Heute Morgen war ich zunächst bei meinem Doc, weil ich ein Rezept über meinen Betablocker brauchte, und bin dann weiter zur Rosen-Apotheke in Gerschede gefahren, um das Rezept dort einzulösen. Bei der Gelegenheit habe ich auch direkt meine Jod-Tabletten geholt, die ich aber erst morgen abholen kann, weil gerade in der Apotheke nicht vorrätig. Egal, morgen habe ich ohnehin ein Vorstellungsgespräch in Huttrop und da kann ich ja noch vorher schnell einen Abstecher in die Apotheke machen, um die Tabletten abzuholen.
Weil Clio und ich gerade so schön unterwegs waren, bin ich mit ihm zur Dellwiger Geheimgarage gefahren und habe ihn dort gegen meinen 3er BMW getauscht, um meine Pferdchen in den Gerscheder Weiden abzukassieren, hehe. Bubi und seine kleine Freundin Melody hatten sich - natürlich! - ebenfalls in meinem Clio geschmuggelt, sodass ich die beiden fummelnden Bebichichis dann auch in den 3er umquartiert habe, denn ich wollte die beiden nicht ganz alleine in der Tiefgarage in meinem Clio zurücklassen.
Mein freundlicher Bebichichi-Transporter - (c) Alexandra Döll, Essen
Von der Ripshorster Straße bin ich zurück auf die Donnerstraße gefahren, aber natürlich waren am letzten beschrankten Bahnübergang in Dellwig die Schranken geschlossen, weil sich gerade eine S2 vom Bahnhof Dellwig auf den Weg nach Bergeborbeck gemacht hatte. Nur eine Stunde zuvor hatte ich Thorsten das tapernde Nashorn am Bahnhof Dellwig abgesetzt - allerdings mit Clio - damit er mit der S2 nach Dortmund fahren konnte. Am Hauptbahnhof erwartete ihn sein Lieblingstorhüter Weide, denn der hatte mein Plüsch-Nashorn zum Frühstück eingeladen :o). Wie mir Thorsten per Handy mitgeteilt hat, ist er gut in Dortmund eingetroffen und wurde bereits von Roman Weidenfeller auf dem Bahnsteig erwartet.
Als ich die Donnerstraße verlassen hatte und nach links auf die Prosperstraße abgebogen war, ließ ich aus meinem 3er BMW wieder die Musik inklusive tiefer Bässe dröhnen - kein Wunder, dass sich sogar einige Porsche, die uns in Dellwig begegneten, respektvoll weggeduckt haben, hihi. Das wollten der 3er und ich den Angeber-Boliden aber auch geraten haben...:o).
Als ich wenig später von der Haus-Horl-Straße nach rechts auf die Levinstraße abgebogen bin und dabei "Die, die, my darling" von Metallica aus den Boxen scheppern ließ, haben sich einige Fußgänger auf der Levinstraße direkt hinter Büsche, parkende Autos und Wartehäuschen von Bushaltestellen gehechtet. Komisch, versteh ich gar nicht...:o)))).
In den Gerscheder Weiden angekommen, erwarteten uns neben meinen strahlenden Pferdchen und geduckten Anwohnern auch eine Reihe von Kolkraben, die fröhlich krächzten, um meine Pferdchen herum hüpften, und sich an den Kadavern überfahrener Kleintiere (Igel, Maus, Ratte) oder an den Resten von weggeworfenen Butterbroten auf der Fahrbahn gütlich taten. Ich erlaube mir darauf hinzuweisen, dass mein 3er und ich die armen Tiere nicht geplättet haben - das war bestimmt der Prolet mit seinem tiefer gelegten Opel Astra, dessen Fahrer ebenfalls in den Gerscheder Weiden wohnt und öfter einen auf 3er BMW für Arme macht.
