Donnerstag, 30. April 2015

Dellwiger Impressionen

Ich selbst bin zwar in Borbeck geboren - morgen jährt sich das Ganze zum 41. Mal :o) - und somit ein echtes Borbecker Mädel, was ja angeblich auch Ex-Fußballprofi Christoph Metzelder lt. WAZ sein soll *gacker*, aber meine Vorfahren mütterlicherseits stammen aus Dellwig, das ja zum Großraum Borbeck gehört. Meine Vorfahren väterlicherseits kommen aus Ostpreußen, damals noch zu Deutschland gehörig, aber nach heutigen Maßstäben polnisch bzw. russisch.

Meine Großeltern mütterlicherseits - also Opa Fritz und Oma Anna - sind beide in Dellwig geboren und aufgewachsen. Mein Opa kam am 27. August 1913 am Krandicks Hang in Dellwig zur Welt als zehntes von elf Kindern. Beim Krandicks Hang handelt es sich um eine Seitenstraße des Kraienbruchs, die sich bis nach Gerschede in die Kleingartenanlage am Woltersberg hinauf schlängelt.

Meine Oma wurde am 9. Februar 1916 auf der Levinstraße in Dellwig als drittes von sieben Kindern geboren, und zwar im vorletzten Haus der Straße, direkt gegenüber von der Gaststätte Zeche Levin. Ihr Vater, also mein Uropa Herrmann, hat auf der Zeche Levin lange Jahre als Obersteiger gearbeitet - deshalb bekamen er und seine Familie das Obersteigherhaus im Herskamp zugesprochen. 

                 Gaststätte Zeche Levin - (c) Alexandra Döll, Essen. 29. Juni 2013

An die Zeche Levin erinnert der neben nach ihr benannten Levinstraße heute noch eins der Förderräder, das vor dem Dellwiger Dom, also der Pfarrkirche St. Michael, aufgebaut ist. Teilweise findet man in Dellwig auch noch Loren, in denen früher unter Tage die Kohle nach oben transportiert wurde. Eine steht beispielsweise auf der Ecke Reuenberg/Donnerstraße.

                  St. Michael mit Förderrad der Zeche Levin - (c) dionysius.de

Bevor 1965 die Pfarrkirche St. Hermann Josef im Dachsfeld eröffnet wurde - seit 2012 abgerissen, um einer Neubausiedlung Platz zu machen - gehörten meine Großeltern und ihre Kinder zur Gemeinde St. Michael. Meine Mutter ist in dieser Kirche 1959 zur Kommunion gegangen, genau wie ihre jüngere Schwester ein Jahr später. Beide haben damals den Kindergarten St. Michael besucht, bevor sie in die Reuenbergschule eingeschult wurden.


                         Reuenbergschule - (c) reuenbergschule.essen.de

Früher, bevor die Hauptschule offiziell als Schulform eingeführt wurde, handelte es sich bei der Reuenbergschule um eine Volksschule, d. h. nach acht Schuljahren hatte man seinen Schulabschluss erworben, der aber später offiziell mit dem Hauptschulabschluss gleichgesetzt wurde. Ganze Generationen meiner Familie mütterlicherseits haben die Reuenbergschule besucht, sei es als Volks- oder Grundschule. Bis dato war mein Cousin der Letzte in der Familie, der die Reuenbergschule besucht hat - und zwar von 1977 bis 1981.

Eine weitere bekannte Kirche in Dellwig ist neben St. Michael die Friedenskirche in der Schilfstraße direkt neben dem Martin-Luther-Stift. Hierbei handelt es sich um eine evangelische Kirche, die jedoch öfter auch kulturelle Veranstaltungen anbietet.

                               Friedenskirche im Dunst - (c) bvv-dellwig.de


Dellwig hat sehr viel Grün zu bieten - ein Beispiel dafür ist das Barchembachtal, das sich von Bedingrade über Gerschede bis hinunter nach Dellwig erstreckt. Einen Zugang zu dem kleinen Wäldchen findet sich an der Stelle, wo der Bergheimer Steig in die Ripshorster Straße mündet. Die Wege führen weiter zum Donnerberg oder zur Grandstraße in Gerschede.


