Freitag, 3. Oktober 2014

I break together :o) - oder: Wenn der WDR up to date sein will...

Da Politik und Wirtschaft ja schon seit einiger Zeit Deutschland als 51. transatlantischen Bundesstaat der USA begreifen, springen natürlich auch die Medien gerne auf den Zug auf - neben dämlichem, oberflächlichem Promi-Geseier dürfen wir uns über gaaaaaaanz viele Anglizismen in der deutschen Sprache freuen, deshalb auch die Überschrift im schönsten Denglisch :o). Heute Vormittag postete der WDR einen Beitrag, den man sich "online first" - also zuerst im Internet - anschauen kann, bei dem es um einbürgerungswillige Ausländer ging, die unsere deutsche Sprache und Kultur erlernen möchten. Die von Eins Live-Moderator Andreas Bursche moderierte Mockumentary - geiles Wort - ist also jetzt im Internet zu sehen, also online first, höhö.

Ein Nutzer fragte verständlicherweise nach, was denn eine Mockumentary ist. Hm, der Name stützt sich vermutlich auf das englische Verb "to mock", was auf deutsch übersetzt soviel heißt wie "sich lustig machen" oder "sich mokieren". Ein deutsches Wort scheint es für eine solche Parodie ja offenbar nicht mehr zu geben, wie auch der Nutzer monierte, aber als WDR gehen wir ja mit der Zeit - ach nee, sorry, das nennt man ja auf neudeutsch "up to date" :o).

Bei der Info-Veranstaltung gestern Morgen auf der Arbeitsagentur Essen merkte ein Besucher, der offenbar leider schon einmal trotz entsprechender Qualifikation und Berufserfahrung auf Hartz IV angewiesen war, an, dass bei ihm mal zwei Sozialarbeiter des Job-Centers unangekündigt vor der Tür gestanden und seinen Kleiderschrank auf Damenklamotten geprüft hätten - nicht, weil es dem deutschen Staat was ausgemacht hätte, wenn er eine Transe gewesen wäre, sondern um auszuschließen, dass er nicht etwa heimlich mit einer Frau als Paar zusammenlebt und es sich damit um eine Bedarfsgemeinschaft handeln würde, sodass eventuell sein Hartz IV anzupassen gewesen wäre - insbesondere, wenn die Frau, mit der er zusammen lebte (tat er ja gar nicht), auch noch gut verdient hätte. Auch Steuererstattungen vom Finanzamt sind anzugeben, was eine Besucherin mit den Worten kommentierte: "Warum ziehen Sie dann nicht direkt bei mir ein?" Die Frage ist allerdings nicht ganz unberechtigt, aber wenn man unfreiwillig vom deutschen Staat lebt, hat man natürlich auch kein Recht mehr auf Privatsphäre...

Na ja, zurück zu den Anglizismen, aber die Story musste ich kurz erzählen, damit der folgende Absatz Sinn macht :o). Also...ich habe meine sechs Lover bereits gebrieft, dass sie in meiner Wohnung bitte weder ihre Slips noch Deo noch Shower Gel für Männer vergessen sollten, wenn sie wieder gehen, denn sonst könnte ja der Verdacht aufkommen, dass ich mit mindestens einem der sechs Lover in einer Bedarfsgemeinschaft lebe und man mir somit mein Hartz IV cutten müsste. Aus dem Grund habe ich die Herren auch gebrieft, ihre Ferraris, 5er Touring, Audi A8 und Mercedes bitte nicht mehr next to my home zu parken, denn auch das könnte verdächtig wirken, wenn meine Friends solche Luxury Cars fahren. Ansonsten muss ich noch meinen Head of Cleaning updaten, dass einer meiner Lover nach dem Briefing mitten in den Living-Room gevomitted hat und er bitte beim nächsten Mal doch das Pfützchen vom Parkettboden entfernen soll, damit mein Floor wieder clean ist. Nach dem Vomitten brauchte mein Lover erst mal ne Cigarette auf dem Balkon - zum Glück hat er es avoided, sich über den Lärm, die die singing Birds im Garten machen, zu beschweren, aber so sind alle meine Lover ja glücklicherweise auch nicht drauf, denn sie alle liken die Natur.

Jetzt weiß ich auch, warum ich von totally qualified and nice Employers always Absagen kriege: Mir fehlten in meinen Anschreiben einfach die ganzen Anglizismen! :o) Probably sollte ich next time so etwas hier writen:

Lieber Mr. XY,

als a Woman with completed studies in Educational Sciences möchte ich Sie from next month on contributen with my umfassenden Experiences and Know-how...

Wer weiß, vielleicht kommt das besser in manchen Offices an? :o))


Anglizismen - manchmal echte Schenkelklopfer! :o) - (c) Ralph Ruthe


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