Kolkrabe - (c) Chris Romeiks, vogelart.info
Nachdem alle meine Pferdchen und ich eine Runde geknutscht hatten - ausgenommen ES, da reichten feuchte Schmatzer - habe ich sie vereinbarungsgemäß abkassiert, wobei meine Pferdchen ihren Hurenlohn ja weitestgehend behalten dürfen, nur 25 % ihrer Einnahmen müssen sie an mich abtreten. Da sind manche Zuhälter leider ganz anders drauf - die kassieren 90 % des Geldes, das ihre Mädchen erwirtschaftet haben, und die Mädels dürfen maximal zehn Prozent behalten *kopfschüttel*. Ich unterhielt mich noch eine Runde mit meinen Pferdchen, als wir plötzlich von einer jungen Dame angesprochen wurden, die nach eigenen Aussagen erst kürzlich nach Essen-Dellwig gezogen ist. Sie war sehr irritiert angesichts der ganzen Raben, die rund um Bahndamm und Wendehammer in den Gerscheder Weiden herum hüpften, und fragte mich, was die Kolkraben hier wollten. Ich antwortete hihr: "Die Raben warten auf einen Produzenten, der ein Remake von Hitchcocks "Die Vögel" drehen will - sie bereiten sich schon mal auf's Casting vor!" Der größte Rabe krächzte zustimmend, während er den Kadaver einer überfahrenen Maus ausweidete.
Nachdem diese Frage geklärt war, deutete die junge Frau auf meine Pferdchen und fragte mich großäugig: "Und was machen die ganzen Männer hier!"
Ich grinste die Frau an und antwotete: "Die vögeln!"
Danach herrschte atemloses, verwirrtes Schweigen, zumindest bei der jungen Dame :o)). Bubi krähte aus dem Inneren des 3er: "Vögeln!" (Das tut er ja auch häufiger ohne konkreten Anlass...) und meine Pferdchen nickten mit zustimmendem Grinsen. Die junge Frau trollte sich mit grüblerischem Gesichtsausdruck :o)). Timo rief ihr noch nach: "Hey, wir sind gut zu vögeln!", aber darauf hat sie gar nicht mehr reagiert.
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Eigentlich müsste ich mein Leben als erste Zuhälterin Essens mal auf die Bühne bringen - Kurzgeschichten dazu gibt es schon (z. B. "Teuflisches Tauwetter" in "Hart wie Krupp-Stahl") und dann kann ich ja noch meine fröhlichen Erlebnisse mit meinen Pferdchen schildern und wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass einige Herren für mich laufen. Angefangen hat das Ganze, als ich noch mit Marina und Steffi bei Oscar Winzen zusammengearbeitet habe - meine beiden Mitstreiterinnen hatten nämlich auch Pferdchen, aber in ihrem Wohnort Düsseldorf :o). Marina, die damals mit ihrem Schatz in Bilk wohnte, hat ihre Pferdchen in einer dunklen Gasse in der Nähe des Hauptbahnhofs für sich anschaffen lassen - da sie aber weder Auto noch Führerschein besaß, musste sie ihre Pferdchen jedesmal mit der Straßenbahn abkassieren *kicher*. Das ist ja im Zuhälter-Gewerbe eigentlich unüblich...:o)).
Genauso unüblich war jedoch auch Steffis Art, ihre Pferdchen in Wersten abzukassieren. Steffi selbst wohnt in Benrath, ist aber stets mit ihrem Fahrrad rüber nach Wersten gefahren, wenn Zahltag für ihre Pferdchen war - da sie nebenberuflich Fahrrad-Fahrschulkurse für Migrantinnen und Seniorinnen gibt, bot sich dieses Verkehrsmittel ja auch an. Sie hat Passanten unter wildem Klingeln über den Haufen geradelt und wenn eins ihrer Pferdchen nicht sofort spurte, indem es ihr ihren Anteil am Lohn ausgehändigt hat, ist sie diesem Pferdchen einfach über den Fuß geradelt, hahaha!!! Beim nächsten Zahltag hat dieses Pferdchen nicht mehr gezickt :o).
Damit Steffi sich beim Abkassieren noch sicherer fühlte und etwaige Angreifer abwehren konnte, die ihr eventuell ans Leder wollten (wäre in Wersten keine große Überraschung), hat sie immer ihre drei Kampf-Meerschweinchen mit zum Zahltag genommen *kicher*. Tja, manche Zuhälter haben Kampfhunde - Steffi als Zuhälterin hatte eben Kampf-Meerschweinchen.
Marina und Steffi haben ihre Pferdchen nachher an eine Berufskollegin in Düsseldorf verkauft. Marina wohnt heute mit ihrem Schatz und ihren beiden kleinen Töchtern in Krefeld-Uerdingen und ist mit der Betreuung ihrer Kinder sicherlich vollkommen ausgelastet - und außerdem liegt Krefeld nicht gerade um die Ecke von Düsseldorf. Steffi hat mittlerweile ebenfalls zwei kleine Söhne, sodass sie natürlich auch nicht mehr die Zeit hatte, sich angemessen um ihre Pferdchen in Wersten zu kümmern :o).
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