Ich hatte zwar am Dienstag ein durchaus positives Vorstellungsgespräch in Oberhausen und soll ja auch in der nächsten oder übernächsten Woche zum Zweitgespräch kommen, aber darauf kann man sich natürlich nicht verlassen bzw. sollte man auch nicht. Morgen habe ich um 11.30 Uhr ein weiteres Vorstellungsgespräch an der Ruhrallee :o) und zwei Bewerbungen haben meinen Account sowohl heute als auch am Dienstag noch verlassen - sicher ist sicher.
Gestern Abend kam im Hessischen Rundfunk (HR) ein kurzer Beitrag zum Thema "Anonyme Bewerbungen" und welche Erfahrungen Arbeitgeber, Antidiskriminierungsstellen usw. damit gemacht haben. Das Fazit war wohl durchaus positiv, wobei aber richtigerweise angemerkt wurde, dass es sich normalerweise kein Unternehmen leisten könnte, gute Bewerber durchs Raster fallen zu lassen. Offenbar können sich das zumindest hier in NRW noch viel zu viele Unternehmen leisten, denn von den mittlerweile 145 Bewerbungen, die ich versandt habe, sind mehr als 30 komplett unbeantwortet geblieben. Da scheinen manche Arbeitgeber wirklich zu meinen, dass sie es sich leisten können, in unermesslicher Arroganz Bewerbungen auch von guten Arbeitskräften nicht beantworten zu müssen. Ich nenne mal einfach ein paar Namen von Firmen und Institutionen im Ruhrgebiet, die offenbar meinen, sie müssten Bewerbungen gar nicht beantworten:
- Internationaler Bund Herne,
- Provato Bochum,
- TÜV Nord (Gelsenkirchen und Kamp-Lintfort),
- Office People Recklinghausen,
- Gewerkstatt Bochum,
- Parkett Dittrich Dortmund,
- inforbiz.medianet Essen,
- Stölting Personal-Service Gelsenkirchen,
- Sierra Germany Düsseldorf,
- Max-Planck-Institut für Strukturchemie Dortmund,
- Taurus Personalmanagement Oberhausen,
- Eubia Düsseldorf.
Das waren nur einige, denen ich noch nicht mal eine Absage wert war. Eine meiner Leserinnen hatte ja auch letztes Jahr in einer Mail an mich moniert, dass sie auf viele Bewerbungen keine Antwort bekommt und wenn, vielfach nur nach hartnäckigem Nachfragen, wobei sie dann leider noch vielfach die Unterlagen eines anderen Bewerbers zugeschickt bekommen hat :o)). Das ist mir auch schon passiert - ich hatte im März 2013 eine Online-Bewerbung an ein Krankenhaus in Velbert als Sekretärin verschickt. Die Absage kam im April 2013 (immerhin), aber da hatte jemand meine ganzen Unterlagen ausgedruckt (ist bei Online-Bewerbungen eigentlich überflüssig) und meinen Unterlagen dann noch die Approbations- und Facharzturkunden von Kandidaten beigefügt, die sich in dem Krankenhaus offenbar als Ärzte beworben hatten. Das ist, würde ich sagen, schon mehr als peinlich. Ich habe zwar keinen Schindluder mit den Urkunden getrieben, die da fälschlicherweise an mich geschickt wurden, aber manch ein findiger Zeitgenosse mit krimineller Energie hätte sich da eventuell was einfallen lassen. Die Nichtbeantwortung von Bewerbungen bzw. die Rücksendung von Unterlagen nur auf Nachfrage zeugt jedenfalls von mangelnder Wertschätzung gegenüber Bewerbern. Ich sage dann zwar auch meinen Lesern immer wieder, dass es nicht schade ist, wenn sie von einem solch unstrukturierten, unfreundlichen Laden nix weiter gehört haben, denn wenn ein Unternehmen schon so mit seinen Bewerbern umgeht, kann man auch getrost von einem nicht besseren Umgang mit den Mitarbeitern ausgehen, aber ärgerlich ist das Ganze für Bewerber jedenfalls schon. Deshalb kriege ich jedesmal das kalte Kotzen, wenn dann Firmen in den Medien wieder rumheulen, dass sie angeblich nur schlechte Bewerber ohne Benehmen in Vorstellungsgesprächen haben. Da würde ich mich doch erst mal kritisch fragen, wie ich als Unternehmen mit Bewerbern umgehe, indem ich einfach Bewerbungen unbeantwortet lasse bzw. nix oder das Falsche zurücksende oder wenn ich von 100 Bewerbern wirklich nur den letzten Schrott zum Gespräch einlade, während die guten Bewerber entweder unfreundliche Absagen oder gar keine Antworten bekommen. Da stimmt dann was bei der Personalvorauswahl wohl nicht, würde ich sagen.
Eine Bekannte von mir, ihres Zeichens studierte Graphik-Designerin mit viel Berufs- und auch Auslandserfahrung, hatte mal bei einem Unternehmen nachgefragt, was denn mit ihrer Bewerbung sei. Die Antwort lautete: Wir haben Ihre Unterlagen vernichtet. Da man als Graphik-Designerin auch immer Arbeitsproben per CD oder USB-Stick beifügt, ist das natürlich noch ärgerlicher, weil sowohl CD-Rohlinge als auch USB-Sticks einen zusätzlichen Unkostenfaktor für Bewerber darstellen. Die Antwort an sich ist schon eine Unverschämtheit, aber noch viel mehr das dümmliche "Hihi", von dem diese Aussage am Telefon begleitet wurde.
Jetzt soll der vermeintliche Fachkräftemangel hier in Deutschland ja mit gut qualifizierten Flüchtlingen ausgeglichen werden. Damit soll absolut nix gegen den Zuzug ausländischer Fachkräfte gesagt werden, aber diese Augenwischerei von Medien, Wirtschaft und Politik, dass hierzulande angeblich kein geeignetes Personal vorhanden sei, ist der hanebüchenste Schwachsinn, den ich je gehört habe - und das haben heute dankenswerterweise auch einige Leser in ihren Briefen an die WAZ moniert. Es ist doch wirklich merkwürdig, dass ich nach 145 Bewerbungen immer noch arbeitslos bin trotz guter Qualifikation und Berufserfahrung und das gilt auch für viele andere Arbeitssuchende, aber einem gut qualifizierten Zuwanderer aus Eritrea, Äthiopien, Syrien etc. kann man einen Dumping-Lohn wohl schmackhafter machen als jemandem, der die hiesigen Lohn- und Gehaltsstrukturen kennt. Diese hanebüchenen Lügen von Politik und Wirtschaft sind mehr als durchschaubar.
Unser NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider fängt ja auch mit so einem Blödsinn an, dass mehr ausländische Abschlüsse anerkannt werden sollen, um dem angeblichen Fachkräftemangel zu begegnen. Und was ist mit den ganzen gut qualifizierten deutschen Arbeitslosen? Vor einigen Wochen hat er sich ja so über die lohngedumpte Paketzusteller echauffiert, die vielfach von ihrer geringen Entlohnung kaum leben können trotz 10- oder 15-Stunden-Schichten, aber jetzt hört man da komischerweise nix mehr von. Ich glaube kaum, dass sich die Arbeitsbedingungen für Paketzusteller in den letzten acht Wochen exorbitant gebessert haben. Mehr als eine Alibi-Funktion ist diese medienwirksame Empörung wohl nicht gewesen.
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