                     Schaumkraut im Barchembachtal - (c) Alexandra Döll, Essen

Auch rund um den Rhein-Herne-Kanal weiter nördlich, der die Stadtgrenze zwischen Dellwig und Bottrop darstellt, gibt es sehr viele Grünflächen. Direkt am Kanal, auch als Riviera des Ruhrgebiets bekannt, liegt das Freibad Dellwig, im Volksmund auch Hesse genannt, das im Jahr 2014 nach umfangreichem Umbau wiedereröffnet wurde.

           Rhein-Herne-Kanal in Dellwig - (c) Alexandra Döll, Essen. 29. Juni 2013

Auf dem Foto sieht man das Bottroper Ufer, während ich selbst auf der Dellwiger Seite stehe (logischerweise). Das Gelände des Freibads Dellwig liegt schräg hinter mir.

Auch wenn man es vielleicht nicht vermuten würde angesichts der künstlich angelegten Wasserstraße, auf der viele Binnenschiffe verkehren: Im Kanal gibt es jede Menge Fische - Rotaugen, Stichlinge, Barben und sogar Flussaale! Allerdings ist der Schiffsverkehr nicht mehr so stark ausgeprägt wie noch vor etwa zehn oder zwanzig Jahren. 

Durch Dellwig verlaufen zwei Bahntrassen - einmal die Trasse, auf der die S9 und die RB14 zwischen Haltern am See und Wuppertal pendeln sowie etwas weiter nördlich die Köln-Mindener-Strecke, auf der u. a. die S2 zwischen Oberhausen und Dortmund verkehrt. Bei zwei Trassen gibt es selbstverständlich auch zwei Bahnhöfe bzw. Haltepunkte - der Haltepunkt Dellwig-Ost, an dem die S9 hält, liegt auf der Ecke Donnerstraße/Blitzstraße, der Bahnhof Dellwig liegt gut 60 Meter weiter an der Donnerstraße/Dellwiger Straße. Dort befindet sich auch der letzte beschrankte Bahnübergang Essens, denn die Bahnschranken auf Prosperstraße und Kraienbruch wurden 1989 abgeschafft. Die Straßenführung wurde geändert, sodass der fließende Verkehr seither unter der Trasse durchführt.

Der Bahnhof Dellwig ist allerdings um einiges gepflegter als der Haltepunkt Dellwig-Ost - und das, obwohl die S2 am Bahnhof Dellwig nur einmal pro Stunde dort hält, während die S9 werktags einen 20-Minuten-Takt hat.


Blick auf den Bahnhof Dellwig mit S2 Richtung Dortmund - (c) Stadtfotograf, foto-community.de

Auf der Trasse der S9 fuhr früher der sog. "Silberpfeil" als Ironisierung der Tatsache, dass der von einer Diesellok gezogene Zug nicht besonders schnell war :o). Die S-Bahn fährt erst seit 1997 auf der gleichen Strecke und verbindet im Großraum Borbeck die Haltepunkte Borbeck-Süd, Borbeck, Gerschede und Dellwig miteinander. Leider ist die Trasse zwischen Gerschede und Dellwig-Ost nur noch einspurig, was nicht immer so war - auch der Haltepunkt Dellwig-Ost wird leider immer mehr verfallen gelassen.


                          Haltepunkt Dellwig-Ost - (c) kerstin.tueffi.de

Ganz links am Bildrand sieht man noch das Gebäude von Lidl an der Donnerstraße mit dem dazugehörigen Parkplatz. Am Belag des Bahnsteigs sieht man allerdings, wie sehr dort alles verfällt, auch zum Bedauern vieler Anwohner und regelmäßiger Nutzer des Haltepunkts. 



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