch erlaubt, mir eine rauchen zu gehen. Nach über drei Tagen ohne Nikotin habe ich mich zwar sehr über die erste Fluppe gefreut, fühlte mich danach aber eher wie auf Drogen, sodass ich die Kippe nach der Hälfte ausgemacht habe und wieder ganz still nach oben gegangen bin, nachdem ich mich ein paar Minuten zu den Viktoriabarschen im Aquarium im Foyer zum Hinterausgang des Krankenhauses gesetzt hatte, um erstmal mein Gefühl, wie auf Watte zu laufen, wieder unter Kontrolle zu bekommen :o).

Morgen gibt's dann den letzten Teil der Geschichte rund um meinen umsichtigen Stationsarzt, der dann auf einem normalen Zimmer der Station B2 im Philippusstift spielt. Sonst ist noch meine fröhliche Zimmerpflanze aus Altenessen mit von der Partie sowie auch lustige Kohlmeisen, Kreuze auf dem Borbecker Dom, verfressene Fledermäuse und verrückte Nachtschwestern :o))).

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