Donnerstag, 2. Oktober 2014

Meine Güte...!

Kann den Schwachsinn Sünde sein? - Manchmal glaube ich das schon, wenn ich so einige Merkwürdigkeiten in der Zeitung und in anderen Medien lesen muss. Offenbar scheint es einigen echt zu gut zu gehen, denn anders können das neue Moralapostel- und Bessermenschentum echt nicht zu erklären sein. Wenn sich jetzt schon Menschen über den Lärm der renaturierten Donau in einem bayrischen Ort echauffieren, der sie angeblich keine Nacht mehr schlafen lässt, frage ich mich echt, ob's noch geht. Jetzt macht auch die Natur schon Lärm...tz, tz :o). Es hat ja auch mal in unserem 580.000-Einwohner-Provinzdorf Essen ein Bürger, der wohl besser in einem schalldichten Sarg als auf dieser Welt aufgehoben wäre, beim Ordnungsamt angerufen und sich über den Vogelgesang beschwert. Schwachsinniger geht's echt nicht mehr. Wahrscheinlich hat alles und jedes bei solchen Menschen in der Umgebung still zu sein (andere Menschen, Vögel, Flüsse, Flugzeuge, Autos etc.), denn sonst bestünde ja die Gefahr, dass man ihr dummes Geseier überhört und die Totenruhe solcher Zombies unangemessen gestört wird. Ich freue mich eigentlich über Vogelgesang und auch, wenn ich einen Fluss oder Bach plätschern höre, aber manchen geht's in ihrem beschränkten Weltbild echt zu gut.

Solchen Menschen könnte man ja vorschlagen, irgendwo in die Einöde zu ziehen - kein Flug- und Zuglärm, keine spielenden Kinder, keine fröhlichen Nachbarn, die lachen - aber nee, da stört ja dann wieder die Natur, denn die Vögel singen, der Wind rauscht durch die Blätter, Wildschweinrotten könnten grunzen, wenn's mal ein Gewitter gibt, stört das Plätschern vom Regen und das mituntern wirklich laute Donnergeräusch :o). Da hilft echt nur noch ein schalldichter Sarg, in dem sich die Herrschaften den ganzen Tag selbst bespaßen können, aber bitte l e i s e! Bei solchen Leuten kommt bei mir immer der Verdacht auf, dass die keine Freunde und Hobbys haben (die könnten auch Lärm machen, z. B. bei der Konversation!) und deshalb durch unmaßgebliches Geseier auf sich aufmerksam machen müssen, weil sie sonst keiner mit ihrer beschränkten Spaßbremsenart beachten würde.

Die WAZ versuchte sich gerade wieder in einem kleinen Artikel als moralische Instanz, indem sie eine Hand zeigte, die eine Zigarette hielt, und das dann als "schlechtes Vorbild" titutlierte. Soviel Moralaposteltum würde ich mal eher als schlechtes Vorbild bezeichnen. Okay, auf Spielplätzen darf dann demnächst auch nicht mehr geraucht werden, wenn Mütter ihre Kinder beim Spielen beaufsichtigen, aber Alkis dürfen dort natürlich weiter rumhängen, saufen, Leute anschnorren und notfalls auch in den Sandkasten kotzen, wobei alkoholkranke Menschen sich ja bei übermäßigem Alkoholkonsum in der Regel nicht mehr übergeben müssen, haha. Beim Rauchen sind immer alle ganz auf der Moralapostel- und Kriminalisierungsschiene, aber beim Alkohol ist das komplett anders, wobei der nachweislich wirklich stark persönlichkeitsverändernd wirkt, und das nicht zum Guten.

