Meine Oma hat ja bis Anfang 1986 in ihrem Haus auf dem Herskamp gewohnt. Manchmal bin ich an trockenen Herbstnachmittagen, wenn meine Mama mit ihrer Mama in der Wohnküche saß, mit meinem Vater in Dellwig spazieren gegangen - am liebsten zum etwa zehn Minuten entfernten Bahnhof Dellwig, denn dort konnte man Anfang der 80er immer jede Menge interessanter Züge sehen. Am Bahnhof Dellwig hielt bzw. hält zwar nur die S2 selbst, aber auf den ganzen Gleisen dort fuhren auch Personenschnellzüge Richtung Duisburg bzw. Essener Norden und Güterzüge.
Um am Bahnhof Dellwig auf das Gleis Richtung Oberhausen/Duisburg zu gelangen, musste man immer die kleine Fußgängerbrücke über die Gleise nutzen, die auch heute noch dort steht. Manchmal stand ich mit meinem Papa eine Stunde lang dort oben auf der Brücke und beobachtete die Züge, die durch Dellwig fuhren. Besonders gefreut habe ich mich immer, wenn eine grüne Lok mit einer Reihe von Güterwaggons kam, die eine gewisse Ähnlichkeit mit dem grünen Krokodil hatte. Das grüne Krokodil habe ich in natura lediglich ein einziges Mal gesehen, und auch nicht hier in Essen, sondern bei einem Spessart-Urlaub in Heigenbrücken im Jahr 1978.
Da damals noch wesentlich mehr Verkehr auf der Köln-Mindener-Strecke herrschte, sind Ende der 80er wohl auch die beschrankten Bahnübergänge im etwa 500 Meter entfernten Kraienbruch und auf der 350 Meter entfernten Prosperstraße abgeschafft worden, denn die sorgten bei geschlossenen Schranken oft genug für Rückstau auf Prosperstraße und Kraienbruch. Seitdem verlaufen beide Straßen ja unter der Bahntrasse, denn manchmal konnte man bis zu zehn Minuten vor der geschlossenen Bahnschranke am Kraienbruch stehen, wenn direkt mehrere Züge durch Dellwig fuhren. Den Namen "Glückauf-Schranke" trugen beide Bahnübergänge jedenfalls zu Recht :o), denn man hatte echt Glück, wenn die Schranken auf waren.
Wenn ich als Kind, als wir noch kein Auto hatten, mit meiner Oma und meiner Mama vom Herskamp zum katholischen Friedhof an der Haus-Horl-Straße gelaufen bin, wo mein Opa ab September 1975 beerdigt war, sind wir auch immer durch den Kraienbruch gegangen, wobei uns die Bahnschranke meist immer kurzfristig aufgehalten hat. Wir haben immer schon gespannt den Mitarbeiter im Häuschen beobachtet, denn wenn der den Hörer abnahm, wussten wir schon, dass sich die Schranke in Kürze wieder schließen würde, weil ein Zug im Anmarsch war. Damals war der Kraienbruch noch durchgängig befahrbar, sodass wir immer oft mit mehreren Autos zusammen vor den geschlossenen Schranken bzw. am Andreaskreuz warten mussten. Manchmal hatten sich die Schranken gerade gehoben, nachdem der letzte Zug durch war und kaum, dass man den Bahnübergang überquert hatte, ertönte wieder das charakteristische Pling-Pling der Schranken, die sich nach nicht mal einer Minute schon wieder erneut senkten.
Fotos vom Kraienbruch gibt es im Internet mehr als genug, aber leider keins, das noch den alten Bahnübergang mit den Schranken zeigt.
Bahnhof Dellwig im Winter - (c) Stefan K.
Auf dem Foto sieht man auch noch die Fußgängerbrücke über die Gleise, die ich weiter oben in dem Beitrag erwähnt hatte.
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