Dienstag, 21. Oktober 2014

Es stürmt...

Ankündigungsgemäß hat der Sturm auch in Essen Einzug gehalten, wenn auch bisher bei weitem nicht so schlimm, wie in den Wetterberichten behauptet. Böigen Wind hatten wir auch schon in den letzten Tagen, als noch gar nicht von Sturm die Rede war und die Sonne noch schien.

Ansonsten wundere ich mich darüber, dass jetzt im Herbst, in dem die Temperaturen naturgemäß zurückgehen, in den Wetterberichten ein Geschiss darum gemacht wird, dass die Temperaturen nicht mehr sommerlich sind - bis Mitte Oktober war das doch noch so bzw. das ist gerade mal zwei Tage her, dass wir spätsommerliche Temperaturen mitten im Herbst hatten. Anstatt sich darüber zu freuen, dass der Spätsommer noch über das Ende des Sommers hinaus da war, wird jetzt über ein ganz normales Naturphänomen rumgeheult, so als wenn es total ungewöhnlich wäre, dass es im Herbst stürmt und die Temperaturen zurück gehen. Was anderes wissen manche Sendungen wohl nicht mehr zu berichten...?! Da wird dann aus ganz normalen Naturphänomenen gerne schon mal eine Sensation gemacht bzw. dem Wetter wird vorgeworfen, dass es sich analog zur Jahreszeit verhält. Was erwarten unsere Wetterfrösche eigentlich? Dass wir bis einschließlich Weihnachten 25°C und Sonnenschein haben? Wenn das wirklich eintreten würde, würde wiederum ein riesiges Theater darum gemacht, dass der Winter sich nicht wie ein Winter, sondern wie ein Hochsommer benimmt, hahaha.

Heute Vormittag gab es bereits einen kurzen Regenschauer über Oberhausen, aber später klarte der Himmel wieder auf, sodass sogar die Sonne zum Vorschein kam. Allerdings hat es kurz vor 13 Uhr sogar einmal gedonnert.

Ich war in Oberhausen, weil ich ja ein Vorstellungsgespräch hatte. Das Gespräch selbst ist gut gelaufen und ich werde wohl auch zum Zweitgespräch eingeladen, aber meine Gesprächspartner machten sich zunächst Sorgen, dass ich für die Stelle überqualifiziert sein könnte und mich nachher dort langweilen könnte. Nö, wieso? Erstens lerne ich dabei etwas Neues (Technik, genauer gesagt Metallverarbeitung und -erzeugnisse) und zweitens macht mir die Kommunikation mit Kunden und Kollegen sehr viel Spaß, wie ich ja u. a. bei Oscar Winzen erfolgreich unter Beweis gestellt habe. Ich denke aber, dass ich die Herren davon überzeugen konnte, dass ich mich nicht von der Stelle unterfordert fühlen würde :o). Das Zweitgespräch soll nach Auskunft meines Ex-Chefs in der nächsten oder übernächsten Woche stattfinden.

Im Prinzip ist es doch traurig, dass manche Arbeitgeber sich Gedanken darüber machen, ob ich für die eine oder andere Stelle überqualifiziert sein könnte. Natürlich habe ich ein abgeschlossenes Studium, aber auch jede Menge Erfahrung im Sekretariat - aus dem Grunde bewerbe ich mich auch nur auf Bürostellen, von denen ich meine, dass die für mich eine intellektuelle, interessante Herausforderung sind. Auch ein Sekretariatsjob kann sehr interessant sein, z. B. wegen Fremdsprachen, vielfältigem Aufgabengebiet, Kundenkontakt etc. Deshalb bewerbe ich mich auch nicht auf Stellen, die für Hilfskräfte interessant sein könnten, denn für das stetige Einscannen von Belegen oder die reine Aktenpflege wäre ich tatsächlich überqualifiziert, aber sicherlich nicht für Übersetzungen und Kundenkontakt.

Traurig ist das Ganze auch vor dem Hintergrund, dass es stets heißt, man soll gut qualifiziert sein und selbstständig arbeiten können. Wenn dann aber Bewerbungen von potentiellen Mitarbeitern auf den Absagestapel wandern, weil befürchtet wird, der- oder diejenige ist zu gut qualifiziert für die Stelle und kann auch noch eigenständig denken, dann ist das echt ein Armutszeugnis für den Arbeitsmarkt. Meine frühere Kollegin Andrea war für die Stelle als Jobsearcherin bei uns auch überqualifiziert mit ihrem Doktortitel in Geschichte und ihrer Berufserfahrung im Consulting, aber trotzdem haben wir ihr die Chance gegeben, sich zu beweisen anstatt einfach nur zu sagen "Nee, die Dame ist überqualifiziert, deshalb laden wir sie gar nicht erst ein.". Von ihrer Position als Jobsearcherin hat sie ja dann eine wesentlich anspruchsvollere Stelle gefunden, aber ich halte es für Perlen vor die Säue werfen, wenn man jemandem pauschal absagt und demjenigen nie eine Chance gibt, weil er oder sie angeblich zu gut qualifiziert ist - oder gibt der deutsche Arbeitsmarkt in manchen Fällen nicht mehr her als Hilfstätigkeiten? Das würde ja dann erklären, warum auch viele Akademiker arbeitslos sind.

Ich warte mal ab, wie es sich in Oberhausen weiter entwickelt, wobei mir das dort umrissene Aufgabengebiet sicherlich viel Spaß machen würde, zumal es anspruchsvoll ist. Ein gutes Zeichen ist jedoch, dass ich zum Zweitgespräch kommen soll - also scheine ich ja im Erstgespräch überzeugt zu haben und offenbar auch die Bedenken zerstreut zu haben, dass ich mich auf der Stelle langweilen würde. Ich bin davon überzeugt, dass ich genau dies nicht täte :o). Außerdem lerne ich auch immer noch gerne etwas Neues dazu und möchte auch gerne wieder längerfristig bei einem Unternehmen tätig sein. Bei zwei Firmen war ich ja über fünf bzw. über drei Jahre, der Rest war leider immer nur maximal ein Jahr, aber für befristete Arbeitsverhältnisse oder kurzfristige Einsätze über Personaldienstleister kann ich auch nix. Heute ist es ja leider zur Seltenheit geworden, dass jemand 20, 30 Jahre beim gleichen Unternehmen beschäftigt ist - und wenn dann tatsächlich jemand nach jahrzehntelanger Betriebszugehörigkeit arbeitslos wird oder von Arbeitslosigkeit bedroht ist (z. B. Stellenabbau, Firmenrestrukturierungen, Standortschließungen), wird derjenige vielfach von Arbeitgebern ebenfalls abgewatscht. Eigentlich zeugt eine lange Betriebszugehörigkeit ja davon, dass das Unternehmen über einen langen Zeitraum mit dem Mitarbeiter zufrieden war - manche Arbeitgeber kommen dann aber mit dem Argument, dass jemand, der zehn oder mehr Jahre in der gleichen Firma war, angeblich nicht mehr flexibel genug ist, sich auf etwas Neues einzustellen. Umgekehrt werden aber Menschen mit mehreren kurzen Betriebszugehörigkeiten vielfach fälschlicherweise als Jobhopper abqualifiziert. Ja, wat denn nu? Ist jemand zu kurz bei einer Firma, ist er ein Jobhopper - ist jemand zu lang dort, ist er geistig unflexibel. Offenbar können Arbeitnehmer es wohl nur verkehrt machen...


Heute Mittag vor dem großen Regen - (c) Alexandra Döll, Essen

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