Gestern ist in Essen das Projekt "Putzen für Bier" angelaufen, d. h. ein kleiner Kreis suchtkranker Menschen hält gegen einen kleinen Obulus - meist in Form von Bier - Plätze in der Stadt sauber, die öfter von ihnen genutzt werden. Komisch, in den Niederlanden läuft das Projekt seit Jahren recht erfolgreich, nur hier in der WAZ Essen finden sich immer die depressiv guckenden Bedenkenträgerinnen mit den Worten, dass sie das nicht gut finden. Hm...vielleicht hätte man das Projekt zunächst in einer anderen, weltoffeneren Ruhrgebietsstadt wie etwa Dortmund testen sollen, und nicht gerade in unserem 580.000-Einwohner-Dorf mit leider weit verbreiteter Spießbürgermentalität. Von paradoxer Intervention haben die Damen, die sich über die putzenden Alkis beschweren, wohl noch nix gehört, aber Hauptsache, ich hab mal mein Gesicht in eine Pressekamera gehalten und pseudobetroffenes Zeug von mir gegeben, von dem ich eigentlich keine Ahnung habe und der mein beschränktes Weltbild zusätzlich stört. Hurra, dafür dürfen sich die Damen ja wengistens freuen, dass sie in der Zeitung stehen mit ihrem Bla-Bla.

Was die Stadt Essen von ihren Bürgern hält, sieht man ja auch daran, dass die EVAG künftig die Buslinie 147 einsparen will, die u. a. durch Haarzopf, Fulerum und Frohnhausen fährt. Gerade an der Wickenburgstraße steigen viele Menschen dann in die U18 Richtung Essen-City oder Mülheim-City/Rhein-Ruhr-Zentrum um und das war ein Angebot, das auch gerade von älteren Menschen ohne Auto gerne genutzt wurde. Die EVAG hat zwar die Haarzopfer Bürger zu einer Infoveranstaltung eingeladen, aber im Grunde genommen wurden die Menschen dort vor vollendete Tatsachen gestellt - die Buslinie 147 wird eingespart und stattdessen kommt jetzt wohl eine Buslinie 130 von/nach Mülheim, die aber nicht bis zur Wickenburgstraße fährt, d. h. Menschen, die vorher einmal umsteigen mussten, um nach Mülheim oder Essen zu kommen, müssen jetzt zweimal umsteigen. Und da wundert die EVAG sich, dass ihre Straßenbahnen schon zu meiner Studienzeit immer nur noch spöttisch als "gelbe Prollbandwürmer" bezeichnet wurden und dass immer weniger Menschen sich auf den ÖPNV in dieser Stadt verlassen, wenn irgendwie möglich. Warum sollte ich auch an meine zahlenden Kunden denken, während ich selbst als EVAG-Chef mit ner dicken Bonzenkarre durch die Gegend brause? Ist ja auch ein bisschen viel verlangt, an ältere Mitbürger oder Menschen zu denken, die sich kein eigenes Auto leisten können oder wollen.

Im Vergleich zum ÖPNV anderer Städte entwickelt sich der ÖPNV in Essen jedenfalls immer mehr zur Lachnummer. Als ich noch zur Schule ging und studiert habe, was immerhin bis ins Jahr 2000 der Fall war, habe ich sehr oft den ÖPNV im Ruhrgebiet genutzt und auch heute tue ich das trotz eigenem Pkw immer noch teilweise, aber ich muss sagen: Die Qualität wird immer schlechter. In Düsseldorf fährt die Rheinbahn selbst in den späteren Abendstunden immer noch alle 15 bis 20 Minuten, aber in Essen wird der Takt ab 19.30 Uhr immer dünner - 15 - 20 Minuten Wartezeit auf die nächste Bahn oder den nächsten Bus sind hier reines Wunschdenken.

Ach, wie süß...ist zwar jetzt ein ganz anderes Thema, aber das hatte ich auch schon angesprochen: Der WDR und seine Vegetarier-Hofierung. Gestern Abend kam da in der Aktuellen Stunde auch wieder so ein Beitrag, in dem davon die Rede war, dass manche Betriebskantinen freiwillig einmal wöchentlich auf vegetarische Kost umgestellt hätten, aber das sollte ja jetzt keine Beeinflussung sein...nein, wie kommt der geneigte Zuschauer da nur drauf? Wann jemand wie viel Fleisch isst oder auch nicht isst, bleibt jedem selbst überlassen, dafür brauchen wir die neue Moralapostelschmiede nicht, zu der sich der WDR immer mehr entwickelt. Im Vorfeld des Beitrags wurde ja sogar darauf hingewiesen, dass das jetzt keine Manipulation oder Beeinflussung sein sollte. Muss lügen schön sein...

Keine Kommentare: